
Foto: Andreas Seidel
Diskussion um neue E-Bike-Ladestation im Zentrum
Auf dem Johannisplatz können Radler ab sofort Strom zapfen. Experten bezweifeln, dass der Standort der Anlage geeignet ist.
Von Johannes Pöhlandt
erschienen am 17.04.2018
Limbach-Oberfrohna.
Man muss sich zunächst an den neuen Anblick in der Innenstadt von Limbach-Oberfrohna gewöhnen. Was soll das sein, am Rande des Johannisplatzes vor dem Spielplatz? Eine Werbetafel, ein Schrank mit Schließfächern oder ein Fahrradständer? Zumindest letzterer Tipp ist nicht ganz falsch. Ende der vergangenen Woche hat die Stadtverwaltung eine Ladestation für Elektrofahrräder aufgestellt.
Drei Fahrräder finden dort nebeneinander Platz. Hinter Klappen verbergen sich Steckdosen, in die Radler ihre Netzteile stecken können, um so die Akkus aufzuladen. Der Service ist für Nutzer kostenlos. "Den Strom bezahlt die Stadt", sagt Bauhof-Mitarbeiter Stefan Pröhl. Auch an die Sicherheit haben er und seine Kollegen gedacht: Radfahrer können mit einem üblichen Schloss nicht nur die Fahrräder sichern, sondern auch die Klappen fixieren. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Kriminelle während des Ladens am Netzteil zu schaffen machen. Hinter jeder Klappe sind drei Steckdosen angeordnet. "Radfahrer können also zum Beispiel gleichzeitig ihr Handy aufladen", erklärt Stadtsprecherin Frances Mildner.
Die Kosten für die E-Bike-Station samt Verteilerkasten summieren sich auf 5000Euro. Eine weitere Anlage in etwas anderer Form ist laut Pröhl im Innenhof des Schlosses Wolkenburg errichtet worden. "Künftig soll es auch am Tierpark eine Station geben." Diese könnte im Umfeld des neuen Eingangsbereiches installiert werden, der das jetzige Kassenhäuschen ersetzen soll.
Die Service-Initiative für Nutzer von E-Bikes geht auf Oberbürgermeister Jesko Vogel zurück, der die Bedingungen für Radfahrer in der Stadt verbessern möchte. So hat er angekündigt, Stück für Stück mehr Radwege anzulegen und Einbahnstraßen für Radler zu öffnen. Erst vor wenigen Wochen haben Stadträte beschlossen, dass Limbach-Oberfrohna sich beim Thema Radverkehr einer Arbeitsgemeinschaft anschließt, um so Erfahrungen mit anderen Kommunen auszutauschen.
Die Meinungen zur E-Bike-Station am Johannisplatz gehen weit auseinander. Auf Facebook loben einige Nutzer die Idee, weil sie Mehrwert für Einheimische und Gäste der Stadt bringe. Andere Kommentatoren üben Kritik. Die Stadt solle das Geld vielmehr in den Spielplatz am Johannisplatz investieren, argumentieren sie. Zudem sei die Gefahr groß, dass die Station durch Vandalismus zerstört werde.
Andreas Herkner hält die E-Bike-Ladestation grundsätzlich für eine gute Idee. "Es ist auf jeden Fall ein Anfang", sagt der Inhaber des Limbacher Fahrradgeschäftes Procycle Herki. Allerdings hält er es für fraglich, ob der Standort am Johannisplatz glücklich gewählt ist. "Bis der Akku vollständig geladen ist, dauert es drei bis fünf Stunden", stellt Herkner fest. Wer sein Fahrrad nur für die Dauer eines kurzen Einkaufes auflade, riskiere damit, dass sich die Lebensdauer des Akkus verkürze. "Nur zehn Minuten zu laden, ist eher kontraproduktiv", erklärt der Experte. Er könne sich nicht vorstellen, dass Limbacher, die zum Einkaufen ins Zentrum fahren, dort ihr Fahrrad an den Stecker hängen wollen. Denn nach einer Strecke von nur wenigen Kilometern sei ein Aufladen nicht nötig, sagt Herkner. Nach seiner Erfahrung laden die allermeisten E-Bike-Nutzer die Akkus zu Hause auf.
Ralph Sontag vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Chemnitz begrüßt es, wenn Ladestationen für Radler aufgestellt werden. Dies könne helfen, um die Reichweiten zu erhöhen. Allerdings müssten die Orte sorgsam ausgewählt werden. "Vor einem Supermarkt, in dem ich 15 oder 20 Minuten einkaufe, lohnt es sich nicht", konstatiert Sontag. Vor Schwimmbädern oder Bibliotheken, wo Nutzer sich längere Zeit aufhalten, seien Ladestationen sinnvoller aufgehoben.
Eine Vorreiterrolle bei E-Bike-Ladestationen nimmt Limbach-Oberfrohna übrigens nicht ein. In Hohenstein-Ernstthal steht seit 2011 ein Exemplar auf dem Altmarkt, auch in der Frankenberger Innenstadt können Radler ihre Akkus aufladen. Die Stadt Chemnitz verweist auf die 24 Ladestation für Elektroautos des Energieversorgers Eins. An diesen ist das Aufladen von E-Bikes jedoch etwas komplizierter, da Radler zusätzlich zum Netzteil einen Adapter mitbringen müssen und es keine Bügel oder ähnliches gibt, um die Fahrräder anzuschließen.
16:42 Uhr
cn3boj00: Eine lobenswerte Initiative, die sinnvoll erweitert werden sollte. Dabei sind Standorte wie am Limbomar, am Rußdorfer Bad, am Waldstadion natürlich die beste Wahl! Dass sich die Akkulebensdauer bei Ladungen von 10 oder 20 Minuten verkürzt ist hingegen ein Märchen. Beim Rekuperieren wird ständig kurzzeitig Ladung zugeführt, und der Ladestrom ist am Beginn des Ladevorgangs am größten, d.h. ein teilentladener Akku kann sich auch innerhalb einiger Minuten wieder auf ein höheres Niveau aufladen lassen.
Interessant wäre, ob man dort auch ein Elektromotorrad aufladen darf, dass ebenfalls über einen normalen Schukostecker zu laden geht.