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Der Garten, das Dach, der Schuppen, der ...

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Die meisten Leser, die mir ein Thema für einen Artikel in der Zeitung schmackhaft machen wollen, können der Versuchung nicht widerstehen, mir den bevorstehenden Erhalt dieser Information zu Beginn des Gesprächs mit einem Anreißer anzukündigen. Auf Platz eins steht unangefochten dies Frage: "Sind Sie an einer tollen Story (Anmerkung: wahlweise auch Geschichte) interessiert?" Bei einem Gerichtsprozess (zumindest denen in Krimis) nennt man dies eine Suggestivfrage, weil dem, der angesprochen wird, die Antwort in den Mund gelegt wird und weil er dadurch natürlich beeinflusst werden soll in seiner Entscheidung. Selbstverständlich würde niemals ein Redakteur die Frage nach dem Interesse an einer tollen Story verneinen.  Das gilt nicht weniger für diese Eröffnung: "Das ist doch ein Skandal, das muss doch an die Öffentlichkeit", meinte kürzlich eine Leserin, bevor sie mir schilderte, dass entlang der Straße, die aus ihren Dorf hinaus führt, das Unkraut beim Wachsen bereits die Metermarke überschritten habe. Heute versuchte es ein Leser mit dieser Suggestivfrage: "Sie sind doch sicher an Kuriositäten interessiert, nicht wahr?" Ausnahmsweise diese Unterhaltung im Wortlaut:

"Ich habe einen Garten."
"Ja."
"In dem Garten steht ein Schuppen."
"Ich verstehe."
"Der Schuppen hat ein Dach."
"Sehr sinnvoll."
"Auf dem Dach wächst ein Kürbis."
"Wie bitte?"
"Auf dem Dach wächst ein Kürbis."
"Das verstehe ich nicht, wie ist das möglich?"
"Das ist ja gerade das Kuriose."
"Wie kommt der Kürbis aufs Dach?"
"Gar nicht, er wächst dort."
"Wie kann der Kürbis auf dem Dach wachsen, gibt es dort Erdboden?"
"Nein."
"Einen Kübel mit Blumenerde?"
"Nein."
"Ich kann Ihnen leider nicht folgen."
"Darum ist es auch kurios."
"Das ich Ihnen nicht folgen kann?"
"Nein, dass auf dem Dach ein Kürbis wächst."
"Erklären Sie mir das bitte."
"Gerne. Ich habe die Kürbispflanze unmittelbar neben den Schuppen gesetzt."
"Nicht auf dem Dach?"
"Nein, sie hat sich dann entlang der Schuppenwand einen Weg nach oben gesucht."
"Bis aufs Dach?"
"Sicher, das Dach ist jetzt ein einziger Kürbispflanzenblätterwald; und mittendrin leuchtet schillernd der dort wachsende Kürbis."
"Das sieht bestimmt toll aus."
"Das stimmt."
"Das ist sicherlich ein schönes Fotomotiv."
"Da haben Sie Recht, ich habe auch schon Aufnahmen gemacht. Sollen ich Ihnen mal welche schicken?"
"Das ist nicht nötig, ich gebe dies an die Lokalredaktion weiter, und dort wird dann entschieden, ob ein Fotograf vorbeikommt und den Kürbis auf dem Dach ablichtet."
"Das wäre schön, ich würde mich darüber freuen, vielen Dank und einen schönen Tag noch."

Ein Minute später hatte ich einen Lokalredakteur am Apparat:
"Ein Leser hat angerufen."
"Ja."
"Der Mann hat einen Garten."
"Ich verstehe."
"In dem Garten steht ein Schuppen."
"Das ist gut so."
"Der Schuppen hat ein Dach."
"Sollte man meinen, sonst regnet es rein."
"Auf dem Dach wächst ein Kürbis?"
"Wie bitte?"

Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, wie der Redakteur dem Fotografen mitgeteilt hat, dass es dort einen Garten gibt, in dem ein Schuppen steht, der ein Dach hat, auf dem ein Kürbis wächst.

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