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Mein lieber Schwan

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Es ist schon ein paar Jahre her, da sorgte eine Düsseldorfer Musikkapelle namens Kraftwerk für ungewöhnliche Auftritte. Auf der Bühne standen vier wie Schaufensterpuppen zurecht drappierte Schlipsträger, die beseelt von ihrem Kling-Klang-Sound ein elektronisches Instrumentarium bearbeiteten und bedeutungsschwere Liedzeilen sangen wie: "Wir funktioniern automatik - jetzt wolln wir tanzen mechanik. Wir sind die Roboter". Von Tanzen, nun ja, konnte seinerzeit leider kaum die Rede sein. Es sei denn, Hüftsteife wäre das Markenzeichen einer neuen Ausdrucksform gewesen. Jedenfalls hat es gut 32 Jahre gedauert, um der Kraftwerk-Vision Leben einzuhauchen.

Schwedische Wissenschaftler haben ihrem Publikum jetzt einen Vogel gezeigt, einen recht schrägen noch dazu. Es handelt sich um so etwas wie einen robotischen Schwan. 19 Gelenke halten das gut einen Meter große Exemplar mit seinen Flügeln, Hals, Füßen und Schnabel beisammen, um sich halbwegs geschmeidig zu einem Klassiker des Tanztheaters zu bewegen: Tschaikowskis "Schwanensee". Die Forscher haben dazu einfach eine Choreografie vortanzen und von einem Computer aufzeichnen lassen, der die Bewegungen wie einst von Kraftwerk besungen an den Roboter-Schwan überträgt. Laut dem Internetmagazin Golem wollten die Wissenschaftler damit die Grenzen bei der Nachahmung menschlicher Ausdrucksformen ausloten.
 
Wer die Show gesehen hat, muss kein Experte sein, um zu wissen, dass besagte Grenzen ganz schnell erreicht worden sind. Dem wahren Connaisseur mögen bei diesem Anblick gar die Haare zu Berge stehen. Emotion und Emphase? Fehlanzeige. Glücklich machen könnte der Robo-Schwan derzeit allenfalls so übereifrige Kämmerer, die auf der Suche nach Einsparpotenzial Tänzer aus Fleisch und Blut durch Schwedenroboter ersetzen. Die sind schließlich mit ein wenig Strom und Gelenkschmiere zufrieden. Und wenn sie irgendwann auch noch singen können, dann wäre selbst das Musiktheater dank Personalaustausch ganz fix in den schwarzen Zahlen. Kämmerer würden es "Anpassungsbedingte Optimierung
des Stellenplans" nennen. Man könnte aber auch sagen: reiner Schwansinn.

Von Ronny Strobel


www.golem.de/1009/78229-2.html

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