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Vorschlag: Fragen Sie doch mal die Kanzlerin

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In den vergangenen Tagen habe ich mir so meine Gedanken zu dem gemacht, was da gerade bei der FDP passiert; allgemein und im Besonderen. Soll heißen: Auf der einen Seite geht es mal wieder ausschließlich um Personen und Posten sowie um Macht und Einfluss; auf der anderen Seite war der eine Mann deswegen unter anderem Minister für dieses Ressort geworden, weil er vom Fach ist, während er von dem künftigen Zuständigkeitsbereich vermutlich nicht besonders viel versteht. Und der andere Politiker war gerade wegen seiner Fachkompetenz in den vergangenen Monaten zumindest nicht ständig kritisiert worden und soll jetzt einen Posten übernehmen, bei dem ihm dieses spezielle Wissen überhaupt nichts mehr nützt. Ich weiß: Das ist alles ziemlich kompliziert, ich höre auch schon auf, ich erzähle lieber von einem Gespräch, das ich heute mit einem Leser geführt habe. So ein Zufall: Es ging dabei um die FDP; irgendwie schon.

 "Ich habe eine kleine Firma", sagte mir der Anrufer, nachdem er seinen Namen gesagte. "Dienstleistung oder produzierendes Gewerbe?" fragte ich zurück und erhielt als Antwort: "Ich habe gar keine Firma." (Da war er wieder, dieser Moment: Ich lege die Fingerkuppen beider Hände auf meine Augen, stütze das Kinn auf beide Handballen, seufze, schnappe mir ein Stück bittere Schokolade  und atme tief ein.) Der Leser verstand meine Sprachlosigkeit jedoch richtig und klärte mich sofort auf: Ich sollte mir nur vorstellen, dass er ein Unternehmen hat, damit er mir anschaulich darstellen kann, warum er mich angerufen hat. "Sie haben also eine Firma", stellte ich pflichtschuldig fest, und aus dem Kopfhörer hörte ich sofort die Bestätigung: "Genau."

Das Unternehmen (es entpuppte sich als solches, weil von "kleiner" Firma keine Rede mehr sein konnte) hat er mir so beschrieben: Es gibt eine Fertigung, in der etwa 50 Personen arbeiten, dann eine Werkstatt mit rund 20 Angestellten sowie eine Buchhaltung mit zehn Mitarbeitern und eine kleine Personalabteilung mit drei Kollegen. "Und jede dieser vier Abteilungen hat einen eigenen Chef", erklärte mir der Anrufer weiter. Ich konnte folgen. "Nun bin ich als Unternehmer nicht mehr zufrieden mit dem Erfolg und überlege, was ich innerhalb meiner Firma ändern könnte, damit mal wieder frischer Wind in den Laden kommt", erfuhr ich als nächstes. "Und dann mache ich folgendes: Den Personalchef lasse ich die Werkstatt leiten, den Chef der Fertigung versetze ich als Abteilungsleiter in die Buchhaltung, deren Chef sich künftig um die operative Produktion kümmern muss, und der Leiter des Personalbüros übernimmt die Buchhaltung." Der Anrufer machte eine kurze Pause. "Und jetzt frage ich Sie: Was glauben sie, würde mit meiner Firma passieren?" Ich dachte nur einen kurzen Moment über eine Antwort nach. "Sie gehen pleite, schätzungsweise nach weniger als einem halben Jahr", sagte ich. "Eben", meinte der Anrufer und fügte hinzu: "Die gleiche Frage würde ich gerne mal der Bundeskanzlerin stellen. Glauben Sie mir, ich würde eine Antwort erhalten?"

Dann war ich etwas frech, gebe ich zu: "Bitte gehen Sie unter www.bundeskanzlerin.de ins Internet, dort finden Sie die Kontaktdaten mit Anschrift, Mailadresse und Telefonnummer. Bitte versuchen Sie es." Der Anrufer sagte: "Vielleicht gibt es da ja auch einen Obmann. Reden kann ich besser als schreiben."

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