Blog "Leser-Obmann": Keine Panik: Der Kater muss nicht hungern

Um diese Feststellung komme ich nicht herum: Ich habe ein Problem; eigentlich sind es zwei Probleme. Zum einen nämlich gibt es zurzeit, nachdem die 60-Watt-Glühbirne zu Grabe getragen wurde (rund zehn Reaktionen darauf von Lesern) und unter die Liebe eines Spitzenkandidaten zu einem sechzehnjährigen Mädchen ein endgültiger Schlussstrich gezogen worden ist (sieben Anrufe und Mails), kein echtes Thema, worüber sich die Menschen gerade emotional aufregen und mich anrufen. Zum anderen zwingt mich das aber nun dazu, hier in meinem Blog darüber zu berichten, was die Anrufer (heute waren es neun) zwischen zehn und zwölf sonst so von mir wissen wollten oder mit welchen Anliegen sie sich an mich gewandt haben. Machen wir es doch einfach mal so, diese vier Gespräche habe ich heute unmittelbar hintereinander geführt (Auszüge):

Erster Anruf: "Dann bedanke ich mich recht herzlich für die Auskunft und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Herr Leser-Hauptmann", sagte ein Mann, der von mir wissen wollte, an welche Mailadresse er einen Leserbrief schicken kann. Kein Witz: Er hat tatsächlich "Hauptmann" gesagt. (Anschließend habe ich dreimal meine Begrüßungsformel laut gesagt; mit der Erkenntnis: Montagmorgen sollte ich mir künftig bei dem ersten Gespräch etwas mehr Mühe mit der Aussprache geben.)

Zweiter Anruf: "Bei dem Bericht über den Sieg der Crimmitschauer Eispiraten fehlt die Angabe über die Höhe der Zuschauerzahl. Das gehört aber dazu, bitte kümmern Sie sich darum, dass das nicht wieder vorkommt", sagte mir ein Leser und legte auf, nachdem ich ihm versichert hatte, das so weiterzugeben. Dann habe ich mir den Text im Archiv auf den Bildschirm geholt und diesen Satz gelesen: "Mit Beginn des zweiten Drittels präsentierte sich den 700 Zuschauern eine andere Eispiratenmannschaft." Das Leben ist manchmal nicht fair ...

Dritter Anruf: "Sind Sie eigentlich liiert?" fragte mich die Frau am anderen Ende der Leitung; ich war sprachlos, völlig perplex. Rhetorische Fallen zu diesem Thema hatte man mir schon häufiger gestellt (wie diese: "Hoffentlich kümmert sich jemand um den Kater, wenn Sie mal nicht da sind."), aber so direkt hörte ich diese Frage zum ersten Mal. Und ich habe sie beantwortet. Also gut, ich verrate den Hintergrund: Ein beruflicher Termin, es gibt etwas zu essen, und man will wissen, ob der Platz an meiner Seite frei bleiben soll. Was mich hätte zu der Gegenfrage bewegen sollen: Darf nur mitessen, wer mit mir liiert ist?

Vierter Anruf: "Mich interessiert, ob es bei den Autokennzeichen in Deutschland dazu eine Vorschrift gibt oder ob das die Kommunen selbst entscheiden können: Dürfen beziehungsweise müssen nach dem ersten Buchstaben oder der ersten Kombination von Buchstaben, die auf die Stadt oder den Kreis verweisen, ein oder zwei weitere Buchstaben folgen und ist das abhängig davon, wie groß die Stadt oder der Kreis ist oder ob die erste Buchstabenkombination schon aus drei Buchstaben besteht, was natürlich bei zwei weiteren folgenden Buchstaben zur Folge hätte, dass der Platz auf dem Nummernschild vielleicht nicht ausreicht, und können nach diesem zweiten Buchstaben beziehungsweise der zweiten Kombination von Buchstaben auch vier Ziffern folgen, obwohl schon der Hinweis auf die Stadt oder den Kreis aus zwei oder sogar drei Buchstaben und die folgende Kombination von Buchstaben auch schon aus zwei Buchstaben bestehen?" Mein Schweigen interpretierte der Anrufer richtig: "Haben Sie mein Anliegen verstanden?", fragte er mich.

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