Blog "Leser-Obmann": Von großen Zeitungen und kleinen Fehlern

Schade fände ich es, wenn diese kleinen Randnotizen aus den Gesprächen mit Lesern unter den Tisch fallen würden, weil sie als Grundlage für einen Eintrag hier in meinem Blog zu wenig "Nährwert" haben, weshalb ich auch heute nicht auf meinen Wochenrückblick der etwas anderen Art verzichten möchte:

Episode 1: "Die Zeitung ist mir einfach zu groß", sagte eine Leserin und fügte diese Erklärung hinzu: "Beim Frühstück sehe ich meinen Mann nicht mehr, und im Zug laufe ich Gefahr, beim Umblättern dem Sitznachbarn ins Gesicht zu schlagen." Was ich für diese Anruferin tun kann, wusste sie ganz genau: "Für mich die Zeitung bitte künftig im Halbformat."

Episode 2: "Ich habe ein Geschäft und kann die Zeitung bei der Steuererklärung nicht als Werbungskosten absetzen", beschwerte sich ein Leser und nannte mir unverblümt den Grund seines Anrufs: "Da können Sie doch bestimmt was drehen, oder?" Meine Antwort: "Keine Ahnung, ich werde mich mal sachkundig machen und rufe zurück." Mein Gedanke: "... was drehen ..." gehört nicht zu den Formulierungen, auf die ich mich einlassen möchte; ganz bestimmt nicht.

Episode 3: Die Resonanz auf die Veröffentlichung der historischen Postkarte mit dem Aufdruck "12.12.12. - Will man schreiben wieder solche Karten, muss man 100 Jahre warten" auf der Titelseite der "Freien Presse" am Mittwoch war groß. Mehr als zehn Leser haben sich bei mir gemeldet, weil sie ähnliche Postkarten mit solchen Schnapszahlen besitzen und wollten wissen, ob wir dafür eventuell Verwendung haben. Ein Leser am Telefon stellte sich mit diesem Satz vor: "Ich bin ein Aufheber." Natürlich wollte ich wissen, was das ist, und der Mann erklärte es mir: "Ich sammle keine Postkarten, sondern ich hebe nur bestimmt auf, man weiß ja nie." Kurz habe ich darüber nachgedacht und dann gesagt: "Ich auch." Natürlich wollte der Anrufer wissen, wie ich das meine, weshalb ich es ihm erklärte: "Ich bin auch ein Aufheber, Sie sollten mal mein Wohnzimmer sehen."

Episode 4: "Bei der Tabelle der zweiten Bundesliga fehlt der 18. Platz", teilte mir ein Leser mit, hörbar verärgert und vor Aufregung etwas lauter atmend. Ich fand die Tabelle sofort auf der Sportseite und sagte: "Dabei kann es sich nur um einen technischen Fehler handeln, wir bitten, diesen zu entschuldigen und ich werde mich bemühen, dass die vollständige Tabelle so schnell wie möglich noch einmal veröffentlicht wird." Das Schnaufen in der Ohrmuschel meines Headsets ließ nicht nach, mir schwante Unheilvolles, aber so schlimm wurde es dann doch nicht, der Mann wollte nur lustig sein und erklärte mir: "Aber vielleicht ist Regensburg bereits in die Absolvenz gegangen und darf gar nicht mehr mitspielen."

Weitere Blog-Einträge

Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!

• Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
• E-Paper und News in einer App
• Push-Nachrichten über den Tag hinweg

Kostenlos herunterladen

Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.