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Von der Mitte bis in den Osten

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Bevor ich die Geduld verliere und meinen überzeugenden Argumenten noch mehr Nachdruck verleihen möchte, indem ich meine Stimme ein wenig anhebe und die Pausen zwischen meinen Sätze wegfallen lasse, weil ich nicht unterbrochen werden will, muss viel passieren. Seit dem ersten Tag als Leser-Obmann war dies erst einmal der Fall gewesen, bis heute: Am Ende dieses Gespräches habe ich mein Headset abgenommen und bin über das Treppenhaus in die sechste Etage des Verlagshauses der "Freien Presse" gegangen (ich sitze im zweiten Stock), um dort ein Fenster aufzumachen, über die Stadt zu schauen und mal klar und deutlich auszusprechen, wie ich mich gerade fühle. Dann bin ich zurückgekehrt an meinen Schreibtisch, alles war wieder gut.

"Können Sie mir mal erklären, was Sie damit meinen, wenn in den Artikeln von Ostdeutschland die Rede ist oder wenn in Ihrer Zeitung über den Osten geschrieben wird?", fragte mich der Leser zu Beginn, wartete aber meine Antwort nicht ab, sondern trug mir sein eigentliches Anliegen vor: "Sie sollten endlich auch die Einheit Deutschlands akzeptieren und diese Begriffe einfach nicht mehr verwenden." Meine Strategie zur Deeskalation sieht bei solchen Eröffnungen einen Gegenfrage vor: "Können Sie mir ein Beispiel nennen?" Der Anrufer konnte, nicht nur eines, diese zwei sollen hier genügen: "Freie Presse" habe kürzlich einen Artikel mit der Überschrift "Der Papst kommt - auch in den Osten" veröffentlicht und nach dem Zugunglück bei Magdeburg die Sicherheit der Bahn in Ostdeutschland beleuchtet.

"Das Kirchenoberhaupt kommt nach Erfurt. Jetzt schauen Sie sich doch bitte einmal auf der Karte an, wo die Stadt liegt, ich will es Ihnen sagen: Mitten in Deutschland, von Osten keine Spur. Das gleiche gilt für Magdeburg, darüber wollen Sie mit mir doch wohl nicht streiten. Wobei ich andererseits davon überzeugt bin, das beispielsweis Rostock in Nord- und nicht in Ostdeutschland liegt." Weil ich bereits ahnte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte, versuchte ich mein Heil im Synonym: "Aber es sind doch immer nur die fünf neuen Bundesländer gemeint, das versteht doch auch jeder so, meinen Sie nicht? Sie werden mir doch zustimmen, dass in Ostdeutschland die Lebensverhältnisse beispielsweise bei den Löhnen und den Renten immer noch nicht zu hundert Prozent angeglichen sind." Das hätte ich lieber nicht sagen sollen, die Unterhaltung driftete in eine andere Richtung, ich habe nicht mehr ganz so viel gesagt, bei diesen Diskussionen höre ich dann doch lieber mehr zu. Und ganz unter uns: Ich finde den Osten echt klasse.

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