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Ein Hoch auf das Hoch

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Das ominöse Runner's High. Das ist der wundersame Glückskick, der dir Läufe beschert, die du nie mehr vergisst. Läufe, von denen du dir wünschst, sie würden nie enden, weil sie sich so unglaublich gut anfühlen. Leicht. Lebendig. Frei.

Sicher, so lange man sich gut fühlt und nicht an seine Grenzen geht, macht Laufen immer Spaß. Wir reden hier aber nicht von Spaß. Wir reden vom ultimativen Glücksgefühl, der höchsten Stufe der Erleuchtung, die ein Läufer erreichen kann. Beim Runner's High passiert irgendetwas in unserem Körper, das uns schweben lässt und das wir weder nachvollziehen noch problemlos abrufen können. Manche erleben diesen Rauschzustand nie.

Doch woher kommt das Runner's High? An dieser Frage beißt sich die Wissenschaft seit vierzig Jahren die Zähne aus. Am verbreitetsten ist die Theorie, dass bestimmte Botenstoffe, die Endorphine, für den Kick verantwortlich sind. Die Forscher begründen die These damit, dass die Endorphine bei starken Belastungen als eine Art Schutzmechanismus an Bindungsstellen im Gehirn andocken, unser Schmerzempfinden unterdrücken und euphorisierend wirken. Der Nachteil: Endorphine ähneln in ihrer chemischen Struktur Morphinen, sind also Opioide. Das Problem bei Opiaten ist, dass sie abhängig machen. Passionierte Läufer, die ihr Training abrupt beenden, leiden unter Entzugserscheinungen. In den meisten Fällen sind das Depressionen.

Doch nicht jeder, der regelmäßig läuft, bekommt in sportfreien Zeiten automatisch eine fette Depression. Eine andere Theorie zum Runner's High nimmt daher nicht die Endorphine in den Fokus, sondern deren Ursprungsort: das Gehirn.  Weil das Gehirn beim Sport nicht besser mit Sauerstoff versorgt wird als sonst, muss es mit seinen Kräften haushalten. Dazu schaltet es den Bereich auf Sparflamme, der gerade nicht benötigt wird: den präfrontalen Cortex, einen Teil der Großhirnrinde, der für Denken, Lernen und emotionales Bewerten zuständig ist. Das Gehirn wird nur noch in den Regionen mit Sauerstoff gefüttert, in denen Automatismen ablaufen. Dadurch ist der Läufer völlig reflexionsfrei und hat den Eindruck, er bewege sich mühelos von allein fort. Er erlebt einen "Flow"-Zustand - das Runner's High.

Böse Zungen behaupten jetzt vielleicht, sie hätten schon immer geahnt, dass zu viel Sport bekloppt macht. Die kognitiven Strukturen werden aber natürlich nach dem Lauf wieder angeschaltet. Es ist sogar erwiesen, dass regelmäßiges Lauftraining schlauer macht. Unter sportlichem Einfluss verarbeitet das Gehirn Reize schneller und effektiver. Sportlergehirne sind ausdauernder und können verhindern, dass der für die Hirnleistung wichtige Dopamin-Spiegel bei geistiger Anstrengung absinkt. Von diesem Effekt profitieren vor allem unsere Konzentrationsfähigkeit und das räumliche Vorstellungsvermögen.

Ob cleverer oder nicht - das Runner's High sorgt dafür, dass wir unsere Probleme für eine Weile vergessen. Es schenkt uns eine Pause von der zermürbenden Grübelei und stimmt uns glücklich. Und das ganz ohne schädliche Nebenwirkungen.

Noch 113 Tage bis Tag X

Läufe: 3

Wochenkilometer:
51

Gemütslage:
angestrengt

Fazit Woche 16: So viel gelaufen wie noch nie und wieder etwas gelernt. Die Natur hat es offensichtlich so eingerichtet, dass wir für längere Ausdauerbelastungen mit dem Runner's High belohnt werden. Was uns früher zur Jagd aufbrechen ließ, lässt uns heute an einem Marathon teilnehmen. Übrigens werden nicht nur Menschen mit dem Glückskick belohnt, sondern auch Hunde. Frettchen leider nicht.

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