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Der neutrale Erzgebirger

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Guntram Kraus aus Oberwiesenthal ist auf den ersten Blick zu beneiden. Im Sommer verkauft der gelernte Metallbaumeister am Fichtelberg diverse Treppen, Geländer für Balkone oder Ähnliches aus Eisen. Im Winter reist der Erzgebirger um die halbe Welt, führt bei den Weltcups im Auftrag des Ski-Weltverbandes FIS Materialkontrollen durch. In Whistler steht sein Domizil gleich neben der Schanze ? in einem kleinen Container. Dort wird über das Wohl und Wehe der Schanzenadler entschieden. Die Kontrolleure kennen ihre Pappenheimer. In den Einzelspringen wurden die Finnen Harri Olli und Janne Happonen wegen regelwidriger Anzüge disqualifiziert. Hinzu kam die Kontrolle der Bison-Bindung von Simon Ammann, die bestand den TÜV.
 
Kraus ist für die Kombinierer zuständig. Gemessen werden Skilänge und Gewicht der Athleten. Beides muss im vorgeschriebenen Verhältnis der Body-Maß-Regel stehen. Außerdem wird die Luftdurchlässigkeit des Anzuges geprüft und wie der am Körper anliegt. Hört ein Sportler im Auslauf die Worte ?Equipment Control?, darf er keine Veränderung etwa an den Schuhkeilen vornehmen oder den Reißverschluss des Anzuges öffnen. ?Die meisten Kombinierer haben ihr Material vor den Wettkämpfen testen lassen, um sicher zu gehen?, erläutert Kraus. Bei diesem Job muss er seine sächsische Brille abnehmen. So bat er Eric Frenzel im Teamwettbewerb zum Test seines neuen Sprungskis in den Container: ?Ich arbeite für die FIS, die ist der Neutralität verpflichtet.?
 
Kraus war früher selbst Skispringer. Bis zum DDR-Jugendmeister und zur Teilnahme an der Skiflug-WM (1988) hat er es gebracht. Olympia sei nun was ganz Besonderes, auch ohne Wettkampfdress. Seine vielen Eindrücke wird der 42-Jährige gewiss zuhause seiner Tochter Henriette schildern. Die Elfjährige ist bereits Sachsenmeisterin im Skispringen. Wäre also denkbar, dass er 2014 in Sotschi ihre Bretter kontrolliert? ?Ja?, sagt Kraus, der ganz neutrale Vater, und lächelt.

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