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Habe ich versagt? Ein Funke Hoffnung bleibt
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Seit Beginn meines Einsatzes als Freiwillige in Mayana bin ich in den Kraals unterwegs, allein oder mit Touristen. Gemeinsam mit Marcus oder Valerie Peypers besuchen wir Familien und bringen zu den bedürftigsten monatlich Maismehl. Dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe.
So haben wir beispielsweise eine nahezu erblindete Großmutter, die trotz ihrer Behinderung regelmäßig auf ihrem kleinen bestellten Feld neben ihrem Kraal werkelt und für ihre kleinen Enkelkinder sorgt, während die größeren Kinder die Schule besuchen. Indem wir die Familie mit Maismehl und Schulkleidung unterstützen, wird akzeptiert, dass die älteren Kinder die Schule besuchen anstelle auf dem Feld arbeiten oder Vieh hüten zu müssen.
Der sehr fleißigen und für viele Waisenkinder sorgenden Josephine brachten wir Maismehl, da sie es aus eigener Kraft nicht schaffte alle Mäuler satt zu bekommen. Neben ihrer Feldarbeit war sie später täglich in den Nachmittagsstunden auf dem für 12 Familien bewirtschaftetem Gemüsegarten anzutreffen. Nebenbei kümmerte sie sich um einen kleinen Shebeen, eine Wellblechhütte in der neben Gemüse aus dem Garten eine sehr begrenzte Menge an Lebensmitteln in kleinster Stückelung verkauft aber auch traditionelles Bier gebraut wurde. Ich berichte hier in der Vergangenheit, da Josephine später unter größten Schmerzen dahinsiechte. Das Geld für ihre Medikamente, welches ich ihr ein einziges Mal persönlich aushändigte, war verschwunden. Den Grund dafür konnte oder wollte sie mir nicht nennen aber sie brauche dringend neue Arznei. Wir besorgten deshalb für ihre letzten Lebenstage ein Attest, damit die Schmerzmittel für die schwerkranke Frau an Marcus ausgehändigt werden konnten.
Als weiteres sehr schlimmes Beispiel anderer Art haben wir mit unserer Bernita. Sie ist in Angola geboren und wird später mit dem Zeitpunkt der Geburt ihrer vier Jahre jüngeren Schwester ans andere Ufer des Okavango nach Namibia zu ihren Großeltern gebracht. Es ist völlig legal, dass auch ohne Pass die Kavango’s sich zu beiden Seiten des Grenzflusses aufhalten. Der kleine Kraal der Großeltern besteht aus zwei Hütten, die nur als Schlafstätten genutzt werden und einer Feuerstelle als Küche. Der Großvater hatte glücklicherweise noch vor seinem Tod das Reetdach der Hütte fertig repariert, wo Bernita schläft. Die Großmutter ist leider dem Alkohol verfallen und hält sich die meiste Zeit in der Nachbarschaft auf. Ich hatte vor Jahren entschieden mich um das kleine magere Mädchen in der Vorschule zu kümmern und fand auch einen Sponsor für sie. Inzwischen besucht sie das 5. Schuljahr und die jüngere Schwester Bela Fine ist bei der Großmutter eingezogen. Ich spreche wiederholt mit der Großmutter, die Kleine sei unterernährt und müsse dringend die Vorschule besuchen um wenigstens dort Zugang zu regelmäßiger Nahrung zu bekommen. Ein Jahr später hat die Großmutter ein Einsehen, und es meldet sich schnell ein Sponsor für das Mädchen. Wir können ab sofort neben der Finanzierung des Vorschulplatzes für das Mädchen regelmäßig Maismehl und weitere Nahrungsmittel zur kleinen dreiköpfigen Familie bringen. Ich packe später Kaltwaschmittel dazu, da die Großmutter behauptet, die Wäsche nicht sauber zu bekommen, sie habe keine Seife. Wenn ich die Kinder in der Schule besuche, versteckt Bernita weiterhin ihre schmutzige Bluse hinter ihren dünnen Armen. Sie schämt sich. Zu unserem Kinderfest packt das Mädchen alles Essbare in einen mitgebrachten Foliebeutel, während ihre Schwester Bela Fine vor Ort alles verzehrt. Wir geben Bernita nun nach jedem Kinderfest regelmäßig zwei ganze Brote mit nach Hause. Inzwischen ist das dritte Geschwisterkind in dem total verwahrlosten Kraal eingezogen, da die Mutter in Angola das nächste Baby bekommen hat. Des nachts wenn Gewitter wüten und ich nicht schlafen kann, wandern meine Gedanken zu den nunmehr drei Kindern, ausgesetzt dem Sturm, Blitz und Donner und dem peitschenden Regen dazu.
Während meines Besuches in der Grundschule letzte Woche erfahre ich, dass beide Schulkinder obwohl sie intelligent sind das Klassenziel nicht erreichen werden. Das kleinere Mädchen Bela Fine komme nur noch selten zur Schule. Sie sei hungrig, begründet Bernita das Wegbleiben ihrer Schwester von der Schule, wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen, sei die Hütte der Großmutter zugesperrt, in der sich die Nahrungsmittel befinden.
Ich habe kläglich versagt, realisiere ich nach dem Gespräch mit der für die untere Grundstufe verantwortlichen Lehrerin. Warum hat die Schule nicht die Sozialarbeiterin eingeschaltet, sie hat das Recht und die Pflicht dazu. Die Großmutter spürt nicht, was sie den ihr anvertrauten Kindern antut und erst recht nicht die Mutter der Kinder, die feine Lady aus Angola, die ganz einfach ihre Kinder bei der unfähigen Großmutter abgibt. Und ich war der irrigen Meinung, mit der Gabe von Nahrungsmitteln und der Möglichkeit des Schulbesuches haben wir alles Nötige für die Kinder getan. Jetzt muss ich erkennen, dass wohl die immer fröhlich auftretende Großmutter die meisten Gaben in billiges traditionelles Bier umgesetzt hat.
Eine schnelle Hilfe ist erforderlich, zu viel Zeit für die Schüler ist verstrichen. Das Schicksal der Kinder lässt mich nicht mehr los.
Am Rande unseres Abschlussfestes in der Vorschule komme ich ins Gespräch mit der Stellvertreterin der Königin der Shambyus, des zahlenmäßig größten Stammes der Kavango’s. Wie durch Zufall hat Kwandu Bertha ein exakt ausgearbeitetes Konzept ihres Gästehauses in der Nähe der Kombinierten Kayengonaschule und des Gymnasiums dabei. Sie will Schülern ab der 8. Klasse, die sehr weit entfernt wohnen und keinen Platz im Internat gefunden haben, die Möglichkeit geben im Gästehaus für 300 N$ monatlich zu wohnen. Bei meinem Bericht über die beiden Mädchen überdenkt sie, sie könne sich durchaus vorstellen auch solch jüngere belastete Kinder im Gästehaus aufzunehmen. Dies sei für die beiden Geschwister mit Schuljahresbeginn durchsetzbar. Die Kinder müssen dazu die Schule wechseln, was für sie kein Problem sein sollte. Zwei Matratzen, Stühle und eventuell auch einen Tisch werden wir durch das Mayana Mpora Projekt finanzieren. Die monatliche Maismehl-Lieferung an die Großmutter stellen wir ein.
Als Nebeneffekt erhoffe ich, dass die Mutter aus Angola endlich erwacht und ihren Pflichten als Mutter zumindest für ihre zwei zuletzt geborenen Kinder nachkommt.
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