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Meine Nerven liegen blank und Die Kavangos wachen endlich auf
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Meine Zeit in der n'Kwazi Lodge ist abgelaufen. Von Rundu aus werde ich zurück nach Windhoek fliegen. Die letzten Stunden sind für mich immer sehr aufregend. Die Wirtsleute wollen mich zum Flughafen bringen. Sie denken aber anders als ich. Ich warte lieber eine Stunde länger auf dem Flughafen, als zu spät zu kommen. Der Flughafen sieht bei unserer Ankunft recht verlassen aus. Valerie befürchtet, dass das Flugzeug schon eher gestartet ist. Aber nein. Es steht noch in Ondangwa, kann aus technischen Gründen nicht starten. Ein neues Flugzeug soll vermutlich vier Stunden später in Rundu ankommen. Obwohl ich kein Problem sehe, 4 Stunden in einem stickigen Raum sitzen zu müssen, werde ich bedrängt wieder mit zurück zur Stadt zu fahren. Glücklicher Weise treffe ich in der Stadt Daniel aus der Schweiz. Er bietet mir an, die Zeit in seiner Firma zu verbringen. Er betreibt erfolgreich eine Computerfirma mit einigen schwarzen Angestellten.
Nun genieße ich seine Gastfreundschaft, ich sitze an einem schattigen Platz im Hof und habe Internetanschluss, sodass die Wartezeit sehr schnell vergehen wird. Meine Angst, dass die Wirtsleute sich verspäten könnten, verdränge ich beim Schreiben meines Tagebuches.
Meine Gedanken gehen zurück zum Montag. Ich warte auf eine Mitfahrgelegenheit zum Großeinkauf in Rundu für die hungrigen Schüler der 10. Klasse. Stunden vergehen bis es plötzlich ganz schnell gehen muss. Der Landrover ist auf der Schotterstraße in Kaisosi liegen geblieben. Bis dorthin will mich deshalb Pieter, der Sohn der Wirtsleute, mitnehmen. Er repariert das Auto sehr schnell und ich steige zum Wirt in den Landrover zur Fahrt nach Rundu um. Noch verstehe ich nicht, weshalb Wynand in das Township von Rundu hineinfährt. Die Fahrt durch diese Gegend ist für mich aber interessant. Mit einem Kleinwagen käme ich niemals durch diese Sandpisten hindurch, denke ich mir.
Wir halten am Gebäude der SWAPO. Wynand wird nicht weiter in die Stadt fahren, erfahre ich, obwohl er weiß, das ich 150 Kilogramm Maismehl, vierzig Brote, zwanzig Kilo Fisch und vieles andere mehr einkaufen muss. Etwa 50 Leute sitzen vor dem SWAPO-Gebäude. Ich frage nach dem Grund dieser Versammlung.
Noch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich nun gemeinsam mit ihnen volle fünf Stunden hier in der Sonne verbringen werde. Die Kavangos des Verwaltungsbezirkes Kavango Land Ost erheben sich. Seit 10 Jahren kümmert sich der gleiche Councillor, der von der SWAPO aufgestellte Abgeordnete, um ihre Geschicke. Er hat in den vergangenen zwei Perioden für die Bevölkerung nichts erreicht, nur in die eigene Tasche gewirtschaftet, wie die Leute mir berichten. Nun hat er sich erneut für weitere 5 Jahre zur Kommunalwahl aufstellen lassen, und ihrer Meinung nach widerrechtlich die Mehrheit erzielt oder erkauft (?). Die Gelder für zwei angefangene Trinkwasserprojekte sind aufgebraucht bzw. verschwunden, der Kindergarten in Mutwuaranza muss nach wie vor unter einem Baum im Busch stattfinden, obwohl Geld dafür vom Staat zur Verfügung gestellt wurde, es ist verschwunden. Für die Mutwuaranza Grundschule wurden zwei Toiletten für die Lehrer gebaut. Für das Dach ist kein Geld mehr da, erfahre ich von einer Lehrerin. "Wenn die Sonne scheint, verbrennt man sich den Hintern, wenn es regnet kannst du auch nicht darauf sitzen," berichtet sie mir weiter. Zwei Klassenräume befinden sich in Wellblechcontainern. Eine erste Klasse hat mit 80 Schülern gestartet. Zum Glück haben einige Schüler die Schule verlassen, sodass nur noch 68 Schüler in dieser Klasse sind. Wie sollen die Kinder hier lernen? Das Geld für einen öffentlichen Markt in Mayana ist verschwunden.
Im Jahr 2013, während der großen Hungersnot hat dieser Councillor einen großen Hilfstransporter mit Maismehl, Fisch- und Fleischdosen in die Nähe seiner Farm umleiten lassen, um die Waren dort zu verkaufen. Ich berichtete am 28.9.2014 in meinem Blog darüber. Nach einer gewissen Zeit in Untersuchungshaft sitzt er wieder in seinem Büro.
Nun sind die Kavangos endlich aufgewacht. Sie wollen mit einer friedlichen Demonstration erreichen, dass der Councillor sich nicht zur Wahl stellen darf. Einen Tag vor der Versammlung haben sie ein Schreiben an das Polizeirevier in Rundu aufgesetzt und um die Erlaubnis einer Demonstration am Mittwoch gebeten. Der Councillor beobachtete das Geschehen mit Misstrauen und beauftragte ein 9-köpfiges Polizeikommando zwei der Aufrührer aus Mayana zu verhaften. Die Polizisten gaben aber auf, als sie den Grund der Versammlung erfuhren, im Gegenteil sie ermutigten die Leute durchzuhalten.
Es ist interessant für mich, mich mit den Leuten zu unterhalten, sie fühlen sich stark, setzen sich durch, wollen nicht eher gehen, bevor sie die Genehmigung zur friedlichen Demonstration haben. Der handschriftliche Antrag wird abgelehnt, die Verantwortlichen schaffen auch dies noch, den Antrag rechtzeitig in Maschinenschrift zu erstellen und in die Parteizentrale nach Windhoek zu faxen. Derweil fahren drei Polizeistreifen in regelmäßigen Abständen bei uns vorbei. Ihnen ist längst aufgefallen, dass eine weiße Frau unter der wartenden Delegation verweilt und die Menschen zwischendurch mit Getränken und Brötchen versorgt hat.
Meine Augen brennen vom Schweiß, selbst in die Ohren tropft der Schweiß. So langsam sind meine Nerven angespannt, wie soll ich heute noch am fortgeschrittenen Nachmittag meine Examensschüler mit den nötigen Nahrungsmitteln versorgen? Gegen 18 Uhr ist es geschafft. Der Landrover rollt zur Schule, die Schüler laden aus und wuchten als letztes die Maismehlsäcke vom Dach des Autos.
Zwei Tage später haben die Einwohner der Kavangoregion Rural Ost ihr Ziel erreicht. Nach ihrer friedlichen Demonstration in Rundu haben sie das Versprechen erhalten, dass der Councillor nicht auf der Kandidatenliste erscheinen wird und gegen ihn ein Verfahren eingeleitet wird.
Die Medien berichteten darüber
http://news.anotao.com/link/na/www.newera.com.na/2015/10/16/swapo-members-protest-councillor/
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