Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Die Woche im Blick: Gute Idee, das mache ich

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Für mich ist es längst keine Gewissensfrage mehr, vielmehr bin ich mir da ganz sicher - ich lüge nicht, wenn ich auf diese Frage von Lesern antworten muss: "Sind Sie eigentlich ein gelernter DDR-Bürger?" Der Anrufer, der mich das heute gefragt hatte, bevor er überhaupt weitersprechen und mit mir über die politische Lage in unserem Land reden wollte, hat ebenfalls dies von mir gehört: "Ja, das bin ich." Irgendwann vor etwa einem Jahr nämlich war ich es leid, es wie eine Rechtfertigung klingen zu lassen, dass ich nicht in Sachsen aufgewachsen bin, und ich habe mich entschieden, so zu argumentieren: In fast 20 Jahren habe ich durch zahlreiche Gespräche mit Freunden und Kollegen und durch das Lesen vieler Erfahrungsberichte durchaus gelernt, wie ein in der DDR groß gewordener Mensch zu denken und sogar zu fühlen. Davon bin ich überzeugt, also bin ich ein gelernter DDR-Bürger. Was sonst noch in dieser Woche zwischen 10 und 12 Uhr am Telefon geschah:

Episode 1: In meiner Liste der "Verballhornten Redensarten" gibt es seit heute einen neuen Eintrag. Ich erkläre es diesmal anders herum: Es gibt auf der einen Seite die Wendung "sich darüber hermachen", während es auf der anderen Seite heißt "sich darauf stürzen". Der Leser aber, der mich angerufen hat, weil er sich von einer Behörde schlecht behandelt fühlt und der "damit jetzt unbedingt an die Öffentlichkeit gehen muss", hat dies gesagt, weil ich ihm erklären musste, dass das kein Thema für die "Freie Presse" sei: "Die Zeitung mit den vier Buchstaben wird sich garantiert darüber her stürzen."

Episode 2: Unter den Lesern, die mich regelmäßig immer wegen des gleichen "Vergehens" in der Zeitung anrufen, gehören einige zur Gruppe der "Ich mag keine Fremdwörter, wenn es ein ebenso passendes deutsches Wort gibt und nichts dagegen spricht, dieses zu verwenden". Der eine Leser formuliert das stets, wie auch diesmal, als Frage: "Wissen Sie, lieber Obmann, was Interior-Design ist?" (Anmerkung: Aus lauter Protest sprach er die zweite Hälft wie "desien" aus.) Meistens gelingt es mir, ihn zu überlisten, wenn ich das Wort tatsächlich nicht kenne: "Sagen Sie mir, wie man es schreibt und in welchem Artikel Sie es gelesen haben", erwiderte ich, und während er meiner Bitte nachkommt, habe ich das Wort schon längst in die Suchmaschine eingegeben und die Erklärung gefunden. (Kleines Zwischenspiel, wieder ohne Gewinn: Wer weiß, was Interior-Design bedeutet?) Über die Frage, ob das wichtig ist und in der Zeitung stehen muss, dass die Tochter von Modeunternehmer Willy Bogner dieses Fach studiert, habe ich noch etwa drei Minuten lang mit dem Anrufer diskutiert.

Episode 3: "Die Energiesparlampe, die ich gekauft habe und die mehrere Tausend Stunden lang halten soll, war schon am vierten Tag kaputt. Haben Sie eine Idee, was ich da jetzt machen kann?", fragte mich eine Leserin. Gerade als ich erwidern wollte, dass ich sie mit dem Kollegen im Ressort Ratgeber verbinden würde, weil sich die Redakteure besser mit Garantieleistungen auskennen, kam mir eine Idee: "Waren Sie schon im Laden, wo sie die Energiesparlampe gekauft haben, um zu reklamieren und sie umzutauschen?", fragte ich;  wohl wissend, dass das riskant war, weil ich Gefahr lief, mir vorwerfen lassen zu müssen, das Anliegen nicht ernst zu nehmen. Doch der Leser antwortete: "Gute Idee, das mache ich, vielen Dank." Das war am Montag, er hat nicht noch einmal angerufen.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.