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Heute komisch - aber damals?
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Als ich vor 22 Jahren mit ein paar Kollegen, die alle in der DDR aufgewachsen waren, im Kino saß und wir uns den Film "Sonnenallee" von Leander Haußmann anschauten, habe ich diese Erfahrung gemacht: Um mich herum brachen die Leute unentwegt in schallendes Gelächter aus, während ich, wenn überhaupt, nur ab und zu verhalten schmunzeln konnte angesichts dessen, was ich da auf der Leinwand an Bildern und Geschichten vom Leben der jungen Menschen im Osten vor dem Fall der Mauer präsentiert bekam. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich den Streifen so begreifen wollte, wie ich ein Schauspiel der Kategorie "Absurdes Theater" interpretieren würde, was mir aber nicht gelang, weshalb ich damals in die Lobeshymnen für den Film nicht einstimmen wollte beziehungsweise konnte. Heute würde mir das nicht mehr passieren, denn mittlerweile habe ich von Freunden, Bekannten und vor allem auch Lesern der Zeitung so viel über das echte Leben in der DDR erfahren, dass ich in der Lage bin, nachzufühlen und am Ende darüber zu lachen, wie grotesk manche Dinge damals waren. Warum ich das erzähle? Ein Leser hat mir heute dies erzählt, weil er die Reportage "Briefbomben ohne Sprengstoff" in der Beilage "Wochenende" über den Postkrieg von DDR und BRD gelesen hatte.
Der Mann sammelt Briefmarken, seit Kindertagen bereits. Zur DDR-Zeiten waren Marken aus der BRD natürlich sehr begehrt, deshalb hatte er einen Tauschpartner im Westen. Der schickte ihm eines Tages einen Brief, bei dem die Marke auf der Vorderseite von unbekannter Hand mit grauer Farbe übermalt war. Verwundert schrieb er seinem Freund zurück und bat darum, im nächsten Schreiben die Marke nicht aufzukleben, sondern in den Brief zu legen, damit er sehen konnte, welches Motiv sie zeigt. So geschah es, der Leser erfuhr auf diese Weise, warum die DDR-Behörden zum grauen Stift gegriffen hatten: Es zwar eine Sondermarke der Bundespost im Jahr 1965 zum 20. Jahrestag der Vertreibung. Einmal mehr habe ich mir in diesem Moment die Frage gestellt, ob die Menschen damals in der DDR über solch groteskes Gebaren lachen konnten oder ob sie damit warten mussten, bis es Jahrzehnte später zum Gegenstand einer Filmkomödie werden sollte. Und wenn ja, was haben sie dann damals wirklich gedacht?
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