Blog "Leser-Obmann": Wie aus heiterem Himmel leuchtend rund und schön

Diese leuchtende Erscheinung gehört zu den mysteriösen Phänomenen, die den Wissenschaftlern trotz modernster Methoden für Untersuchungen und feinster Techniken für Experimente immer noch Rätsel aufgeben: Der Kugelblitz - einen Beweis dafür, dass er von Zeit zu Zeit tatsächlich den Menschen in der Nähe eines Gewitters erscheint, gibt es bis heute nicht.

Das hat sich jetzt geändert, der Leser heute am Telefon war sich ganz sicher: "Ich habe einen gesehen", sagte er, gestand aber sogleich ein, dass es schon eine Weile her sei, dass er den Kugelblitz auf einer Wanderung zwischen Irfersgrün und Voigtsgrün im Vogtland gesehen hat, aber er sich erst mit Freunden und Bekannten beraten musste, ob er sich mit dieser außergewöhnlichen Information an die Zeitung wenden sollte. "Das haben Sie auf jeden Fall richtig gemacht", lautete deshalb meine erste Reaktion, die zweite aber war dann nicht ganz die richtige: "Haben Sie ihn zufällig fotografiert?" Dass ich mich damit als jemand geoutet hatte, der von diesen Dingen überhaupt gar nichts versteht, habe ich erst gemerkt, nachdem ich mich im Netz etwas schlau gemacht und festgestellt hatte: Noch nie hat jemand einen Kugelblitz im Bild festgehalten. "Natürlich nicht", sagte der Anrufer deshalb und erklärte mir, wie das gewesen ist: Im Bruchteil einer Sekunde war er da und sofort wieder weg, sozusagen wie ein geölter Blitz, der Kugelblitz.

Nun stand ich aber vor einem Dilemma, denn mir war nicht klar: Was fange ich mit dieser Information des Leser an und vor allem, wie erkläre ich ihm das? Ich wählte die Strategie, die mir in solchen Situationen immer hilft: "Das ist bestimmt ein interessantes Thema, und deshalb gehe ich davon aus, dass es sich durchaus lohnt, darüber mal einen Artikel zu schreiben." Das war genau das, was der Leser hören wollte, denn er sagte: "Und wenn er einen Augenzeugen braucht, dann soll mich ihr Kollege einfach mal anrufen." Ich habe mir die Nummer notiert. Und dann ist etwas passiert, was ich bislang auch nicht allzu oft erlebt habe: Etwa eine halbe Stunde später war ich so sehr fasziniert von den Kugelblitzen, dass ich mich sofort aufgemacht habe, unter den Kollegen in der Redaktion jemanden für dieses Thema zu begeistern. Noch ist mir das nicht gelungen, aber ich werde es schon schaffen.

Denn diese Vorstellung lässt mich nicht mehr los: Sphärenhaft leuchtend schwebt der Ball lautlos durch die Luft, wie von Geisterhand gelenkt steigt er in dem einen, sinkt er im nächsten Moment, als plötzlich das Strahlen noch intensiver wird, ein grelles Licht meine Augen blendet und es scheint, als würde der Ursprung allen Lebens für einen Moment mein Herz berühren; bevor dieses Funkeln sich auflöst, als wäre es niemals Wirklichkeit gewesen.

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