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Stolze Kanadier
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Erst fehlte es an Schnee und Geld, und dann begannen die Spiele mit einem tragischen Unfall. Vancouver ist zum Auftakt dieser Winterspiele wahrlich nicht vom Glück verwöhnt. "Oooooh my God", schlug die Frau am Nebentisch die Hände vors Gesicht, als jene schreckliche Szene von der Rodelbahn in Zeitlupe über den Bildschirm flimmerte.
Ich sitze in Tapley´s Pub im Zentrum von Whistler, kurz vor Beginn der Eröffnungsfeier. Die ansehenswerten Bedienungen tragen die roten Ahorn-Trikots ihrer Eishockey-Nationalhelden. Kein Platz bleibt frei im Pub. Die landestypischen Pitcher (1,89 Liter Bierkrug aus Glas) fließen reichlich. Der Kanadier an sich scheint ein stolzer Mensch zu sein. Applaus brandet auf, als der OK-Chef bei der Eröffnungsfeier vom "besten Land der Welt" spricht. Ertönt die Nationalhymne, stehen die Einheimischen im Pub auf. Freudige Rufe ertönen, als die Exotenländer ins Stadion einmarschieren. Plötzlich aber wird aus lautem Stimmengewirr eine Totenstille ? im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der Gedenkminute für den georgischen Rodler schaut auch Berend Lueks traurig auf den Boden. Der junge Mann aus Vancouver ist im olympischen Fahrdienst beschäftigt, kann das Unglück kaum fassen: "Mir tun seine Verwandten leid und die Kumpels in seiner Mannschaft", meint Lueks. Mit einem Rennrodel, so versichert er, würde er nie und nimmer so eine Bahn herunter sausen. Da schon eher mit einem Bob, in schützendem Gehäuse. Die Geräte transportiert er täglich, zuletzt sogar die von der deutschen Mannschaft.
Zuvor hatte Lueks am Whistler Medal Plaza Menschen beobachtet, die ein Bild des Georgiers und Blumen aufgestellt hatten. Die einheimischen Zeitungen titelten am Wochenende: "Die Bahn ist zu schnell". Es kann also nur besser werden für Vancouver und seine stolzen Kanadier. Für sie stirbt die Hoffnung ohnehin zuletzt. Am finalen Tag steigt das Eishockey-Endspiel. Auch ohne die Ahornblätter würde es sicher laut und feucht zugehen in Tapley´s Pub - und das Pitcherbier in Strömen fließen.
Von Thomas Prenzel
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