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Auf dem Dach der Welt – Tag 1 und 2

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Nachdem ich auf Shanghais höchstem Gebäude war, ging es letzte Woche noch höher hinaus: Tibet. Gemeinsam mit einer Reisegruppe von 22 Deutschen habe ich dort von Samstag bis Freitag viele Klöster, den Potala Palast in Lhasa und die tibetische Landschaft besichtigt. Während der Reise führte ich Tagebuch. Weil die Einträge allerdings zu lang sind, um sie hier auf einmal zu veröffentlichen, werde ich in meinen Blogeinträgen wöchentlich zwei veröffentlichen: 

 

Tag 1- Anreise

Geschafft. Müde und mit ein klein wenig Kopfschmerzen liege ich auf meinem Bett im Yak-Hotel und verfasse meinen ersten Tagebucheintrag über meine Ferien in Tibet:

5:34 Uhr - mein Wecker klingelte und nach ungefähr 4 Stunden Schlaf hieß es aufstehen, anziehen, kurz etwas essen, Zähne putzen und um 6:05 Uhr ab zum Hong Qiao International Airport, dem Inlandsflughafen Shanghais. Dort trafen wir (mein Vater und ich) uns mit der Reisegruppe mit welcher wir nach Tibet geflogen sind. Das ist nämlich momentan die einzige Möglichkeit, eine Einreisegenehmigung für Tibet zu erhalten.

Nachdem wir um 7 Uhr eingecheckt hatten, mussten wir noch knappe 2 Stunden warten bis das Boarding beginnen sollte.

9:00 Uhr - mit 25 Minuten Verspätung hoben wir von der Startbahn ab und flogen zuerst nach Chongqing, einer der flächenmäßig weltweit größten Städte. Während des Fluges sah man deutlich, dass wir uns nach Westen bewegten, da sich die Landschaft unter uns vom versmogten Shanghai über Felder zu einer bewaldeten Hügellandschaft wandelte. Während des Fluges gab es einmal Bordservice, der bei mir aber ziemlich schlecht war: Zuerst verlangte ich einen Orangensaft und Schwarzen Tee und bekam ein orangenes homogenes chemisches Gemisch und einen schwarzen Kaffee, den ich sofort weiterreichte. Als ich mich dann für Reis mit Fleisch entschied, erhielt ich eine kleine Portion Reis in der das Fleisch mit bloßem Auge nur schwer erkennbar war. Aber zum Glück bin ich nicht des Essens wegen geflogen.

Auch wenn die Sicht den Großteil des Fluges gut gewesen ist, war es in Chongqing bedeckt und es regnete sogar ein bisschen (12:00 Uhr). Wir mussten erneut einchecken und wieder durch penible Sicherheitskontrollen, bevor wir endlich in das Flugzeug stiegen, das uns nach Lhasa bringen würde.

17:15 Uhr - Vor dem Flughafengebäude wurden wir äußerst freundlich von unserem deutschsprachigen örtlichen Reiseführer in Empfang genommen und er hängte jedem von uns einen weißen Schal um, der in Tibet ein Zeichen der Ehrerbietung ist. Ich meinerseits packte ihn aber schon bald wieder weg, da es unerwartet warm in Tibet ist.

17:30 Uhr - Wir fuhren in einem Reisebus auf die einzige Autobahn Tibets und legten so die restliche Strecke bis Lhasa zurück. Während der Fahrt bekamen alle (bis auf einige wenige Schlafende) schon einen ersten Eindruck von Tibet: links und rechts der Autobahn breitet sich eine Ebene aus, die an ihren Rändern von bis zu 5000 m hohen Bergen begrenz wird. In der Ebene befindet sich das breite aber flache Flussbett des Lhasa und ansonsten sieht man ab und zu Felder auf denen Hochlandgerste angebaut wird und auch ein paar Kuh- und Yak-Weiden. Die Vegetation ist spärlich und besteht neben Kräutern und Sträuchern in der Ebene auch aus kleinen Weiden und Pappeln. An den Berghängen wächst so gut wie gar nichts, dafür sammelt sich an geeigneten Stellen Sand von gelegentlichen Sandstürmen/Windhosen.

19:00 Uhr - Nach 13 Stunden Reise (von Deutschland nach Shanghai braucht man 9-11 Stunden!) erreichten wir endlich das Hotel, das sich ziemlich zentral in der Stadt befindet. Bisher hatte ich noch nichts von höhenbedingtem (3600) Sauerstoffmangel gemerkt, doch als ich die Treppenstufen in den 2. Stock erklimme, merke ich, dass mir Sauerstoff fehlt.

19:30 Uhr - Mit einem gemeinsamen Abendbrot beendeten wir den Tag als Reisegruppe und hatten den restlichen Abend zur freien Verfügung. Mein Vater und ich wagten uns ein erstes Mal in die Gassen Lhasas vor und ich machte schon ein paar Fotos. Nach diesen Eindrücken kann ich nur sagen, dass der Urlaub höchst interessant und auch amüsant zu werden scheint.


Tag 2 - Potala Palast 

6:15 Uhr - Die erste Nacht in Tibet ist vorbei und ich habe im Gegensatz zu manch anderen wunderbar geschlafen und bin ohne Kopfschmerzen aufgewacht. Im Laufe des Morgens haben sich aber noch Kopfschmerzen eingestellt.

Nach dem Frühstück begaben wir uns zum Potala-Palast, dem Wahrzeichen Tibets. Leider waren wir so früh da, dass wir noch eine gefühlte Ewigkeit warten mussten, bis wir rein durften. Dabei haben wir alle ziemlich gefroren, weil die Sonne noch nicht hoch genug stand um über die Berge zu kommen und wir die Kälte nach dem warmen Vortag unterschätzt haben und deshalb etwas dünn angezogen waren.


8:00 Uhr - Endlich durften wir hinein und mussten erstmal ein paar hundert Stufen bewältigen um dann ca. 70 der 2000 Räume besichtigen zu dürfen.

Oben angekommen erklärte uns unser Guide erstmal die Bedeutung der verschiedenen Farben:

Weiß (Großteil des Gebäudes) steht für die Weisheit des Dalai Lamas; rot (Zentrum des Palastes) für die Barmherzigkeit des Dalai Lamas; gelb (nur einige wenige Gebäudeteile, u. a. Residenzgebäude des Dalai Lamas) steht auch für Weisheit und schwarz (Fensterrahmen) steht für die Macht des Dalai Lamas. Im Innern des Palastes arbeiteten wir uns gemeinsam mit vielen anderen Reisegruppen zum Kern, der Residenz und den Gedenkhallen der Dalai Lamas, vor.

Innerhalb der klösterlichen Räume ist es ziemlich dunkel, da nur wenig Licht eindringt und ansonsten Kerzen aus Yak-Butter die einzige Beleuchtung sind. Außerdem riecht es in jedem Raum stark nach Gebets-Räucherstäbchen. 

Insgesamt sind die Räumlichkeiten des aktuell regierenden Dalai Lamas ziemlich schlicht gehalten, dafür dass er weltlicher Herrscher Tibets und geistlicher Herrscher des tibetischen Buddhismus ist. Erst wenn man in die Begräbnishallen kommt, in denen die Stupa jedes einzelnen Dalai Lama steht, spürt man, welche Bedeutung ein Dalai Lama hat. Eine Stupa ist nämlich nicht ein einfacher Sarg, sondern ein bis zu 14 m hoher Begräbnisschrein, der im Fall der Dalai Lamas aus mehreren Tonnen Gold besteht und mit Edelsteinen besetzt ist.

Während wir durch die Räume geschoben wurden hielt immer wieder mal ein Tibeter an, um Geld in die zahlreichen Boxen zu werfen, Yak-Butter in die Kerzenhalter zu legen oder einfach nur zu beten. Alles wurde von einem ständigen Gemurmel und Geschubse begleitet und nach einer Weile war es schon ein bisschen nervig. Da wir wie alle nur eine Stunde im Roten Palast sein durften hielt unser Guide das Tempo hoch und ich verlor, als ich mir doch mal zwei Info-Tafeln durchlas, den Anschluss. Da es aber nur einen Weg durch den Palast gibt, war ich schnell wieder an der Gruppe dran.

11:30 Uhr - Doch etwas enttäuscht aber auf jeden Fall beeindruckt verließ ich den Potala Palast. Ich hatte ihn mir prunkvoller, nicht so grau sondern farbenprächtiger vorgestellt. Auf der anderen Seite ist es aber faszinierend, wie dieser Palast die Jahrhunderte gänzlich unbeschadet überdauert hat. Die verblassten Farben in den Räumen zeugen schließlich von seinem Alter. Ebenso faszinierend ist auch welche Rolle der Buddhismus und die Dalai Lamas in Tibet gespielt haben und immer noch spielen. Schließlich wurden Unmengen an Gold für die bisher 13 Stupas vom tibetischen Volk zur Verfügung gestellt.

Dieser Eindruck wurde noch verstärkt als wir in eines der ?aktiven? Klöster im Zentrum Lhasas gingen. Dort machen viele Gläubige, bevor sie in das Kloster gehen, einen sogenannten Kotau, von dem jeder tibetische Buddhist mindestens 100 000 in seinem Leben gemacht haben soll. Dabei wirft man sich der Länge nach auf den Boden (zuerst die Knie, dann die Hände und dann ausstrecken) und richtet sich dann wieder auf.

In der Haupthalle, in der alle Buddha-Figuren des Klosters (u. a. Die wertvollste der Welt) aufbewahrt werden, sahen wir auch wieder viele Gläubige, die Yak-Butter oder Geld mitgebracht hatten, um sie dem Kloster zu spenden. Für mich eine völlig fremde Welt, zu der ich noch nie (egal welche Religion) Zugang gefunden habe.

Um das Kloster herum führt ein Pilgerweg, den jeder tibetische Buddhist mindestens einmal gegangen sein sollte. Dort trifft man neben Touristen auch sehr viele Gläubige, die mit einer Gebetsmühle Gebete murmelnd um das Kloster laufen. Dabei viel mir die traditionelle Kleidung der tibetischen Frauen auf, die aus einem Kleid, etwas langärmeligem, einer bunt gewebten Schürze und einem breitkrempigen Hut besteht. Nicht nur dadurch, sondern auch durch ihre dunklere Hautfarbe unterscheiden sich die Tibeter von den gemeinen Han-Chinesen.

An sich ist die Atmosphäre hier in Lhasa sehr ruhig und es scheint, als hätten nur die wenigsten Eile etwas zu erledigen oder wären auf ein Geschäft oder ihren Beruf angewiesen. Vielmehr scheint der Glaube hier eine vordergründige Rolle zu spielen.

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