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Irrsin, und das auch noch in der Zeitung
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Diesen Satz höre ich am häufigsten, es gibt mehrere Varianten davon, austauschbar und nicht sinnverändernd ist jeweils das zentrale Wort, es ist das einzige Substantiv in dieser Aussage: "Ich verstehe nicht, wie man diesen Irrsinn drucken kann." Heute fiel dieser Satz vier Mal, aber das ist für einen Mittwoch noch eher der Durchschnitt. Meistens geht es dabei um einen Bericht oder um einen Kommentar, heute waren es vier verschiedene journalistische Darstellungsformen. Aber der Reihe nach (das Substantiv lasse ich aus, weil ich es nicht nennen mag, solche Wörter stehen bei mir auf dem Index, aber der Rest des Satzes ist jeweils O-Ton):
Episode 1: "Haben Sie überhaupt keinen Anstand? Wie können Sie solchen (...) überhaupt in die Zeitung setzen", sagte eine Leserin und beschwerte sich darüber, dass auf der Seite Leserforum vier Leserbriefe stehen, in denen sich die Verfasser mehr oder weniger deutlich dafür aussprechen, dass die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen generell verboten werden sollte. Die Anruferin war empört, dass nur solche Meinungen den Weg in die Zeitung gefunden hatten, während die andere Seite nicht vertreten sei. Dass ich nur diese Leserbriefe erhalten habe, wollte die Frau mir nicht glauben.
Episode 2: "Da haben Sie aber mal wieder einen (...) in die Zeitung gesetzt", teilte mir ein Anrufer mit und erklärte mir, dass er im März dieses Jahres gelesen habe, dass die Bauarbeiten in der Straße, in der er wohnt, spätestens Ende Juni abgeschlossen seien, und dass aber jetzt immer noch zwei riesige Baulöcher zu sehen seien; das würde seiner Meinung nach Wochen dauern, bis dort wieder Autos fahren können. Der Mann meinte außerdem: "Den Kollegen, der das geschrieben habe, sollten Sie mal die Leviten lesen." Ich musste bei Wikipedia nachschauen, um das zu verstehen, ich zitiere: "Im Mittelalter wurde das 26. Kapitel des genannten Buches (3.Buch Mose, Levitikus) häufig als Grundlage für christliche Strafpredigten eingesetzt; aus dieser Zeit stammt auch die Redewendung "Jemandem die Leviten lesen"."
Episode 3: "Bevor man solch einen (...) druckt, sollte man sich doch wohl erst mal erkundigen, wie sich die Sache wirklich aussieht", klärte mich ein Anrufer auf, nachdem er ein Porträt über seinen Wohnort in der Zeitung gelesen hatte mit der Grundbotschaft "Hier lässt es sich gut leben", und dass das einfach nicht stimme, weil in seiner Straße zwar Tempo 30 gelten würden, aber sich niemand daran halten würde, so dass die Autos manchmal mit Tempo 70 unterwegs seien, was eine enorme Lärmbelästigung sei.
Episode 4: "Ich werde Ihnen jetzt mal sagen, wie sich das wirklich verhält, damit sie ihrem Kollegen mal mitteilen können, was er da für einen (...) geschrieben hat", leitete eine Anruferin ihr Anliegen ein, nachdem sie mich zuvor darüber informiert hatte, dass es ihr um den Artikel "Für Bayern ist das Maß voll" über die Klage gegen den Länderfinanzausgleich gehe und dass sich vor sich ausführliches "gesichertes" Zahlenmaterial (aus dem Netz) liegen habe, das eindeutig belegen würde, dass die Gründe des Freistaates nachvollziehbar seien. "Für eine solche tendenziöse Berichterstattung habe ich überhaupt kein Verständnis."
Von den restlichen sieben Gesprächen, die ich heute zwischen 10 und 12 Uhr geführt habe, war diese Frage die interessanteste: "Ich bin davon ausgegangen, dass unsere Renten um 2,3 Prozent steigen. Jetzt habe ich mal nachgerechnet: Es sind tatsächlich nur 2,26 Prozent. Könnten Sie mal herausbekommen, wie diese Differenz zustande kommt?"
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