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Es geht nicht um Geld, sondern um Gefühle

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Es ist etwa vier Wochen her, dass auf der Titelseite der "Freien Presse" ganz unten (intern heißt das bei uns "im Keller") ein Artikel die Überschrift "Post-Räuber" hatte, in dem es darum ging, dass jährlich tausende Briefe und Pakete den Absender nicht erreichen, weil sie gestohlen werden oder verloren gehen. Ein paar Tage später hat mich ein Leser angerufen und mir eine Geschichte erzählt, von der ich eigentlich hier im Blog nicht berichten wollte, weil sie eher traurig ist: Der Sohn ist im vergangenen Jahr zu Hause ausgezogen und war zum Weihnachtsfest erstmals nicht bei den Eltern. Vater und Mutter haben deshalb ein Paket mit Geschenken geschickt; aber es ist nie angekommen. Der ideelle Verlust war für die Eltern viel größer als der materielle. Trotzdem haben sie für den Sohn in der Ferne, als er ein paar Monate später dann Geburtstag hatte, wieder ein Paket auf die Reise geschickt; und es ist wieder nicht angekommen. Der Leser am Telefon hat mir von seinen Gefühlen erzählt; einfach so, weil der Artikel "Post-Räuber" für ihn eher den sachlichen Aspekt beleuchtet habe und darüber hinaus der Dienstleister immer nur, wenn überhaupt, den materiellen Wert ersetze. Wirklich etwas tun konnte ich für den Anrufer nicht; aber er hat mir seine Geschichte erzählt, und ich habe zugehört. An dieses Gespräch musste ich spontan denken, als ich heute den Anruf von einer Leserin entgegen nahm:

"Mir geht es um den Sachsenring, und dass dort der Motorrad-Grand-Prix nicht mehr stattfinden soll", sagte sie zu Beginn der Unterhaltung. Das Thema hat in den vergangenen Tagen häufiger eine Rolle gespielt, und deshalb habe ich, noch bevor die Anruferin weitergesprochen hat, ihr einen Vorschlag gemacht: "Wollen Sie mir Ihre Meinung dazu nicht aufschreiben, damit ich sie als Leserbrief drucken kann?" Das wollte die Leserin nicht, auf keinen Fall. Und ein paar Minuten später habe ich den Grund verstanden: Die ganze Familie lebt mit und für den Rennsport, und der Weltmeisterschaftslauf ist der Höhepunkt im Jahr, um den sich alles dreht, auf den vieles ausgerichtet ist. "Und allein die Vorstellung, dass wir darauf verzichten müssen, macht mich ganz einfach sehr traurig, treibt mir mitunter die Tränen in die Augen. Und ich wollte einfach mal anrufen, damit Sie verstehen, wie sehr das die Menschen hier bewegt; und zwar weit darüber hinaus, dass es hier vielleicht auch um Geld geht." Etwa fünf Minuten lang haben wir darüber gesprochen, auch wenn ich ihr deutlich zu verstehen gegeben habe, dass ich ihr (außer mit einem Leserbrief) nicht wirklich weiter helfen kann. Darauf aber ist es ihr auch gar nicht angekommen, das haben mir ihre Worte zum Abschied deutlich gezeigt: "Danke fürs Zuhören."

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