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Gemeinsames Ziel zweier Seelen: Niemals aufhören
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Nun werde ich mir doch selbst untreu: Eigentlich hatte ich mich fest dazu entschlossen, das Kapitel "Guttenberg" als beendet zu betrachten und über dieses Thema mich nicht mehr äußern zu wollen. Bis vor etwa zwei Stunden war ich auch fest davon überzeugt, nicht schwach zu werden, obwohl mich immer noch Leserbriefe und Mails zu dieses politischen Affäre der außergewöhnlichen Art erreichen. Doch jetzt kann ich nicht anders, auch wenn ich mit diesem Eintrag nicht für Erheiterung sorge und (mal wieder) ernst werde; es sei mir verziehen. Denn mich hat heute eine 84-jährige Leserin aus dem Erzgebirge angerufen; und nach wenigen Minuten stand für mich fest: Diese Zeit nehme ich mir jetzt, diese Diskussion will ich führen, dieses Gespräch ist mir besonders wichtig. Ich fasse es einfach kurz zusammen, und ich würde mich freuen, wenn es weitere Unterhaltungen zu diesem Thema am Telefon geben würde.
Die Kernfrage des Anliegens der Anruferin lautete: Wie geht die Gesellschaft damit um, wenn ein solcher Mensch die politische Bühne betritt und sich anschickt, Verantwortung zu übernehmen und wichtige Entscheidungen zu treffen, die für viele, wenn letztendlich nicht sogar für alle Bürger unseres Landes von großer Bedeutung sind. Die Leserin hat im Westen und im Osten gelebt, sie hat immer mit großem Interesse das politische Geschehen verfolgt und sie hat es ihren eigenen Angaben zufolge schon mehrmals erlebt, dass Politiker von der Art eines Karl-Theodor zu Guttenberg gekommen und wieder gegangen sind. Sie umschreibt diesen Typen ungefähr so: Viele politische Ansätze, die genauso gut wie schlecht sein können, und eine große Ausstrahlungskraft, von der sich die Menschen auf eine gewisse Art und Weise dann blenden lassen, was zur Folge hat, dass der Politiker der Versuchung nicht widerstehen kann, weil die Macht lockt, und er dann selbst zu einem Blender wird. "Was man mit Guttenberg gemacht hat, finde ich menschlich wirklich schlimm", sagte mir die Leserin und meinte nicht etwa die mediale Berichterstattung oder die Verurteilung seines Tuns durch politische und gesellschaftliche Gegner. Der Anruferin ging es vielmehr um diesen Punkt: "Warum lässt die Gesellschaft es immer wieder zu, dass solche Männer diesen Weg gehen, obwohl doch sicher ist, dass sie daran scheitern werden, wenn man von Anfang an viel zu viel von ihnen verlangt." Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland würden lieber an das Bild glauben, dass man ihnen vormacht und zeigt, als es infrage zu stellen, weil das ihre Angst noch vergrößern würde. "Die Menschen schauen einfach viel zu wenig hinter die Kulissen, das aber müssen sie tun. Dann hätte das mit Guttenberg nicht passieren müssen, und er hätte eine echte Chance bekommen; und das sage ich unabhängig davon, ob ich seine politische Einstellung teile oder nicht."
Ich fragte die Anruferin, nachdem wir etwa zehn Minuten miteinander telefoniert hatten: "Also, was können wir tun?" Die Antwort ist der Grund, warum ich heute nicht anders kann und hier in meinem Blog darüber schreiben muss: "Wir dürfen niemals aufhören, uns dafür einzusetzen, dass die Menschen in unserem Land die Chance erhalten, mündige Bürger zu sein und selbstbestimmtes Leben führen zu können."
Dieses Gespräch hat mich tief bewegt; ich werde noch lange darüber nachdenken. Meine Worte zum Abschied waren: "Wir sind seelenverwandt, irgendwie schon, vielen Dank."
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