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Mal ehrlich: War früher wirklich alles ...?

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Zur Beschreibung der Stimmungslage in einer Gesellschaft gibt es die unterschiedlichsten Kriterien, um die individuellen Befindlichkeiten der Menschen in das Gesamtergebnis mit einfließen zu lassen. Ich könnte einen solchen Indikator hinzufügen, allerdings ohne Anspruch auf sozialwissenschaftliche Fundiertheit: Die Zahl der Leser, die mich anrufen und im Laufe des Gesprächs mindestens einmal einen Satz anfangen mit "früher war" beziehungsweise "früher wäre". Denn demnach ist die Gefühlslage in unserer Gesellschaft gerade nicht besonders von Optimismus geprägt. Allein heute haben drei Leser ein "früher" ins Gespräch mit einfließen lassen, zusammen mit den fünf von vergangener Woche wären das also acht innerhalb dieser kurzen Zeit. Diese waren es (ohne weitere Kommentierung):

Erstens: "Früher wäre ein Mann angesichts eines solchen Verlustes der Ehre und der erlittenen Schmach auf die Idee gekommen, sich die Kugel zu geben oder ins Exil zu gehen", sagte ein Anrufer, der sich dazu äußern wollte, was er davon hält, dass Karl-Theodor zu Guttenberg an seinem politischen Comeback arbeitet.

Zweitens: "Früher gab es die Abschnittsbevollmächtigten, und ich bin mir sicher, dass es den drei Nazi-Terroristen niemals gelungen wäre, so lange in Zwickau unentdeckt zu bleiben, wenn es diese Polizisten noch geben würde", sagte ein Leser und erzählte mir noch, wie er die Sache mit den V-Leuten sieht.

Drittens: "Früher musste man nie solange auf einen Termin beim Augenarzt warten. Das heutige Gesundheitssystem finde ich einfach zum  ...", teilte mir eine Leserin mit und berichtete, dass es in in einer erzgebirgischen Stadt einen neuen Augenarzt gibt, der nächstes Jahr erst seine Praxis eröffnet, und dass seit Tagen schon das Telefon ununterbrochen besetzt ist und sie jetzt befürchtet, wenn sie dann doch mal durchkommt, wieder erst im Sommer einen Termin zu bekommen.

Viertens: "Früher gab es die Randale in den Fußballstadien nicht, als die Spieler nicht so wie heute ausschließlich an das Geld dachten, das sie mit ihrem Gekicke verdienen wollen. Diese Einstellung überträgt sich doch auch auf die Fans, und das kann man doch gar nicht verhindern, dass da die Sicherungen durchbrennen", erklärte mir ein Fußballfan.

Fünftens: "Früher gab diese große Zahl an Kondensstreifen am Himmel einfach nicht, da hat man sich überhaupt keine Gedanken wegen dieses Themas gemacht", teilte mir eine Leserin mit, nachdem sie sich bei mir erkundigt hatte, was es mit diesen "Chemtrails" auf sich habe, von denen sie überhaupt zum ersten Mal etwas auf der aktuellen Seite Leserforum in der "Freien Presse" gelesen hatte.

Sechstens: "Früher gab es doch auch nicht für alles gleich ein Gesetz oder eine Verordnung, da hat man die Menschen für mündig genug gehalten, sich um diese Dinge des täglichen Lebens selbst zu kümmern und bei Fragen der eigenen Sicherheit genug Verantwortungsgefühl zu haben, um kein Risiko einzugehen", sagte eine Leserin und kritisierte die Pläne, für Radfahrer eine allgemeine Helmpflicht einzuführen.

Siebtens: "Früher gab es das nicht, und heute will ich es nicht, weil ich es nicht brauche. Bitte akzeptieren Sie das und geben Sie sich einfach etwas mehr Mühe", sagte ein Leser, den ich angerufen hatte, weil er mir einen mit der Hand geschriebenen Leserbrief geschickt hatte, den ich stellenweise nicht entziffern konnte, weshalb ich ihn gefragt hatte, ob er nicht einen Computer oder eine Schreibmaschine besitzt.

Achtens: "Früher war die Zeitung nicht so dick, ich schaffe kaum noch, sie ganz durchzulesen. Können Sie nicht bei mir ein paar Teile einfach weglassen? Ich sage Ihnen auch, auf welche ich verzichten kann und zwar ...", sagte mir eine Leserin, der ich anschließend, was sie höchst interessant fand und deshalb die Einladung, mich mal bei einem Tag der offenen Tür im Druckzentrum persönlich kennenzulernen, gerne annehmen wird, den technischen Ablauf der Zeitungsherstellung erklärt habe.

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