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Alles klar: Jetzt fehlen mir nur noch die Flügel

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Die Welt ist ungerecht. "Mein Kabelanbieter hat die Programmbelegung geändert und dabei gleich mal fünf Sender gestrichen", sagte mir ein Leser und wollte von mir wissen: "Was kann man da machen?" Die Reihenfolge meiner Gedanken: Auf Fernsehen verzichten, den Anbieter wechseln, sich eine Schüssel aufs Dach stellen, ins Internet ausweichen. So einfach aber wollte ich es mir nicht machen, weshalb ich fragte: "Welche Programme fehlen denn jetzt und können Sie sich diese oder ähnliche Inhalte nicht bei anderen Sendern anschauen?" Das war eindeutig die falsche Frage: "Wie stellen Sie sich das vor? Zwei davon sind Verkaufssender, die Angebote dort gibt es sonst nirgendwo", teilte mir der Anrufer mit.

Die Einsicht kommt spät, aber sie kommt. "Können Sie mir, möglichst ganz genau, die maximale Windstärke am Mittwoch, 24. August 2011, zwischen 6.20 und 7 Uhr im Chemnitzer Stadtteil Gablenz sagen?" fragte mich eine Leserin. Einen Moment lang habe ich nachgedacht, dann war ich mir meiner Antwort sicher: "Nein." Das machte die Leserin zuerst sprachlos, dann hörte ich die Enttäuschung in ihrer Stimme deutlich heraus: "Das ist aber schade, ich dachte immer, die Zeitung macht das Wetter und kennt sich aus." Dass "Freie Presse" das Wetter auch nur einkauft, habe ich der Anruferin nicht mehr erklären können, weil sie sich verabschiedet und aufgelegt hat. Ein paar Minuten später habe ich dem für den Wetterbericht in der Zeitung zuständigen Fachredakteur von diesem Gespräch erzählt. Er meinte: "Klare Sache, der Leserin geht es um die Regulierung eines Schadens durch die Einwirkung eines heftigen Windes während eines Gewitters. Solche Informationen gibt es bei der Außenstelle des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig." Sofort plagte mich das schlechte Gewissen, ich ging in mein Büro, rief die Leserin an (die Nummer hatte ich mir vom Display des Telefons abgeschrieben) und gab den Tipp weiter. In meiner Liste mit Namen, die Leser mir geben, gibt es jetzt einen neuen Eintrag: "Sie sind ein Engel."

Das Leben ist immer für eine Überraschung gut; wie der Zirkus. "Können Sie in zwei Stunden im Sozialamt in (...) sein?" fragte mich eine Leserin mit aufgeregter stimmte und lieferte die Erklärung für diese etwas außergewöhnliche Frage gleich nach: "Dann können Sie nämlich über diesen Skandal mal berichten, was die da mit mir machen." Das war nicht das erste Mal, dass ich solch ein Anliegen mit höchster Dringlichkeitsstufe hörte. Mittlerweile weiß ich genau, was die richtige Reaktion ist, bevor ich den Anrufern sagen muss, dass wir nicht so ohne weiteres einen Reporter in eine Behörde schicken, sie mir aber gerne hinterher berichten kann, was genau passiert ist: "Erzählen Sie mir doch erst einmal, um was geht, dann sehen wir weiter", sagte ich. Die Frau am anderen Ende der Leitung hat sich nicht zweimal bitten lassen und den angestauten Ärger einfach mal so rausgelassen; das tat ihr gut. Und am Ende hat sie mir dann versichert, dass sie vielleicht doch alleine mit der Behörde klar kommt, bevor sie mir noch gesagt hat: "Sarrasani hat Recht gehabt, so kann das in Deutschland nicht weitergehen."

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