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Lange Rede, kurze Antwort, schnelle Lösung
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Ausführlich erklären mir Leser am Telefon oft zu Beginn des Gesprächs ihr Anliegen oder ihr Problem, weil sie sicher gehen wollen, dass ich es auch richtig verstehe beziehungsweise einordnen kann. Ich höre mir diese Einleitung immer komplett an und unterbreche niemals. Doch häufig passiert dann das: Ich sage nur einen Satz, und der Anrufer ist zwar zuerst etwas erstaunt, dann aber zufrieden mit meiner Reaktion, verabschiedet sich freundlich und legt auf. Die Beispiele in dieser Woche:
Episode 1: "Ich verlange von der Zeitung, dass sie die Leser endlich einmal darüber aufklärt. Wie das weltweite Finanzsystem wirklich funktioniert beziehungsweise wie die Verstrickung von Staaten und Banken in der Abhängigkeit von Krediten, Zinsen und Schuldentilgungen dafür sorgt, dass diese Krise unweigerlich in einem Kollaps münden wird, der uns alle ganz fürchterlich treffen wird", sagte ein Leser. Meine Antwort: "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein Kollege in der Redaktion das wirklich weiß und einen solchen Artikel verfassen kann. Bitte schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf und schicken Sie sie uns, damit sich ein Redakteur dieses Themas einmal annehmen kann." Das will der Anrufer tun.
Episode 2: "Meine Tochter ist vier Jahre alt, und in diesem Alter können die Kinder, bis auf wenige Ausnahmen, bei denen ich aber das Erziehungsmodell der Eltern in Frage stellen möchte, nicht schreiben, obwohl das, was meine Kleine mit dem Stift malt, wenn sie versucht ihren Namen zu Papier zu bringen, durchaus auch schon als Unterschrift durchgehen könnte, und deshalb frage ich Sie jetzt: Kann ich stellvertretend für meine Tochter die Karte mit der Lösung für das Kinderweihnachtsrätsel ausfüllen und Ihnen schicken?", lautete die Frage der Leserin. Meine Antwort: "Selbstverständlich, kein Problem."
Episode 3: "Ich habe der Bundeskanzlerin einen Brief geschrieben, schon vor längerer Zeit, in der ich ihr meine Gedanken zu den Problemen in unserer von Krisen geplagten Zeit mitgeteilt habe. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, auch habe ich damals schon vor den Gefahren von rechtsextremen Strömungen in unserer Gesellschaft gewarnt. Und können Sie sich vorstellen, was passiert ist? Der Brief ist niemals bei ihr angekommen, ich habe sogar im Kanzleramt angerufen und nachgefragt. Dort kann sich niemand an das Schreiben erinnern. Ich habe noch einmal alles kontrolliert, und dabei habe ich festgestellt, dass ich bei der Postleitzahl einen Zahlendreher drin hatte. Meinen Sie, dass es daran gelegen hat? Eigentlich muss ich die Post doch wissen, wo die Kanzlerin arbeitet", sagte ein Leser. Meine Antwort: "Geben Sie sich einen Ruck, schreiben sie der Kanzlerin noch einmal, vielleicht sogar als Einschreiben, gerade in dieser Zeit sollte Angela Merkel erfahren, was die Menschen in unserem Land von ihr erwarten." Das sei eine gute Idee, meinte der Anrufer.
Episode 4: "Ich bin ein treuer Leser Ihre Zeitung, habe seit über 40 Jahren ein Abonnement. Ich habe mich noch nie beschwert. Ich rufe heute zum allerersten Mal überhaupt bei Ihnen an, aber heute Morgen ist es tatsächlich passiert, ich war für einen kurzen Moment fassungslos: Die Zeitung war nicht im Briefkasten", sagte ein Leser und fragte höflich nach, ob sich der Leser-Obmann auch dieses Problem annehmen kann. Meine Antwort: "Ich verbinde Sie mit einer wirklich freundlichen Servicemitarbeiterin, die dafür sorgen wird, dass Sie die 'Freie Presse' so schnell wie möglich nachgeliefert bekommen." Der Anrufer war erleichtert; das habe ich deutlich gemerkt.
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