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Der Fan hat Zeit ohne Ende und viel Gefühl
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Weil ich mir überlegt habe, was ich als Einleitung für mein heutiges Thema schreiben könnte, habe ich einfach mal im Online-Lexikon "Wikipedia" nachgeschaut, wie dort dieser Typ von Mensch beschrieben wird, der mich in regelmäßigen Abständen anruft oder mir eine Mail schickt. Und siehe da, diese Definition bringt es tatsächlich auf den Punkt: "Ein Fan ist ein Mensch, der längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem für ihn externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen oder abstrakten Fanobjekt hat und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Ressourcen wie Zeit und/oder Geld investiert." Denn in dieser Erklärung steht fast alles drin, was die Leser auszeichnet, die sich an mich wenden, weil sie ein Fan sind. Ich erkläre das gerne an drei Beispielen von heute zwischen 10 und 12 Uhr:
Nehmen wir als erstes die "leidenschaftliche Beziehung". Anruf heute um 10.34 Uhr: "Wenn das alles ist, was Sie über das Spiel (Anmerkung: Bayern) gegen Inter Mailand bringen, dann können Sie die Zeitung gleich in die Tonne kloppen. Richten Sie das den ... (dieses Wort zitiere ich wegen seiner Respektlosigkeit gegenüber den Redakteuren nicht) im Sport aus." Ich finde, hier kommt die Leidenschaftlichkeit gut zum Ausdruck.
Als nächstes betrachten wir die "emotionale Beziehung". Anruf heute um 11.03 Uhr: "Das können Sie doch so nicht schreiben, das müssen Sie korrigieren, er war doch kein Gangster, auch wenn er mal etwas mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Ich habe viel über ihn gelesen, die meisten Filme gesehen. Das war doch einer von den Guten und kein schlechter Mensch. Das hat mich schon berührt." Zur Erklärung: Der Leser spricht hier von Wyatt Earp, für die Anhänger dieses Genres eine der schillerndsten Figuren im Wilden Westen. Die Kritik des Anrufers bezog sich auf die Einleitung des Artikels "Ein legendärer Ballermann" heute auf der Seite Geschichte. Dort heißt es "... Gangster wie Wyatt Earp ...". Ich habe dem Leser gesagt, dass ich seine emotionale Erregung verstehen kann.
Bliebe noch der Aspekt "Ressourcen wie Zeit und/oder Geld". Anruf heute um 11.32 Uhr: "Endlich habe ich Gewissheit, es hat etwas gedauert und ich musste mir ein paar Folgen noch mal anschauen, aber jetzt steht fest: Captain Kirk hat keinen Standardspruch und auch keine ritualisiertes Wort, wenn er seine Mannschaft auf der Enterprise auffordert, zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Er sagt zwar häufig 'Energie', aber immer nur dann, wenn er gebeamt werden soll, während Captain Picard immer dann 'Engage' sagt, wenn das Raumschiff beschleunigen soll und ..." An dieser Stelle habe ich den Anrufer, der fünf Tage nach dem Artikel "Hallo - Ist da jemand?" bei mir anruft, um mich über eine kleine Unkorrektheit in dem Text zu informieren, kurzerhand unterbrochen und gefragt: "Haben Sie alle Folgen von Startrek gesehen?" Wirklich überrascht hat mich die Antwort nicht: "Ich hab' sie alle auf DVD, einmal auf Deutsch habe ich sie mir angeschaut, beim zweiten Mal im Original, das gleiche gilt für alle Folgen von Stargate, Serenity, Babylon 5 und ..." Meine erneute Unterbrechung hat er mir nicht übel genommen, auch meine Frage nicht, was er denn beruflich so mache. "Freischaffender Informatiker" lautete die Antwort dieses Fans von Abenteuern im Weltraum und er fügte hinzu: "Nachts schlafen - wer denkt denn an so was." Zum Abschied habe ich ihm gesagt: "Live long and prosper." Das verstehen jetzt aber nur Fans, Trekkies unter sich eben.
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