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Freude über Freude - und der Ärger ist futsch
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Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht ändern; und wenn man sich trotzdem darüber ärgert, sollte man bedenken: Diese Energie ist umsonst verbraucht, für ein positives Lebensgefühl eingesetzt wäre sie viel sinnvoller investiert. Dies ist meine Einstellung, und ich vertrete sie manchmal auch bei Gesprächen mit Lesern, aber ich stoße damit fast immer auf eher wenig Verständnis. Denn die Anrufer haben meine Nummer gewählt, gerade weil sie sich ärgern wollen; egal ob sich an dem Problem überhaupt etwas ändern lässt oder nicht. Heute gab es wieder solch eine Unterhaltung:
"Mein heutiges Erlebnis an der Tankstelle hat mich sprachlos gemacht, ich konnte gar nicht anders, ich habe den Vorgang abgebrochen, weil ich erst zu diesem Zeitpunkt registriert hatte, was Sache ist: Normales Super kostete genau so viel wie der Sprit mit 98 Oktan", berichtete mir der Anrufer.
An dieser Stelle muss ich mal kurz unterbrechen: Der Benzinpreis gehört zu den Themen, von denen ich anfangs geschrieben habe - als Autofahrer hat man definitiv überhaupt keine Möglichkeit, auf die Höhe einen Einfluss zu nehmen, weshalb der Ärger über gestiegene Preise zwar nachvollziehbar ist, aber meiner Meinung nach nicht wirklich sinnvoll ist. Zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs hatte ich aber noch nicht versucht, mit dem Anrufer über diesen möglichen Denkansatz zu sprechen; ich wollte ihm zunächst die Gelegenheit geben, den angestauten Unmut rauszulassen.
Das hat er sich auch nicht zweimal sagen lassen, es ausgiebig getan und viel auf die "Abzocke der Konzerne" geschimpft, bevor er dann einen Satz sagte, der dem Gespräch eine Wendung gegeben hat, wie ich sie bei diesem oder einem ähnlichen Thema noch nicht erlebet habe: "Ich bin aber auch nicht der Typ, der jetzt durch die Gegend oder sogar über die Grenze fährt, nur um eine Tankstelle zu finden, die billiger ist."
"Ich finde, dass das eine vernünftige Einstellung ist, sie gefällt mir", sagte ich.
"Wie meinen Sie das?", fragte der Leser.
"Man sollte einfach überhaupt jede nicht wirklich notwendige Fahrt mit dem Auto vermeiden", erklärte ich.
"Da haben Sie jetzt einfach mal Recht, dann verbraucht man auch nicht so viel Benzin", stimmte der Leser mir zu, wollte weiter sprechen, aber ausnahmsweise fiel ich ihm mal ins Wort.
"Und dann muss man sich auch nicht mehr so häufig über die hohen Benzinpreise ärgern, man fängt vielmehr an sich zu freuen", hörte der Anrufer von mir.
"Wie meinen Sie das?"
"Freude darüber, dass man Geld gespart hat, weil man weniger mit dem Auto gefahren ist."
"Das verwirrt mich jetzt etwas, darüber muss ich erst mal nachdenken. Freude statt Ärger ...?"
"Genau so", sagte ich abschließend, während der Anrufer sich bedankte und auflegte. Dieser Leser ist von alleine darauf gekommen, was ich meine; darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich hätte mich gerne noch weiter mit ihm unterhalten; mal sehen, er ruft bestimmt noch mal an, um mir davon zu berichten, wie er ausgegangen ist - sein Versuch, sich nicht mehr so häufig zu ärgern.
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