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Gutes Omen: Alles nur heiße Luft

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Abergläubisch bin ich eigentlich nicht; höchstens ein bisschen und ganz selten und eher dann, wenn etwas losgeht und ich mir zu Beginn ein günstiges Vorzeichen wünsche für das, was auf mich noch alles zukommt. Und deshalb war ich heute tatsächlich, nach meinem Urlaub und am ersten Arbeitstag im neuen Jahr, besonders auf den ersten Anruf eines Lesers gespannt: Ein gutes Omen für den Leser-Obmann?

Und was soll ich sagen, gleich bei meinem ersten Gespräch ging es (mit etwas Zutun meinerseits, gebe ich gerne zu) um eines meiner Lieblingsthemen: Verdrehte Redensarten und verwackelte Sprachbilder. Das kam so:

"Kann ich Ihnen mal ganz kurz meine Meinung zu dem sagen, was da gerade unserem Bundespräsidenten widerfährt?" fragte mich ein Leser und brachte seine Meinung, nachdem ich zugestimmt hatte, mit einem einzigen Satz auf den Punkt: "Das ist doch alles nur heißer Wind." Etwas hat er mir seinen Standpunkt noch weiter erläutert, und demnach sei Christian Wulff ein Mensch wie jeder andere und dürfe wegen einer solchen Sache, die jeder normale Bürger nicht anders geregelt hätte, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte, nicht öffentlich verurteilt und demontiert werden.

Und für mich stellte sich die Frage: Der Anrufer meinte mit Sicherheit, dass es sich um viel "heiße Luft" handelt, die dort zu einem großen Problem aufgeblasen wird; von wem und warum auch immer. Aber sollte ich den Leser darauf hinweisen, dass hier eine Redewendung nicht ganz korrekt verwendet wurde? Ihn vielleicht sogar verbessern, obwohl ich genau wusste, was er damit gemeint hat? Das geht einfach nicht, das mache ich nie, auch in diesem Fall wollte ich nicht oberlehrerhafter sein, als ich vielleicht manchmal sogar bin. Und deshalb wählte ich meine Strategie, die sich seit dem Gespräch über "da platzt mir doch glatt die Hutschnur" mehrfacht bewährt hatte, und die ganz einfach ist: Ich wiederhole die Kritik des Lesers ganz bewusst und mit dem Hinweis, dass ich lediglich wissen möchte, ob ich ihn auch richtig verstanden habe; und in dieser Zusammenfassung verwende ich nach Möglichkeit die beiden Redewendungen, die der Anrufer zu einer vermengt und damit leicht verdreht hat. Das habe ich den Mann am Telefon gefragt:

"Also Ihrer Ansicht nach weht dem Bundespräsident nur deshalb gerade ein scharfer Wind entgegen, weil hier viel Aufhebens um nichts gemacht wird und die günstigen Konditionen für den Kredit nichts Besonderes, also etwas Alltägliches sind?" An dieser Stelle habe ich eine dramaturgische Pause eingelegt, zum Glück schwieg der Anrufer während dieser zwei Sekunden, weil ich die Wirkung der nächsten Worte noch betonen wollte: "Das ist also alles nur heiße Luft?"

"Ganz genau", hat der Leser mir bestätigt und sich freundlich verabschiedet.

Also: Das neue Jahr kann kommen, das erste Gespräch war für beide Seiten ein gutes, das Omen ist nicht anders zu deuten, es gilt als angenommen und diesem Sinne bewertet.

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