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Lasst uns feiern: Nicht so kalt, wie gedacht
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Jubiläen soll man feiern, wie die Feste fallen, und deswegen erhebe ich jetzt mein Glas, was in Wirklichkeit nur eine Kaffeetasse ist (mindestens dreimal benutzt, nicht gespült, deshalb mit kristallinen Randschichten - kein Problem, für Junggesellen ein Leichtes, eine Frage von Aufwand und Nutzen), stelle mich aufrecht hin und spreche voller Ehrerbietung mit wohlgewählten Worten aus, was mich gerade zutiefst gerührt hat: Lieber Leser, vielen Dank für Ihren Anruf und den Hinweis, dass die Temperaturangabe innerhalb des Wetterberichts auf der ersten Seite der Zeitung nicht dem entspricht, was Ihnen das Thermometer auf dem eigenen Balkon anzeigt, und dass die Abweichung ganze acht Grad beträgt, was nicht hinnehmbar sei. Denn sie sind der 25. Anrufer in diesem Jahr, der sich wegen einer Differenz bei den Graden zwischen fürchterlich heiß und schrecklich kalt an mich gewandt und gefordert hat: Bitte geben Sie sich da etwas mehr Mühe, sonst werden Sie unglaubwürdig.
Kaum habe ich diese Laudatio (natürlich nur in Gedanken, obwohl - die Versuchung war schon groß) ausreichend in mir wirken lassen, da klingelt das Telefon erneut, die Stimme kommt mir bekannt vor, als sie zu mir spricht: "Ich bin's noch mal", sagt sie, und ich weiß, wen ich da in der Leitung habe, denn ein Jubiläum vergisst man nicht so schnell, zumal man es vor einer Viertelstunde gerade erst gebührend (außerdem noch mit einer Schokokugel einer Edelschokomarke) gefeiert hat, bevor der Mann hinzufügt: "Ich war gerade bei meinem Nachbarn in der Wohnung unter mir, also im Erdgeschoss, und der hat ein Thermometer an der Außenwand des Hauses, und wollen Sie wissen, was das anzeigt?" Ich will es zwar wissen, schweige aber trotzdem, den Triumph des Lesers nicht noch fördernd, was der Mann demzufolge als Aufforderung versteht fortzufahren, denn er sagt: "Fünf Grad minus." Und er schweigt, bringt damit deutlich zum Ausdruck, dass ich jetzt etwas sagen soll. Was ich auch tue, wohl wissend, was von mir erwartet wird: "Dann sind wir mit unserer Angabe von minus zehn Grad doch nicht ganz so schlecht." Und ein kleines Wunder geschieht: Der Leser lacht, und dann höre ich ihn dieses sagen: "Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag: Ich nehme das Thermometer vom Balkon, gehe damit aus dem Haus und auf die andere Straßenseite, wo eine Wiese beginnt, und legte es dort auf den Pfeiler eines Begrenzungszauns. Dann warte ich ein paar Minuten und lese die Temperatur ab. Und wenn diese weniger als drei Grad von der Temperatur in Ihrer Wetterkarte abweicht, dann rufe ich nochmal an und entschuldige mich."
"Ein Mann, ein Wort", habe ich darauf geantwortet, wohl wissend, dass ich mir solche Anrufer häufiger wünschen würde; doch angerufen hat er nicht noch einmal.
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