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Der Mann und das wilde Tier

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Manchmal kommt es zu Missverständnissen bei meinen Gesprächen mit Lesern, weil ich etwas falsch verstanden habe; nicht inhaltlich, sondern akustisch. Deshalb frage ich häufig lieber einmal mehr nach, bevor ich in das eine oder andere Fettnäpfchen trete, weil sowohl die erzgebirgische als auch die vogtländische Mundart mir nicht wirklich geläufig sind. Bei zwei Gesprächen ist es dazu heute allerdings nicht gekommen:

Episode 1: Dies habe ich verstanden: "Ich habe gerade die Leserbriefseite von heute vor mir liegen und würde gerne mal mit Ihnen über den Wolf reden", sagte der Anrufer und fügte hinzu: "Ich würde gerne für ihn Partei ergreifen." Trotz der mundartlich gefärbten Aussprache - es sei mir verziehen, dass ich auf die Lautschrift verzichte - war ich mir sicher, dass es um die drei Leserbriefe mit Meinungen zu der Wiederansiedlung des Wolfes in der Region geht. Und deswegen habe ich mit einer Frage geantwortet: "Sind Sie für oder dagegen, dass er in unseren Wäldern wieder heimisch wird?" Die Reaktion darauf, nachdem ich etwa drei Sekunden lang gar nichts gehört habe, war diese, der Tonfall war unmissverständlich: "Ich rede vom Bundespräsidenten."

Episode 2: So kam die Frage bei mir an: "Die seit Wochen andauernde Diskussion um den Wulff geht mir gehörig auf die Nerven, und jetzt frage ich Sie: Warum muss die Zeitung das immer wieder neu mit Berichten und vor allem heute wieder mit diesen Leserbriefen den Streit weiter anheizen?", fragte mich ein Anrufer. Da war es dann, mein Problem, weil das andere Gespräch noch in mir nachwirkte: Erkundige ich mich, ob der Leser tatsächlich den Bundespräsidenten meint, wie ich stark vermutete, und laufe dann Gefahr, dass der Mann am anderen Ende der Leitung an meiner Kompetenz in dieser Sache zweifelt, oder entscheide ich mich für eine Reaktion, die nicht eindeutig ist, weil sie beide Möglichkeiten zulässt - Wulff oder Wolf? Und das war mir bislang erst zweimal passiert: Ich habe zu lange über eine Antwort nachgedacht, vermutlich war ich für Sekunden in Gedanken versunken, denn als nächster sagte nicht ich etwas, sondern der Leser am Telefon: "Abschießen, sobald er einem vor die Flinte kommt, das ist meine Meinung, alles andere ist doch bloße Spinnerei. Wo leben wir denn? Hallo, Sind Sie noch da?"

Bleibt mir noch diese Information: Vier Leser haben in den vergangenen drei Tagen mit der Formulierung  "ein Wulff im Schafspelz" versucht, mir ihre Meinung zur Debatte um den Bundespräsidenten zu erläutern.

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