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Die Woche im Blick: Was sonst noch geschah

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Kurz vor eins habe ich heute einen folgenschweren Fehler begangen: Ich habe bei einer Behörde angerufen, eine Mitarbeiterin hat sich gemeldet, und ich habe gesagt: "Schön, dass ich Sie noch erwische, ich habe da mal eine Frage." Die Frau am anderen Ende der Leitung war sauer, das habe ich sofort gemerkt, denn ich brauchte etwa eine Minute und viele entschuldigende Worte dafür, dass ich einem Vorurteil für den öffentlichen Dienst verfallen war und angenommen hatte, dass  "freitags ab eins ...". Meine Gesprächspartnerin am Telefon hat mir dann doch noch verziehen, wir haben noch eine Weile geplaudert, die Telefonnummer hatte ich ja schon. Was sonst noch in dieser Woche geschah, ich will es nicht verschweigen:

Episode 1: "Abschließend hätte ich noch eine Frage", sagte ein Anrufer, nachdem ich etwa fünf Minuten lang mit ihm über den Bundespräsidenten gesprochen hatte, und ich hörte dies: "Warum sächseln Sie eigentlich gar nicht?" Weil ich bereits an der Rufnummer im Display gesehen hatte, dass ich mit jemanden aus dem Vorwahlgebiet 02... sprach, und mir bewusst war, dass die Zahl der Leser, die mich wegen eines Online-Beitrages anrufen, ständig steigt, habe ich mich für diese Antwort entschieden: "Wees'sch ne".

Episode 2: "Ihrem Kollegen richten Sie bitte aus, dass auch er die Wahrheit nicht gefressen hat", sagte mir gegen Ende des Gesprächs ein Leser, der sich wegen eines Kommentars bei mir beschwert hatte. Das habe ich ihm zugesagt, mich dann freundlich verabschiedet und anschließend meinen Lieblingsordner "Verballhornte Redensarten" aufgemacht. Denn ich konnte (sehr zu meiner Freude) die laufende Nummer Neun hinzufügen: Der Anrufer hätte sich entscheiden können: Entweder hat mein Kollege die Wahrheit nicht für sich gepachtet oder er hat auf keinen Fall die Weisheit mit Löffeln gefressen. Die "Wahrheit nicht gefressen" hat es in meiner Liste auf Platz vier geschafft; an der Spitze steht immer noch "da platzt mir doch die Hutschnur", gefolgt von "Äpfel nicht mit Kartoffeln vergleichen".

Episode 3: "Wissen Sie, wie man den Golden Delicious zu DDR-Zeiten genannt hat?" fragte mich ein Anrufer und legte innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal den Finger in meine Wunde, weil mir gewisse historische Zusammenhänge einfach fehlen. Also habe ich die Flucht nach vorne gewagt und erwidert: "Würden Sie mir bitte sagen, um welchen Artikel es geht?"  Da Mann war nicht verärgert, weil ich seine Frage nicht beantwortet hatte, vielmehr war er froh, sein Anliegen loswerden zu können: "In dem Bericht über den Apfelkuchen auf der Seite Essen und Trinken steht, dass der Golden Delicious sich besonders gut eignet für den Backofen, aber das kann nicht sein", sagte er und beantwortete selbst seine Eingangsfrage: "Weil er Golden Delicious nicht heißen durfte, bekam er in der DDR den Namen Gelber Köstlicher, aber niemand hat das gesagt, weil es nicht stimmte. Wir haben immer nur vom Grünen Grässlichen gesprochen." (Dazu der Hinweis: Diese Bezeichnung habe ich erst beim dritten Mal verstanden, weil sie in sächsischer Mundart etwas anders klingt, aber hier erspare ich mir den Versuch, das aufschreiben zu wollen; ich würde es nicht schaffen.)

Episode 4: "Ich habe mal eine Frage zu den Leserbriefen in der Zeitung: Wenn dort beispielsweise die Bundesregierung kritisiert wird - wie erfährt dann die Bundeskanzlerin von diesen Meinungen, schneiden Sie die Briefe aus und schicken Sie die ans Bundeskanzleramt?" wollte eine Leserin von mir wissen und fügte ein weiteres Beispiel hinzu: "Mich interessiert nämlich vor allem, ob dieser Politologe, der das mit dem Klassenkampf und dem Rassenhass geschrieben hat, auch erfährt, was wir hier im Osten von dieser Theorie halten." Fünf Minuten später war die Anruferin sprachlos, zwei Punkte hatte ich ihr erklärt. Erstens: Firmen mit dem Angebot, die Medien auf relevante Beiträge beispielsweise für Parteien oder Unternehmen zu überprüfen, gehören einer boomenden Branche an; auch das Kanzleramt wird entweder eine eigene Abteilung für solche Pressespiegel oder einen Auftrag dazu erteilt haben. Zweitens: Jeder Mensch, der mehr oder auch weniger Teil des öffentlichen Lebens ist, wird der Versuchung nicht widerstehen können, seinen eigenen Namen in die Suchmaschine einzugeben. "Und dann stößt auch ein von uns interviewter Politologe automatisch auf die Leserbriefe", habe ich der Leserin noch mitgeteilt. Nach dem Endes des Gesprächs erlag auch ich wieder einmal der Versuchung, ich gebe es zu: 2980 Treffer bei meinem Namen (mit An- und Abführung), 60 mehr als beim letzten Mal.

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