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Am Rand notiert: Dies war meine Woche

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Darauf will ich auch im neuen Jahr nicht verzichten: Jeden Freitag gehe ich meine Kurzprotokolle von den Gesprächen mit Lesern durch und suche nach den kleinen Randnotizen, die nicht unter den Tisch fallen sollten, weil sie lustig sind, weil sie nachdenklich stimmen, weil sie Dinge auf den Punkt bringen. Von Montag bis heute waren es diese:

Episode 1: "Sie sind doch ein gebildeter Mensch", sagte ein Anrufer; ich habe nicht widersprochen. Dann fuhr er fort: "Meine Meinung zur Affäre um den Bundespräsidenten möchte ich mit einem Zitat auf den Punkt bringen. Allerdings sage ich nur die erste Hälfte, die zweite müssen Sie dann ergänzen, mehr will ich dann dazu gar nicht sagen." Ich habe zugestimmt und hörte dann dies: "Denk ich an Deutschland in der Nacht ..." Die Fortführung fiel mir nicht schwer, doch will ich die Ergänzung jetzt für mich behalten und die Fragen in den Raum stellen: Autor? Titel? Zweite Zeile? Ohne Suchmaschine?

Episode 2: "Lang habe ich überlegt, ob ich überhaupt anrufen soll, aber jetzt muss ich es doch loswerden", sagte eine Anruferin und lieferte den Kern ihrer Kritik gleich hinterher: "Ich bin dafür, dass die Knallerei in der Silvesternacht in Wohngebieten verboten wird oder zumindest die Ziebels beschränkt werden, also nur bestimmt Böller und Raketen zugelassen werden." Genau das hatte ich verstanden. Und weil ich von Feuerwerk nichts verstehe, diese Knallerei nicht mag und nur wenig Verständnis dafür habe, war ich verunsichert und fragte deshalb nach: "Das ist dann wohl eine bestimmte Art von Knallern, wenn Sie von den Ziebels sprechen, oder?" Die Leserin war verwirrt, sie wusste überhaupt nicht, was ich meinte, also erklärte sie mir es einfach noch einmal (so habe ich es verstanden): "Ich ertrage Lärme einfach nicht, wenn er eine gewisse Marke bei den die Ziebels überschreitet, und das war in der Silvesternacht eine halbe Stunde lang der Fall." Ich kürze das Gespräch mal ab: Am Ende war mir klar und ich um diese Erfahrung reicher, dass man die allgemein gebräuchliche Maßeinheit für Lärm auch auf der zweiten der drei Silben betonen kann.

Episode 3: Eine Leserin hat mir von ihrem Kummer erzählt, mehr wollte sie nicht, denn ändern könne man daran sowieso nichts: "Mein Mann ist bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt und seit einem Jahr beim gleichen Unternehmen beschäftigt. Jetzt sollten zehn Kollegen in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden, mein Mann war nicht darunter, obwohl er für seine Arbeit von allen geschätzt wird. Auf die Frage nach den Gründen erhielt er die Antwort, er sei zu alt dafür." Für diesen Ärger hatte ich viel Verständnis, bevor ich für Minuten dann ein persönliche Krise durchlebte, weil die Leserin mir noch sagte: "Mein Mann ist erst 46 Jahre alt."

Episode 4: "Mir gehen die vielen Fremdwörter in der Zeitung gewaltig auf die Nerven. Bitte richten Sie das den Kollegen doch mal raus. Sie reden doch in Konferenzen darüber, was die Leser am Telefon gesagt haben, oder etwas nicht?", fragte mich ein Leser. Nachdem ich ihm versichert habe, dass ich immer alles weitergebe, was ich an Kritik oder Hinweisen erhalte, wollte ich aber noch wissen: "Können Sie mir ein paar Beispiele nennen?" Der Anrufer konnte und sagte: "Vorratsdatenspeicherung und Rettungsschirm."

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