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Guten Morgen, liebe Sorgen, ich bin schon da

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Von ein paar Tagen hat mich eine Leserin gefragt, ob ich dieses Lied kenne, sie hat es mir gleich mal vorgesungen: "Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da." Natürlich kenne ich den Song, obwohl ich ihn selbst nicht in meinem Repertoire habe, denn die Lieder von Jürgen von der Lippe sind nicht ganz so mein Fall. Doch deswegen hatte die Anruferin mir die Frage nicht gestellt, es ging ihr vielmehr darum: "Machen Sie das Lied doch zu Ihrer Hymne, was halten Sie von dieser Idee?" Was diese Woche sonst noch so passiert ist:

Episode 1: "Wissen Sie, was ein Hotspot ist?", fragte mich ein Leser, und ich musste zugeben: "Gehört habe ich das Wort schon, allerdings fällt mir so schnell kein deutsches Synonym dafür ein." Der Anrufer atmete (offensichtlich erleichtert) aus und sagte: "Da bin ich aber beruhigt, ich dachte nämlich schon, ich gehöre schon zu den Menschen, an denen der Zeitgeist vorbeieilt." Demnach war ich mir sicher, die nächste Frage stellen zu müssen: "Wo haben Sie es denn in der Zeitung gelesen?" Die Antwort überraschte mich: "Gar nicht, ich höre es in letzter Zeit nur immer wieder mal im Radio." Nun war ich verwirrt: "Und da rufen Sie mich an?" Die Reaktion darauf habe ich als ein Lob gewertet: "Jemand anderes ist mir nicht eingefallen."

Episode 2: "Mit geht es um Ihre letzte Spalte", sagte eine Leserin mit etwas brüchiger Stimme und fügte hinzu: "Die Sache mit dem Kreuzworträtsel meine ich." Mir war klar: Gemeint ist meine jüngste Kolumne auf der Seite Leserforum, in der ich darüber berichtet hatte, was die Leser so an handfesten Problemen mit der Zeitung haben. Für eine dieser Schwierigkeiten hatte die Anruferin eine Lösung: "Auch mir ging das lange Zeit so, dass beim Lösen des Kreuzworträtsels ich schwarze Flecke auf der Wachstuchdecke hatte. Doch dann hatte ich eine Idee: Ich habe mir eine neue Wachstuchdecke gekauft, weil die alte ohnehin schon nicht mehr die schönste war, doch jetzt kann sie ihren Dienst doch noch erfüllen, weil ich sie beim Kreuzworträtsellösen zwischen Zeitung und neuer Wachstuchdecke lege."

Episode 3: "James Bond war vier Mal verheiratet", sagte ein Anrufer, nachdem er sich vorgestellt und hinzugefügt hatte, dass es ihm um die Rubrik "Leute heute" auf der aktuellen Seite "Aus aller Welt"  gehe. Ich wollte schlagfertig und gleichzeitig komisch sein, also antwortete ich, weil ich mich etwas auskenne: "007 ist nur ein Mal vor den Traualtar getreten, und zwar in 'Im Geheimdienst Ihrer Majestät' mit George Lazenby in der Titelrolle, die er so gut ausfüllte, dass er keine zweite Chance bekam." Doch damit hatte ich den Mann in der Leitung völlig überfordert: "Ich verstehe nicht, was Sie meinen", sagte er, währenddessen ich schnell die Zeitungsmeldung über Roger Moore überflogen hatte. Und deswegen verstand ich auch, was er meinte: "Da ist von seiner ersten und zweiten Frau die Rede, dann von der vierten, warum unterschlagen Sie Christine Kaufmann?" Jetzt war ich perplex, da konnte etwas nicht stimmen: Roger Moore mit einer deutschen Schauspielerin verheiratet? Gerade als ich um Bedenkzeit bitten wollte, fiel es mir noch ein, es waren prägende Fernsehjahre in meiner Kindheit: Der 007-Darsteller war Anfang der siebziger Jahre zusammen mit Tony Curtis in der Fernsehserie "Die Zwei" zu sehen, und Curtis war mit Christine Kaufmann verheiratet. Gerettet, ich sagte: "Sie irren sich." Was soll ich sagen: Selten habe ich es so genossen, einen Leser ausreden zu lassen, um mir seine fundierten cineastischen Kenntnisse anzuhören und wie sehr man sich auf sein Fachwissen verlassen könne, denn er habe dieses Hobby schon seit fast 50 Jahren. Dann war er fertig, und ich wiederholte: "Sie irren sich." Ich erklärte es dem Anrufer, was er dann sagte, habe ich nicht verstanden, er nuschelte mehr, als das Worte zu hören waren, nur das letzte verstand ich: "Tschüss."

Episode 4: "Ich kann es nicht haben, wenn man sich über mich lustig macht. Ich bin sauer", sagte eine Leserin, und ich wollte es kaum glauben: Sie meinte tatsächlich mich, und zwar sogar persönlich. "Sie haben in der Kolumne geschrieben, dass man nur mit viel Gefühl ans Werk gehen muss, dann bekommt man die auf der Zeitungsseite klebende Werbepostkarte ab, ohne ein Loch in er Zeitung zu haben. Ich habe es heute wirklich versucht, ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch, es ist mir trotzdem nicht gelungen", erklärte mir die Anruferin weiter. Und mir stellte sich die Frage: Wie komme ich bloß aus dieser Nummer raus? Ich ging in die Offensive: "Lieber Frau L., wenn Sie das nächste Mal eine solche Klebekarte auf der Seite haben, dann lassen Sie sie bitte dort, rufen mich noch am selben Tag an, und dann versuchen wir es gemeinsam. Und wenn es tatsächlich ein Loch gibt, lade ich Sie anschließend zum Mittagessen ein." Das Wunder geschah: "Einverstanden." Die Leserin war versöhnlich gestimmt, und ich habe ein Date.

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