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Rettung naht: Es grün so grün, wenn ...

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Dass Leser in Panik geraten sind und dann zum Hörer greifen, um mich anzurufen, ist die absolute Ausnahme. Eigentlich ist es in den vergangenen anderthalb Jahren erst zweimal passiert: Beim ersten Mal wollte eine Leserin von mir schnelle Hilfe, weil ein von der Rundfunkanstalt beauftragter Gebühreneintreiber vor ihrem Haus stand, nicht weggehen wollte und sie nicht wusste, was sie tun soll; beim zweiten Mal war es ein Leser, der in seinem Garten eine toten Amsel gefunden hatte, nachdem am Tag zuvor die "Freie Presse" über ein rätselhaftes Sterben dieser Vogelart in Süddeutschland berichtet hatte. Den dritten Fall von einem Anflug von Panik gab es heute:

"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Sie müssen mir helfen, ich habe schon Herzklopfen und ganz feuchte Hände, ich habe niemanden, den ich sonst fragen kann", sagte die Anruferin, und mir war sofort klar, weil die Stimme tatsächlich diese gewisse Dringlichkeit zum Ausdruck brachte: Die Lage ist ernst. Also erwiderte ich: "Bleiben Sie bitte ganz ruhig, wir kriegen das schon hin, da bin ich mir ganz sicher." Es hat dann noch etwa eine Minute gedauert, weil die Frau im "fortgeschrittenen Rentenalter", wie sie es formulierte, zunächst noch ihrem Herzen etwas Luft machen und über diese moderne Welt und deren Herausforderungen sprechen wollte. Dann hat sie mir zunächst ihre allgemeine Lage geschildert:

Die Leserin lebt alleine; sie gehört einer Seniorengruppe an, in der man gemeinsam die Freizeitgestaltung plant und beispielsweise Ausflüge organisiert oder auch schon mal den Besuch eines Tanznachmittages in Angriff nimmt. Vor einem Jahr hat man beschlossen, dass man sich der neuen Zeit nicht ganz verschließen will und deshalb das Internet zumindest einmal ausprobieren möchte, um vor allem über E-Mails den Kontakt untereinander etwas einfacher zu machen; quasi als Alternative zur Telefonkette, wenn Termine verlegt werden müssen. Nach einem halben Jahr hatten dann alle Mitglieder der Gruppe einen PC daheim. "Mir hat mein Enkel einen gebrauchten besorgt und ihn auch angeschlossen", informierte mich die Anruferin und gestand, dass sie bislang noch nicht wirklich im Netz unterwegs war, aber ihre Mails abrufen kann. Und dann hat sie heute in der "Freien Presse" auf der ersten Seite etwas gelesen, was sie in Panik geraten ließ: "BKA ruft alle Internetnutzer zu Sicherheits-Schnelltest auf".

"Was soll ich tun, ich trau mich einfach nicht, meinen Enkel kann ich nicht erreichen, bitten helfen Sie mir", hörte ich eine verängstigte Stimme. Das war der Moment, in dem ich vor Erleichterung etwas lauter ausatmete, weil das Problem der Leserin nicht wirklich schlimm war. Und wir haben es dann auch gemeinsam gelöst: "Sind Sie schon im Netz?", habe ich als erstes gefragt und zur Antwort erhalten: "Der Junge hat es mir so eingerichtet, dass ich jetzt die Seite sehe, auf der ich mein Passwort eingeben muss. Müssen Sie das jetzt wissen?", fragte die Frau. Mit Bedacht und in langsamen Schritten haben wir es dann geschafft, dass sie (Buchstabe für Buchstabe) in der dafür vorgesehen Zeile die Adresse www.dns-ok.de eingegeben hat. "Und jetzt drücken Sie die Entertaste", habe ich gesagt. Dies war die Reaktion darauf: "Bitte?" Mir war klar, was ich falsch gemacht hatte, also verbesserte ich mich: "Drücken Sie die Wagenrücklauftaste." Ein bisschen gutes Zureden war noch erforderlich, dann hat sie es getan - und sagte nichts. Ich war dran: "Welche Farbe sehen Sie?" Zuerst hörte ich nur ein Atmen, dann das nächste Wort, wie man es befreiender kaum aussprechen kann: "Grün."

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