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Mit dem Taxi durch Shanghai

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Wir stehen an der Hu Qing Ping Gong Lu und warten darauf, dass wir in der stoßweise vorbeirollenden Autolawine ein grünes Licht sehen, dass ein freies Taxi ankündigt. Nach ein bis zwei Minuten, der durchschnittlichen Taxi-Wartezeit an einer der viel-befahrenen Straßen am frühen Abend, sehen wir das erste grüne Licht und meine Schwester hält ihren Arm raus um dem Taxifahrer zu bedeuten, dass er mit uns Kunden hätte. Dieser ignoriert uns allerdings, und fährt einfach weiter. Auch das zweite grüne Licht hat anscheinend kein Interesse an Kunden, denn auch dieses fährt weiter. Erst das dritte Taxi fährt an den Bürgersteig heran und wir können einsteigen. Im Taxi sagen wir dem Taxifahrer wo wir hin wollen, allerdings weiß er nicht, wo das ist, da er eigentlich eher im Stadtzentrum fährt und nur zufällig eine Tour nach "draußen" hatte. Das kommt nicht selten vor und ist auch verständlich, da man von keinem Taxifahrer erwarten kann, dass er den gesamten Stadtplan Shanghais auswendig kann und so immer weiß, wo man hin will. Die meisten haben sich auf einen bestimmten Bereich Shanghais eingestellt und fahren nur dort. Trotzdem kommt es aber ab und zu auch vor, dass sie jemanden aufnehmen, der irgendwo außerhalb ihres Bezirkes hin möchte. Dann muss man den Weg entweder selber kennen oder man steigt wieder aus und wartet auf das nächste Taxi. Wir, oder besser gesagt meine Mutter kennt den Weg und so kommen wir nach einer 15minütigen Fahrt am Ziel an. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass der Taxifahrer ein wenig Englisch spricht und so können wir uns ein wenig unterhalten. Dabei erfahren wir von ihm, dass er sein Englisch ?not from the book? gelernt hat, sondern nur aus Gesprächen mit seinen Taxikunden und dass er gerne Fußball spielt und sogar Didier Drogba kennt, der dieses Jahr zum Shanghai Shenhua Liansheng FC gewechselt ist. Nachdem er uns an unserem Ziel noch seine Karte gegeben hat (die seinen Namen und seine Telefonnummer beinhaltet), verschwindet das grüne Licht wieder im abendlichen Verkehr Shanghais. Wir gehen nunmehr ein Stück die Straße hinab und dann biegen meine Mutter und meine Schwester in einen völlig unscheinbaren Durchgang zu einem Hinterhof ein, der sich als Treffpunkt von Restaurants verschiedener Nationen entpuppt. Zuerst überquert man ein großes "Ying und Yang"-Mosaik, das sich vor einem Japanischen Restaurant befindet und hat dann die Wahl zwischen einem Griechen, einem Mexikaner und einem Thailänder. Wir entscheiden uns für den Mexikaner, der eigentlich ein US-Amerikaner ist, zumindest hat er in seinem Logo und auf der Karte die Umrisse Texas?. Bevor wir bestellen können müssen wir allerdings noch zweimal den Tisch wechseln, da der erste zu klein ist und der zweite auch nicht wirklich größer und ein größerer Tisch am Ende frei wird, den wir sofort besetzen. Das Essen bestand aus Quesadillas, Burritos und Tacos und hat gut geschmeckt, auch wenn ich mal wieder als einziger unwissend ein scharfes Gericht bestellt hatte und mir der Mund danach ein wenig brannte.

Die Rückfahrt gestaltet sich einfacher als vorher, da sich der Taxifahrer in der Gegend auskennt und so gelangen wir wieder in unsere Wohnung, wo ich mich noch ein paar Hausaufgaben widme, da wir mittlerweile doch einiges von den Lehrern für Zuhause mitbekommen. Und da wir die meisten Fächer vier mal in der Woche haben habe ich auch fast immer Hausaufgaben.

Zu diesen normalen Aufgaben kommt jetzt noch dazu, dass wir hier an der Schule in der 10. Klasse ein sogenanntes Personal Project machen, in dem wir eigentlich machen können was wir wollen, wenn wir nur den Prozess dokumentieren. Bewertet wird anschließend nämlich nicht das Ergebnis, sondern der Prozess; also wie ich zu meinem Ergebnis gekommen bin. So gibt es beispielsweise Schüler, die ein Fahrrad oder eine Gitarre bauen wollen. Ich werde mich allerdings mit der Frage beschäftigen, ob es in den ausländischen "Siedlungen" (foreign settlements) in Shanghai bestimmte architektonische Merkmale gibt und inwiefern diese miteinander verbunden sind. Momentan bin ich aber noch im Literaturfindungsprozess und werde deshalb dieses Wochenende auch in einen Buchladen gehen, den mir mein Betreuer empfohlen hat.

So viel über die 6. Woche in Shanghai, Bis nächsten Freitag.

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