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Nicht in der Hand, nicht auf dem Dach

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Das tröstet mich ungemein: Wenn schon kein Skandal das Land erschüttert, kein Politiker ein Fettnäpfchen sucht und findet und auch kein Bankvorstand mal so nebenbei darüber informiert, was er im Jahr an Geld bekommt (nicht verdient), dann weiß ich doch und kann mich darauf verlassen, was passieren muss, damit Leser mich anrufen und mit mir über ein wirklich ernstes Thema sprechen wollen. Keine Frage: Wenn auf der Seite "Aus aller Welt" über Tiere berichtet wird, kann ich mir sicher sein, dass mindestens drei Anrufer deswegen meine Nummer wählen. Das war auch heute wieder so, nachdem gestern der Artikel "Amselsterben: Hamburger Forscher entdecken Tropenvirus" erschienen ist.

Anruf 1: "In meinem Garten liegt eine tote Amsel, was soll ich jetzt nur tun?" fragte mich ein Leser. So habe ich reagiert: Erstens habe ich dem Anrufer gesagt, dass ich keine Antwort weiß, mich um eine bemühe und ihn wieder anrufe beziehungsweise "Freie Presse" in den nächsten Tagen diese Information in der Zeitung veröffentlicht. Zweitens habe ich die Kollegen im Ressort Ratgeber gebeten, sich dieses Themas anzunehmen. Drittens habe ich den Kollegen gerüffelt, der mir gesagt hat, dass das Rezept, das er für das Täubchen im Backofen kennt, ganz bestimmt auch mit einer Amsel funktioniert.

Anruf 2: "Vorhin saß auf dem Baum vor meinem Wohnzimmerfenster eine Amsel, und der ging es gar nicht gut, das konnte ich genau sehen, sie konnte sich kaum noch bewegen, geschweige denn fliegen und ich befürchte, dass sie bald sterben wird, sie tat mir so leid. Können Sie mir einen Rat geben, was ich machen soll, wenn das noch mal passiert?", fragte mich eine andere Leserin. Meine Reaktion unterschied sich von Anruf 1 nur darin, dass ich mit der Frau noch darüber gesprochen habe, dass auch Vögel durchaus auch an Altersschwäche sterben können. "Meinen Sie? Das würde mich jetzt doch etwas beruhigen. Aber Sie müssen unbedingt weiter berichten, wenn das Amselsterben auch in unsere Region kommt", fügte die Anruferin abschließend hinzu.

Anruf 3: "Die Amseln sind dieses Jahr ausgeblieben, sie haben meine Rebstöcke verschmäht, die reifen Beeren wollten sie nicht. Aber glauben Sie wirklich, dass ich mich darüber freue?" fragte mich ein Leser. Ich sagte nichts, diesen Moment großer Sorge wollte ich nicht mit einer fachlichen Unkenntnis belasten. Der Mann sprach weiter: "Auch von den Sperlingen fehlt in meinem Garten jede Spur, selbst die Stare wollen meine Holunderbeeren nicht. Ich habe Angst, dass das aus Afrika stammende Virus hier schon ganze Arbeit geleistet hat." Ich habe weiter geschwiegen, nur geseufzt, dann teilte mir der Anrufer seine Erkenntnis mit, weswegen er mich eigentlich auch angerufen hat: "Diese Globalisierung, sie ist ein Fluch, glauben Sie mir."

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