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Es geht hier um Eros - aber warum nur?

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Leicht fällt es mir nicht, aber ich will nicht drum herum reden: Ich könnte mal wieder Hilfe gebrauchen. Dass ich diese Bitte äußere in dem vollen Bewusstsein, dass es im Netz eigentlich auf alles eine Antwort gibt, spricht dafür, dass es ein wirklich kompliziertes Problem ist. Dabei geht es um eine nicht ungewöhnliche Aufgabe: Ich brauche ein deutsches Wort, mit dem ich ein Fremdwort ersetzen kann. Aber der Reihe nach:

"Da haben Sie sich ja mal wieder einen tollen Fehler erlaubt, ich lach mich schlapp, und noch gehe ich davon aus, dass man das durchaus auch durch einen Hohlspiegel betrachten könnte", sagte mir heute ein Leser am Telefon. Dass ich diese "Drohung" mit dem größten Nachrichtenmagazin in Deutschland nicht zum ersten Mal hörte, habe ich ihm aber nicht gesagt. Denn dann hätte ich auch gestehen müssen: Wer selbst schon einmal dort zitiert wurde, weiß um die humorvolle Wirkung solcher stilistischen Missgriffe und schätzt sie mit einem Augenzwinkern hoch ein. Kommen wir zum eigentlichen Thema:

"Ich lese Ihnen den Satz komplett vor", fügte der Anrufer hinzu und legte los: "Die Kriterien, nach denen seine Arbeit gemessen - und materiell honoriert - wird, haben sich von der Qualität auf die pure Quantität verschoben: vom guten Aufsatz zur 'Publikationsliste', von der (seltenen) Summa-cum-laude-Dissertation zur 'Promotionsstatistik', von der fesselnden Vorlesung zum 'Klausurenmarathon', vom Forschereros zu den 'eingeworbenen Drittmitteln'." Ich gestehe: "Au backe" waren die Worte, die mir dazu einfielen, denn ich ging fest davon aus, dass ich dem Anrufer diesen Satz erklären sollte, der ganz am Ende des Artikels "Das ist eine Krise der Wissenschaft" auf der heutigen Seite "Kommentar & Hintergrund" zu lesen war. Dann passierte ein Wunder, noch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, teilte mir der Leser mit: "Was uns der Autor sagen will, ist mir eigentlich klar, aber was um Himmelswillen meint er mit Forschereros? Da haben ihre Korrektoren wohl nicht richtig hingeguckt, das muss doch garantiert Forscherethos heißen. Denn was hat der Gotte der Liebe hier zu suchen, an das Eros-Center will ich gar nicht zu denken wagen, oder geht es um den Freud'schen Lebenstrieb?"

Dann war ich, gebe ich zu, etwas unvorsichtig: "Da werden Sie wohl recht haben, dass das ein Fehler ist, ich werde die Kollegen darüber informieren", sagte ich und erfuhr nur wenige Minuten später von einem Kollegen aus dem Ressort Politik: "Forschereros" ist richtig, der Chemnitzer Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte hat dieses Wort bewusst gewählt, die Redaktion hat es sich das vor der Veröffentlichung extra noch einmal bestätigen lassen.

Das stand ich nun, wissend um meine Voreiligkeit, den Fehler eingestehend, und wollte die Sache gerade biegen. Mein Entschluss: Ich rufe den Leser noch einmal an und erkläre ihm den Sachverhalt. Das aber wollte ich nicht tun, ohne ihm ein deutsches Synonym für Forschereros anbieten zu können. Und bei der Suche danach stieß das Internet an seine Grenzen (weniger als 50 echte Treffer, alles nur Zitate): Ich habe keins gefunden. Geht es hier wirklich um den triebhaften Drang, einer Sache auf den Grund zu gehen, sie zu erforschen? Ich weiß auch nicht, kann mir jemand helfen?

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