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Welch extremer Tag

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Wenn ich zu meinem Projekt in die Kavangoregion reise bin ich alle Tage präsent. Deshalb plane ich erstmals bei meinem fortgeschrittenen Alter zwischen den 4 Wochen meines Einsatzes zwei Tage Pause einzulegen. Aus unterschiedlichen Gründen ergibt es sich dass die zwei Tage Erholung in der ersten Einsatzwoche liegen. Okay, sage ich mir, so nutze ich die Zeit mein derzeitiges Chaos zu sortieren. Ich bekomme den Ford Ranger der Lodge für die 50 km entfernte Lodge anvertraut, allerdings steht das Auto erst am fortgeschrittenen Nachmittag zur Verfügung. Du musst noch tanken bekomme ich mit auf den Weg, aber fahre dazu ein Stück weiter in die Stadt. Auf den Linksverkehr in Namibia stelle ich mich schnell wieder ein. Im quirligen Kreisverkehr komme ich auch zurecht.

In der Hakusembe Lodge angekommen bleibt mir gerade noch Zeit für die Bootsfahrt zum Sonnenuntergang. Es ist herrlich die Ruhe zu genießen. Am nächsten Morgen sitze ich schon wieder allein mit dem Bootsführer auf dem Boot zur Vogelbeobachtung und genieße die Stille. Der zweite und letzte Tag ist leider viel zu schnell angebrochen. Bis zum Einbruch der Dämmerung will ich meinen freien Tag genießen. Ich trete aus meinem Bungalow heraus und sehe auf einem im Fluss umspülten Felsbrocken ein breiteres graues Band liegen. Es kann alles mögliche sein. Mit meiner Kamera zoome ich das Band heran und entdecke ein ausgewachsenes Krokodil.

Viel zu schnell werde ich in den Alltag zurück geholt. „Das Auto wird benötigt“, erfahre ich über einen Anruf. „Andererseits muss die Wäsche für die Nkwazi Lodge mit dem Traktor geholt werden. Und du musst Wasser auffüllen.“ Wo ist der Hebel für die Motorhaube, wo ist der Einfüllstutzen für das Wasser? Die Kavangos sind sehr hilfsbereit, ich muss mich um nichts kümmern. In der extremen Nachmittagshitze steige ich ins Auto, ich verbrenne mir fast meine Hände am Lenkrad. Ziemlich kaputt komme ich in der Lodge an. Der Akku meines Smartphones zeigt nur noch 10% an. Ich versuche erfolglos an 4 verschiedenen Stationen zu laden. Inzwischen sind nur noch 4% Akkulaufzeit verfügbar. Entnervt lege ich das Gerät beiseite.

In schlechter Stimmung lehne ich erstmals seit meinen Einsätzen für Touristen eine Führung ins Dorf ab. Mein Akku ist leer. Ich stelle mich unter die kalte Dusche und lege mich nass aufs Badetuch, nach kurzer Zeit bin ich wieder durchgeschwitzt und nehme eine zweite kalte Dusche.

Am Abend sitze ich mit Gästen zusammen die im Dorf unterwegs waren und berichte ihnen aus unserer Arbeit im Mayana Mpora Projekt. Die Trommeln rufen auf zum traditionellen Tanz. Mit viel Freude singen und tanzen die Kavangos für die Touristen. Die 50N$, umgerechnet 3€, die die Touristen für die Veranstaltung zahlen, werden anschließend direkt an die Akteure des Abends aufgeteilt. Ein Herr spricht mich an, er sei in einem Gospelchor in Deutschland und möchte gern wissen wann die Sänger hier proben. „Es gibt keine Proben, sie singen und tanzen spontan. Sie haben Musik im Blut und es kommt aus ihrem Herzen.“ Dieser Herr gibt mir später heimlich 50€ für die Schulbildung in Mayana.

An der Bar beobachte ich später seine Frau wie sie bei der Begleichung ihrer Rechnung darauf beharrt dass sie nur für eine Person zahlen wird. Sie selbst habe nicht hingeschaut. Petrina, die Kellnerin, fragt nochmals nach, „wirklich nur eine Person?“ Glücklich über die eingesparten 3€ geht die Frau von dannen. Sie hat nicht begriffen, was sie heute im Dorf der Kavangos gesehen hat. Mir ist es ebenso peinlich wie dem Ehemann. Ich bin letztendlich allein mit Petrina an der Bar und gebe ihr 50N$, die die Frau nicht zahlen wollte, mit der Erklärung, ihr Partner habe mir eine Spende für unser Mayana Projekt überreicht.

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