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Von freien Reden, geheimen Adressen und toten Hosen
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Eigentlich war es nur ein Vorschlag, der nicht so ganz ernst gemeint gewesen sein dürfte, doch je länger ich darüber nachgedacht habe, umso mehr gefiel mir dieser Gedanke: "In dem Blog geht es doch immer um Menschen, die eine jeweils spezielle ausgeprägte Charaktereigenschaft haben, weil sie sich gerade mit diesem Problem oder mit dieser Frage an den Leser-Obmann wenden. Vielleicht sollten Sie die Texte mal an Loriot schicken", sagte mir ein Anrufer. In diesem Sinne - was in dieser Woche sonst noch so geschah:
Episode 1: "Können wir mal kurz über Ihre Kolumne auf der Leserbriefseite reden?" fragte mich eine Anruferin. "Nichts lieber als das. Haben Sie auch ein englisches Wort, das Ihnen fruchtbar gegen den Strich geht?" habe ich mit einer Gegenfrage geantwortet. (Zum Verständnis: Unter der Überschrift "Auf gut Deutsch" habe ich zur Frage der Verwendung von Anglizismen allgemein und im besonderen Fall einer Tageszeitung geschrieben und die Leser aufgefordert, mir Beispiele zu schicken oder zu nennen.) "Das nicht, aber beim Lesen ist mir aufgefallen, dass es noch etwas gibt, was mich beim Gebrauch der deutschen Sprache vor allem bei Politikern stört", erläutere mir die Anruferin weiter ihr Anliegen. Und dann legte sie los: "Ich ... äh ... also bei mir ... äh ... wie soll ich sagen ... äh ... in diesem Fall ... äh ... gehe ich davon aus, dass äh ..." (Der Satz ging noch weiter, ich kürze aber einfach mal ab.) Nach dem letzten finalen Punkt fragte mich die Leserin. "Sie wissen was ich meine, oder? Dieses Gestammel der Mächtigen, wenn sie frei sprechen müssen und nicht einen Satz ohne 'äh' zustande bringen, das regt mich furchtbar auf." Leider musste ich die Leserin enttäuschen, weil ich auch nicht wusste, was man dagegen machen kann; zumal es eine Qualifikation für den Beruf des Politikers nicht wirklich gibt. Abschließend fragte ich die Anruferin noch: "Haben Sie einen Internetanschluss?" Sie hatte, also gab ich ihr noch einen Tipp: "Geben Sie bei Youtube einfach mal nur den Suchbegriff 'Stoiber' ein."
Episode 2: "Ich habe eine persönlich an mich adressierte Einladung zum Kirchentag in Dresden bekommen", sagte mir ein Anrufer und fügte hinzu: "Ich bin aber gar nicht in der Kirche." Dies war seine Nachricht, zunächst sagte er nicht mehr. Da ich gelernt habe, in solchen Augenblicken standhaft zu bleiben, weil ich genau weiß, dass der Mensch am anderen Ende der Leitung nur darauf wartet, sein Anliegen mehr Bedeutung beizumessen, weil ich entweder das Falsche sage oder angesichts der Tragweite von dem Richtigen nicht den Hauch einer Ahnung habe, schwieg auch ich weiter. Aus dieser kleinen Machtprobe ging ich als Sieger hervor, denn der Anrufer fuhr fort: "Und jetzt frage ich Sie: Woher hat die Kirche meine Adresse?" Ein paar Minuten haben wir über das Beschaffen und das Handeln von Adressdaten in Zeiten globaler Vernetzung gesprochen, und dass man nie sicher sein kann, was der Händler, bei dem man mal ein Buch bestellt hat oder sich eine Couch hat liefern lassen, mit der Adresse anschließend macht. Ich konnte den Anrufer beruhigen, dass hinter diesem System wohl kaum geheime Bünde der Kirche stecken; letztendlich konnte ich ihm seine Sorge nehmen, weil ich ihm gestand, dass ich regelmäßig einen Katalog von (...) bekomme, obwohl ich noch nie bei (...) bestellt habe und ich jedes Mal das Ding in eine Zeitung einwickele, bevor ich es entsorge, damit kein Nachbar den Katalog mit meiner Anschrift drauf in der Altpapiertonne findet.
Episode 3: Tatsächlich habe ich keine Liste der kürzesten Gespräche mit Lesern am Telefon; gäbe es aber eine (ich widerstehe dieser Versuchung, Listen anzulegen, hartnäckig und bleibe standhaft, auch wenn es schwer fällt), dann würde dieser Anruf einen Spitzenplatz belegen: "Zeitung von heute, Titelseite, ganz unten, Überschrift: Merkel in der Warteschleife", sagte der Mann, und noch bevor ich ihn nach seinem Namen fragen konnte, beendete er das Gespräch mit diesem Satz: "Ich hätte sie abgeschossen." Das war einer von diesen Momenten, die mich sekundenlang sprachlos machen, weil ich tatsächlich eine Ohnmacht gegenüber solchen Meinungen verspüre. Doch vergesse ich solche Anrufe auch schnell wieder, vor allem wenn der nächste Leser am Telefon ein echtes Problem hat: "Ich bin gerade durch die Baustelle am Harthauer Berg in Chemnitz gefahren. Und was sehe ich da? Niemanden, absolut tote Hose, keine Arbeiter, Stillstand in jeder Beziehung. Mit uns kann man es ja machen, wir sind ja so geduldig. Aber mir würden schon die passende Worte einfallen, wenn ich der Oberbürgermeistern mal ..."
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