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Vom Suchen und Finden der Sinnlichkeit

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Bald ist Weihnachten. Von jetzt an will ich das akzeptieren, nicht mehr vor den öffentlichen Folgeerscheinungen fliehen; vielleicht auch das eine oder andere Gefühl von Advent zulassen, mal sehen. Zwei Gespräche mit Lesern haben mich heute dazu gebracht, mein Abwehrverhalten zu überdenken, mich dem Suchen nach Sinnlichkeit zu stellen. Bald ist Weihnachten.

"Ich möchte gerne dem Weihnachtsmann einen Brief schreiben", sagte die Anruferin, "aber ich habe keine Anschrift." Ganz eindeutig: Ich sprach nicht mit einem Kind. Bevor ich entscheiden konnte, was das für mich bei der Antwort bedeuten könnte, redete die Frau schon weiter. "Das stimmt nicht wirklich, denn eigentlich will mein Enkelkind schreiben, aber ich habe ihm versprochen, die Adresse zu besorgen." Mein Gehirn arbeitete, was nicht immer der Fall ist, in diesem Moment mal schneller, als meine Finger die Suche danach in den Computer eingeben konnten, und ich erinnerte mich an die Seite "Aus aller Welt" in der "Freien Presse" vom 20. November, auf der die himmlischen Anschriften standen. Zum Antworten aber kam ich immer noch nicht. "Nun habe ich die Zeitung verlegt, ich kann Sie nicht mehr finden, vermutlich habe ich darin etwas eingewickelt, den ganzen Altpapierstapel habe ich schon durchsucht. Bitte helfen Sie mir." Die Stimme klang verzweifelt, ich höre ein tiefes Durchatmen. Dann kam ich zu Wort: "Kein Problem, sagen Sie mir ihre Lesernummer, ich schicke Ihnen die Zeitung zu." Plötzlich wieder energisch sagte die Leserin: "Nein, nein, das dauert mir viel zu lange, bitte hinterlegen Sie die Zeitung doch an der Pforte für mich, ich fahre gleich mit dem Bus in die Stadt und hole sie mir ab", sagte die Anruferin und fügte hinzu, bevor sie auflegte: "Sie machen mich glücklich, wirklich, jetzt geht es mir viel besser." Wenn das immer so einfach wäre ... Bald ist Weihnachten.

Beim zweiten Gespräch war deutlich zu spüren, dass sich bei der Anruferin etwas angestaut hatte: "Jetzt kann ich nicht mehr anders, jetzt muss ich es mal loswerden", sagte die Leserin zu mir. Ich habe nicht gezählt, was an sich eher ungewöhnlich ist, aber die Liste der Punkte, was ihr an der "Freien Presse" nicht gefällt, war wirklich lang; Erklärungen von mir wollte die Anruferin aber gar nicht hören. Plötzlich hielt sie inne und sagte: "Sie summen ja." Vor Schreck wäre ich beinahe die verbliebenden zehn Zentimeter auch noch vom Schreibtischstuhl gerutscht. Was hat sie gesagt? "Ich summe nie, ich höre Ihnen aufmerksam zu." "Nein, sie haben gerade gesummt." "Was soll ich denn gesummt haben?" Die Frau begann zu singen, und ich erkannte das Lied, ich hatte es wenige Sekunden zuvor wirklich in Gedanken gesummt, vielleicht doch etwas gehaucht, ohne es zu merken, manchmal passiert mir das: "Es ist ein Ros entsprungen." Ich entschuldigte mich: "Das ist mir jetzt aber wirklich peinlich." Die Antwort machte mich sprachlos: "Das muss es nicht, Sie haben ja Recht. Bald ist Weihnachten. Manchmal sollten wir uns das bewusst machen. Sie persönlich können ja nichts für meinen Ärger, ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit."

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