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Na, haben Sie schon einen? Nein? Dann müssen Sie sich aber sputen. An diesem Wochenende muss jeder einen haben - einen Hohlkopf. Da denkt sich jetzt so manche Ehefrau: „Warum denn noch einen? Einer reicht schon!“ Aber so einfach ist es nicht. Traditionen sind eben Traditionen, und die müssen gepflegt werden. Selbst wenn es Traditionen sind, die erst seit 30 Jahren bei uns ganz furchtbar urtümlich und traditionell und nicht mehr wegzudenken sind.

Furchtbar ist ein gutes Stichwort, denn hier geht es um Halloween, das Fest des ausgehöhlten Rundgemüses. Der englischsprachige Allerheiligenabend gehört ja für die hiesige Jugend inzwischen genauso fest zum Jahreskalender wie Weihnachten, Silvester und der Verkaufsstart des neuen Ey-Phones. Halloween, das ist der Tag, an dem die Jugend mal ausnahmsweise aus dem Haus geht. Und ums Haus. Stets auf der Suche nach ein paar Nachbarn, die entweder nett oder wehrlos sind und auf das Sprüchlein „Süßes oder Saures“ adäquat zu reagieren wissen. Manche verweigern sich aber auch, wenn gruselige Gestalten wie etwa ein Mann ohne Kopf vor ihrer Tür stehen. Ist ja auch irgendwie verständlich. Gäbe man jedem Zeitgenossen, der kopflos durch die Gegend stolpert, eine Süßigkeit, dann wäre man bald arm und nur die Zahnersatzhersteller wären reich.

 

Nun gibt es aber auch die ewigen Spielverderber, die behaupten, der 31. Oktober sei eigentlich nicht der Gedenktag der Horrorfilmindustrie. Sondern es sei der große Reformator Martin Luther persönlich gewesen, der uns die angenehme Wochenendverlängerung beschert hat. Und das sonnige Herbstwetter noch dazu. Soll ja einen guten Draht nach oben haben, der Luther. Am letzten Oktobertag wollen manche seiner Anhänger in Ruhe über Gott und die Welt nachdenken, die Luthersche Bibelübersetzung studieren oder endlich mal ungestört Serien bei Netflix gucken. Da ist es schon besser, es klingelt kein als Teufel verkleideter Halbwüchsiger an der Tür. Sonst kommt noch das Tintenfass geflogen.

Nun schließen aber Reformationstag und Halloween einander gar nicht aus. Die beiden hohen Festtage passen sogar ganz gut zusammen. Wer kennt nicht das berühmte Zitat des Reformators: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Kürbis aushöhlen.“ Ist genauso authentisch wie die fünf Millionen anderen Luther-Zitate, die so herumgeistern. Außerdem passen die beiden Tage wunderbar zum Ende des Oktobers. Jedenfalls war das früher so, als der Herbst noch eine ernst zu nehmende Jahreszeit war. Mit Regen, Sturm und Schnee auf dem Fichtelberg. Da war es angebracht, zu Beginn der dunklen Jahreszeit Einkehr zu halten. Nicht in der Kneipe! Sondern zu Hause oder in der Kirche.

Doch auch heute noch eröffnet der Reformationstag den Reigen der protestantischen Stimmungskiller-Feiertage. Buß- und Bettag sowie Totensonntag folgen. Da passt die keltische Totenparty, genannt Halloween, doch recht gut dazu.

Und ja, auch in warmen Gegenden wie Florida, Kalifornien oder Mittelsachsen kann man Halloween feiern. Wer dabei ins Schwitzen kommt, kann sich in einem unserer Schlösser etwas abkühlen, etwa in Schloss Lichtenburg oder in Augustuswalde. Dort werden die Räume nur noch auf 19 Grad geheizt. Und wer dann nach der Schlossbesichtigung zu sehr friert, geht einfach raus, um sich aufzuwärmen. Alternativ geht auch eine Kürbislaterne. Anzünden, draufsetzen, fertig. So wird wenigstens das Sitzfleisch warm.

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