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Seit meinem ersten Einsatz als Volontärin veranstalte ich ein Kinderfest auf dem Fußballplatz. Der Termin verbreitet sich rasant über den Buschfunk. Im Gymnasium der Maria Mwengere Schule haben wir bereits um Erlaubnis gebeten, dass unsere 15 gesponserten Internatsschüler diesen Samstag Ausgang bekommen. Vormittags werden sie uns beim Kinderfest helfen und am Nachmittag sitzen wir mit ihnen zum Gespräch beisammen. 

Es ist bereits Mittwoch und mir ist Angst und Bange wie ich das Fest vorbereiten soll. Das Auto der nKwazi Lodge steht mir nicht zur Verfügung, es wird kurzfristig für dringende Fahrten benötigt. Am späten Nachmittag bin ich wieder mit Marcus und Touristen unterwegs im traditionellen Dorf und zeige den Urlaubern wie die Menschen hier in Mayana in den Kraals leben. Darüber werde ich später berichten. 

Marcus wirkt plötzlich sehr aufgeregt und teilt mir am Ende unseres Dorfrundgangs mit dass er einen Todesfall in seiner Familie habe. Der Sohn seines Bruders, mit sehr guten Aussichten zum Studium, hat nach seiner letzten Abiturprüfung durchgedreht, Markus sagt er sei verrückt geworden. Hat man ihm vielleicht Drogen untergeschoben? Es kann nicht mehr aufgeklärt werden. Die Eltern haben den jungen Mann zum Schamanen gebracht. Seither wurde er nicht mehr gesehen und ein paar Tage später in der Nähe von Divundu tot aufgefunden.

Eine Beerdigung kostet die Sippe sehr viel Geld. Die Trauernden sitzen mehrere Tage zusammen und müssen beköstigt werden. Deshalb fahre ich mit Markus zum Einkauf nach Rundu. Wir laden später 50 kg Maismehl, Öl und Fisch bei der trauernden Familie ab. In einem Kraal sitzen die Männer beisammen im anderen daneben die Frauen. Es ist für mich eine sehr bedrückende Situation. Die Beerdigung soll bereits Samstag stattfinden. Da der große Trauerzug am Fußballplatz vorbeikommen wird, wo wir unser Kinderfest feiern wollen, sage ich kurzerhand das Kinderfest ab. Marcus ist dankbar dafür und mir geht es auch besser, drängt sich somit nicht alles zusammen. Denn für Freitag hatten wir in der Vorschule den vierteljährlich stattfindenden Kindergeburtstag geplant und dafür sind auch Vorbereitungen nötig. 

Während ich diesen Bericht schreibe sind inzwischen einige Tage vergangen. Fast täglich fahre ich am Friedhof des Dorfes vorbei. Mich berührt der Tod des junges Mannes sehr. Hätte er eine Überlebenschance in einer Klinik gehabt, überlege ich gestern wieder auf meiner Rückfahrt zur Lodge. Plötzlich stocke ich, eine Mumie liegt im Sand vorm Friedhof. Ich bekomme es mit der Angst zu tun und halte am benachbarten Kraal an. Mit einem freundlichen Herrn laufe ich zurück. Ich bin erleichtert als wir entdecken dass der ausgemergelte Mann Zeichen der Atmung erkennen lässt. Er schläft seinen Rausch aus bekomme ich als Erklärung.

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