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Früh morgens singt die Amsel ihr Lied
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"Als ich heute Morgen 5 Uhr 24 erwachte, traute ich meinen Ohren nicht. Mitten im Lärm der vorrüberfahrenden Autos, Straßenbahnen, dem Geheul der Rettungsfahrzeuge, die um diese Zeit schon auf Achse waren, trällerte eine Amsel ihr Lied. Ich vergaß all den Lärm auf der Straße und lauschte nur noch dem Gesang. Der Frühling steht doch schon vor der Tür."
Wenn sich jemand gerade fragt, ob der Leser-Obmann nun von allen guten Geistern verlassen ist, so sei ihm gesagt: Dort stehen An- und Abführungszeichen, der erste Absatz ist ein Zitat, ein Leser aus Chemnitz (Stadtteil Bernsdorf) hat mir diese Sätze per Mail geschickt. Nun möchte ich nicht unbedingt aus dem Nähkästchen plaudern, aber Briefe und Mails ähnlichen Inhalts erreichen mich nicht gerade selten; da fällt mir ein: Statt "nicht gerade selten" sollte ich lieber "häufig" oder "oft" schreiben, denn ich habe vor nicht einmal drei Stunden einem Anrufer zugestimmt, das man statt "nicht unumstritten", was ein Redakteur heute in der "Freien Presse" geschrieben hat, doch besser "umstritten" oder "strittig" schreiben sollte, weil das ein Wort weniger ist und man nicht erst nachdenken muss, bevor man die doppelte Negation verstanden hat.
Also, warum ich das Zitat überhaupt hier erwähne: Ich weiß nicht, wie eine Amsel klingt, wie sich ihr Gesang anhört, welche Melodie ihr Lied hat. Nicht dass ich mich nicht jemals für Singvögel interessiert hätte (schon wieder eine doppelte Negation, das ist aber heute auch schwierig), aber an dieses charakteristische Zwitschern konnte ich mich nicht erinnern. Weil ich aber allen Lesern nicht einfach nur antworte und mich für ihre Mitteilung bedanke, sondern immer auch zum Ausdruck bringen will, dass ich verstehe, um was es ihnen geht, habe ich im Internet die Seite www.vogelstimmen.de aufgerufen und mir in aller Ruhe eine Amsel angehört (während der Arbeitszeit, es sei mir verziehen). Und dann habe ich dem Leser geantwortet und geschrieben, dass ich ihm vorbehaltlos zustimme, ich selbst aber in dem Park vor meiner Wohnung (ohne Straßenbahn und Sirenengeheul) dieses Jahr noch keine Amsel vernommen habe. Beim Senden der Mail hatte ich ein gutes Gefühl und den festen Vorsatz, demnächst (dann natürlich in meiner Freizeit) mich mal bei www.vogelstimmen.de durchzuklicken, um vorbereitet zu sein, wenn der Frühling tatsächlich kommt.
Zwei Minuten später klingelte das Telefon, ein Leserin aus dem Erzgebirge war dran und sagte: "Ich habe kein Anliegen, ich wollte nur mal Ihre Stimme hören. Wie Sie schreiben, weiß ich, jetzt wollte ich noch wissen, wie Sie klingen." Ich habe mich bedankt und sofort nach dem Auflegen die Suchmaschine im Netz aktiviert: Wenige Sekunden später war ich erleichtert und atmete einmal tief durch - es gibt keine Stimmprobe von mir, die man abrufen kann; auch kein Video, falls das jemand versuchen sollte. Obwohl ...
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