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Sachsens Unternehmer des Jahres aus Oelsnitz: Gegen die Schwerkraft

Die Führungsmannschaft des Familienunternehmens Bang Kransysteme hat den Wettbewerb "Sachsens Unternehmer des Jahres" gewonnen. Das vogtländische Unternehmen hat sich zu einem international anerkannten Spezialisten für Prozesskräne entwickelt.

Oelsnitz/Vogtland.

Nicht nur Bill Gates, der Gründer von Microsoft, begann seinen unternehmerischen Aufstieg in einer Garage. Auch der Maschinenbauingenieur Werner Bang (69) legte den Grundstein für sein Unternehmen in einer Garage im vogtländischen Adorf. Dort gründete er bereits 1989 eine Servicewerkstatt für die Reparatur von Hebewerkzeugen und Krananlagen.

"Ich spürte, wie alles den Bach runterging. Da habe ich erkannt, dass ich als Selbstständiger besser vorankomme", erzählt Werner Bang über die Anfänge des Unternehmens. Heute ist die Bang Kransysteme GmbH & Co.KG ein stattliches Familienunternehmen mit internationalem Renommee. "Es war ein Vorteil, dass ich in der Branche als erster angefangen habe", sagt der Seniorchef und blickt aus dem modernen Verwaltungsgebäude stolz auf den Kran-Campus in Oelsnitz im Vogtland. Dort arbeiten mittlerweile 155 Beschäftigte.

Seinen Weitblick bewies Werner Bang auch bei der Regelung der Nachfolge im Familienunternehmen. Bereits vor mehr als zehn Jahren wurde damit begonnen, den Kranbauer schrittweise in die Hände seiner Söhne Christoph (Maschinenbauingenieur) und Marcus Bang (Betriebswirt) zu übergeben. Damit änderte sich auch der Führungsstil im Unternehmen. Es wurde neue Strukturen geschaffen, um das Unternehmen auch für die Zukunft zu wappnen. "Das Patriarchat wird abgelöst", erklärt Christoph Bang, ohne dass sein Vater protestiert. "Ich werde noch meine Erfahrung einbringen, damit Fehler vermieden werden, aber ansonsten ziehe ich mich aus dem Geschäft zurück", stellt der 70-Jährige klar.

Das Unternehmen Bang Kransysteme ist heute einer der modernsten Kranhersteller Deutschlands. Im Jahr 2009 wurde entschieden in einem Oelsnitzer Industriegebiet in direkter Autobahnnähe einen Krancampus aufzubauen. Mehr als 20 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren investiert, um auch in Zukunft die hohe Qualität, Präzision und Leistung der Kransysteme sicherzustellen. 2011 wurde die Endmontagehalle mit einer Produktionsfläche von 10.000 Quadratmetern eröffnet. Hinzu kamen eine moderne Stahlbau-Fertigungshalle mit 7500 Quadratmetern Produktionsfläche sowie ein Schulungs- und Verwaltungszentrum. In Kürze wird auch noch eine weitere Lager- und Versandhalle gebaut. "Es ist uns gelungen, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moderne und ergonomische Arbeitsplätze zu schaffen", versichert Marcus Bang.

Das Geschäft des Kranhersteller läuft. Der Auftragsvorlauf beträgt derzeit 18 bis 19 Monate. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Planung, Fertigung, Montage und den Service von Prozesskranen, Automatikkranen und Windensystemen mit Traglasten bis zu 500 Tonnen und bis zu 50 Meter Spannweite. Vor allem in der Stahlindustrie, der Automobilindustrie sowie in kerntechnischen Einrichtungen wird auf die Präzision und Zuverlässigkeit der Kräne aus Oelsnitz gesetzt. Die Exportquote des mittelständischen Unternehmens liegt mittlerweile bei 50 Prozent. Beliefert werden Auftraggeber in ganz Europa, China sowie Mittel- und Südamerika. In diesem Jahr wird ein Umsatz von rund 30 Millionen Euro erwartet, etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Zum Erfolgsgeheimnis des Unternehmens gehört die hohe Fertigungstiefe. Der komplette Produktionsprozess mit zahlreichen Gewerken findet auf dem Kran-Campus statt. "Unsere Kunden können die gesamte Herstellung verfolgen. Das schätzen die Auftraggeber", sagt Marcus Bang. Zudem sei es wichtig für die Sicherung der Qualität und auch für die eigene Wertschöpfung die komplette Prozesskette in einer Hand zu haben, so der Juniorchef.

Bei der Fachkräfterekrutierung setzt Bang Kransysteme vor allem auf die eigene Ausbildung. "Wir haben eine sehr gute Handwerkstradition im Vogtland, das zeichnet den Standort aus", erklärt Christoph Bang: "Es ist am besten selbst auszubilden." Derzeit gibt es im Unternehmen acht Auszubildende. Nach erfolgreicher Ausbildung erhalten die Gesellen eine Beschäftigungsgarantie, mehr als 20 wurden bisher in den Mitarbeiterstamm übernommen. Insgesamt hat der Kranhersteller im Vergleich mit vielen anderen ostdeutschen Industrieunternehmen ein relativ junges Team. Das Durchschnittsalter liegt bei 38 Jahren. Um den Fachkräftenachwuchs zu sichern, engagiert sich das Unternehmen bei der Berufsorientierung in Schulen und auf Ausbildungsmessen. Dabei wird versucht, die Jugendlichen schon frühzeitig an betriebliche Prozesse heranzuführen.

Die Zukunft sehen die Bangs vor allem in sogenannten smarten Kränen, die voll automatisiert arbeiten. Zusammen mit der Automobilindustrie wurde beispielsweise ein Werkzeugtransportkran als Großraumroboter entwickelt. Ein solcher automatisierter Werkzeugtransport ist bereits seit 2018 im neuen Presswerk bei Volkswagen Sachsen in Zwickau im Einsatz. Auch für das neue Presswerk von Porsche und Schuler in Halle (Saale) kommt ein solcher Großraumroboter von Bang zum Einsatz.

Zu den prestigeträchtigen Aufträgen der letzten Zeit gehören auch Kräne für die sogenannte Giga-Factory von Tesla in Grünheide bei Berlin. "Die Marketingmaschine Tesla läuft auf Hochtouren. Wir haben eine unglaubliche Resonanz", sagt Marcus Bang. Der Bekanntheitsgrad sei dadurch gewachsen. In der Automobilindustrie ist Bang Kransysteme allerdings ohnehin eine feste Größe. Zu den Kunden gehören unter anderem Daimler, Audi, Porsche, Volkswagen, Volvo und MAN. Aber auch in der Stahlindustrie gehören Branchengrößen wie Thyssen-Krupp oder Saarstahl zu den Auftraggebern. Hinzu kommen Unternehmen aus der Papierindustrie und der Energiewirtschaft. Diese Breite in der Kundschaft hilft nicht zuletzt konjunkturelle Schwankungen besser abzufedern.

Die Coronakrise hat das Unternehmen ohne große Blessuren überstanden. "Allerdings wird es Zeit, dass wir mit unseren Geschäftspartnern und Kunden zum Beispiel in China oder Südafrika auch wieder persönlichen Kontakt haben", meint Christoph Bang. Um ihren Kunden die Fortschritte bei der Produktion ihrer bestellten Krananlagen zu zeigen, wurde eine Drohne angeschafft, die mit ihrer Kamera durch die Werkhallen fliegen kann und in Echtzeit die Aufnahmen zu den Kunden überträgt. "Die interessieren sich oft für Details, die wir auf diese Weise zeigen können", erklärt der Maschinenbau-Ingenieur. So hat die Pandemie ein neues Marketinginstrument für den Kranhersteller möglich gemacht.

Der Wirtschaftspreis "Sachsens Unternehmer des Jahres" mit dem Sonderpreis "Fokus X" und dem Gründerpreis "Sachsen gründet - Start-up 2021" ist eine Initiative von Sächsischer Zeitung, Freier Presse, Leipziger Volkszeitung und MDR sowie von Volkswagen Sachsen, der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG, der LBBW und der Gesundheitskasse AOK Plus.

www.unternehmerpreis.de

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