Stimmung bei Gastwirten im Keller

Yvonne Markert kann nur mit dem Kopf schütteln. Dass erneut Gastronomie und Kultur mit dem am Montag beginnenden Lockdown schließen müssen, macht die 40-Jährige fassungslos. "Wir haben ein bestätigtes Hygienekonzept, von 120 Plätzen können wir den Gästen nur die Hälfte anbieten, und zwischen den Tischen haben wir Plexiglaswände aufgestellt", so Markert, die mit ihrer Kollegin Antje Görlach die Gaststätte "Wenzel Prager Bierstuben" am Zwickauer Dom führt.

Neun Standorte zählt die Gastrokette. Die Geschäftsleitung sitzt in Dresden und hatte beim ersten Lockdown das Kurzarbeitgeld aufgestockt. "Bei der letzten Videokonferenz gab es dazu keine Infos", sagt Markert, die bereits seit 20 Jahren in dem Restaurant arbeitet. Auch wenn die Aufstockung nicht kommt, würde sie bleiben. Denn: "Es herrscht ein loyales Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Firma, der Lohn wird pünktlich gezahlt", sagt die Leiterin des Restaurants, das schon wie beim ersten Lockdown wieder auf das To-Go-Geschäft setzt. "Das ist ein Signal an unsere Gäste. Die sollen wissen, dass wir weiter für sie da sind." Ob die Gastrokette, wie von der Bundespolitik angekündigt, zur Überbrückung 75 Prozent des Vorjahresumsatzes erhält, könne sie nicht sagen. Das werde noch geprüft, da diese Wirtschaftshilfe nur Unternehmen bis 50 Mitarbeiter erhalten.

Dass grundsätzlich alle Betriebe im Gastgewerbe, ob groß oder klein, wegen der Coronakrise auf Hilfen angewiesen sind, darauf verweist der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen. So würden 60 Prozent der 240.000 Betriebe mit über 2,4 Millionen Beschäftigten um ihre Existenz fürchten. Zudem sei es wichtig, dass der Corona-Wirrwarr beendet wird. Das Gastgewerbe benötigt Vorlaufzeit, sagt eine Verbandssprecherin. Das kann der Inhaber des Gasthauses "Zum Postgut" in Hohenstein-Ernstthal unterstreichen: "Wir mussten Familienfeiern absagen oder verschieben. Und was ist, wenn der Lockdown verlängert wird? Wir brauchen Planungssicherheit", fordert auch Axel Rottluff. Er ist sauer, dass die Politik nicht unterscheidet zwischen der Gastronomie, die die Leute aufsuchen, um gemütlich zu essen, und der Gastronomie, die zu Parties mit vielen Gästen animiert. "Die Politiker wissen doch, wo sich die Treiber der Pandemie aufhalten", sagt Rottluff, der nun ebenso seine 15 Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt.

Begeisterung strahlt derzeit auch Andreas Erlsbacher nicht aus. Der Betriebsleiter des erst vor Kurzem eröffneten Rippchen-Restaurants im Meeraner EKM kann zwar das Handeln der Politik verstehen, er hätte sich aber mehr Differenziertheit gewünscht. "Ich kann nur hoffen, dass sich die Leute jetzt nicht zu großen privaten Feiern treffen", sagt Erlsbacher, der die Zeit des Lockdowns dennoch für überschaubar hält. Das sieht Jens Lorenz, Chef vom "Ristorante Italiano" im Crimmitschauer Sahnpark, zwar ähnlich, aber auch er hätte sich von den politisch Verantwortlichen vor dem Weihnachtsgeschäft mehr Verhältnismäßigkeit gewünscht. Er will nun vor allem über Online-Bestellungen die Kunden versorgen.