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Es ist nur ein Wort, aber das geht gar nicht
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Der Grat ist häufig ein schmaler, und dann weiß ich nicht, wie ich mich verhalten beziehungsweise auf welche Seite ich mich schlagen soll. Denn immer, wenn es um Bezeichnungen für Berufe oder um mit den Tätigkeiten verbundene Ausstattungsgegenstände geht, gibt es zwei Seiten: Der Journalist wählt das Wort, das jeder kennt und mit dem eigentlich niemand ein Problem hat; bis auf die andere Seite, die auf fachliche Korrektheit besteht und die umgangssprachliche Bezeichnung fast schon als Beleidigung ansieht. Zum besseren Verständnis vor dem aktuellen Fall ein paar Beispiele:
Immer wenn es in Berichten und Reportagen um Vorgänge in Justizvollzugsanstalten geht und darin von Wärtern die Rede ist, klingelt bei mir noch am selben Tag das Telefon und ich werde (mal höflich, mal mit energischer Bestimmtheit) darauf hingewiesen, dass es Wärter nur in Zoos und Tierparks gebe, während es in diesem Fall um Vollzugsbeamte oder Vollzugsbedienstete gehe.
Immer wenn es um die Deutsche Bahn und deren Personal in den Zügen geht und in diesen Berichten von Schaffnern gesprochen wird, rufen mich Leser an und erklären mir, dass die Aufgaben der Zugbegleiter von heute mit denen eines Fahrkartenkontrolleurs von damals nicht zu vergleichen seien und diese Bezeichnung deshalb mangelnden Respekt zum Ausdruck bringe.
Immer wenn über Brände und die Löscharbeiten der Feuerwehren in der Zeitung berichtet wird und die Redakteure nicht ständig von Feuerwehrmännern oder Kameraden schreiben wollen und deshalb gelegentlich auf die Blauröcke zurückgreifen, rufen mich Leser an und beschweren sich, dass diese Bezeichnung bei den Mitgliedern der Feuerwehren auf große Kritik stoße, weil sie diese ohne Zweifel anstrengende und gefährliche Tätigkeit auf das Aussehen der Männer reduziere. Das wäre ungefähr so, als würde man Journalisten als Schreiberlinge bezeichnen, meinte einst ein Anrufer und fragte mich: "Das würde Ihnen doch auch nicht gefallen, oder?"
Allein in diesem Monat haben die Sportredakteure der "Freien Presse" in ihren Berichten die Fußballspieler fast 100 Mal als Kicker bezeichnet, weil sie ein Synonym verwenden wollten, aber noch nie hat ein Leser bei mir angerufen, um sich bei mir zu beschweren, weil dieses Wort unpassend oder respektlos sei, was mich dann jedoch sehr verwundert, weil ich eindeutig eine qualitative Wertung der Leistung darin sehe, wenn ich lesen würde: Die Männer liefen über den Rasen und kickten.
Wie dem auch sei, verstehen muss ich es nicht, weshalb ich nur noch ganz selten das in der Zeitung verwendete Wort verteidige (bei Wärtern und Schaffnern mache ich das schon lange gar nicht mehr) und mich darauf beschränke zu sagen: "Ich informiere die Redakteure über ihre Kritik." Und genau das habe ich auch heute um kurz nach elf getan, obwohl dieses eine Wort zum ersten Mal in der Kategorie "Unangebrachte Synonyme" auftauchte, doch das emotionale Engagement des Anrufers war deutlich zu hören; sein Atmen war laut und unregelmäßig, während sein Eingangssatz die Gefühlswallungen auf den Punkt brachte: "Ich bin sauer, ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll." Kommen wir zur Auflösung, denn diese Sätze über die Bergparade in Marienberg und den Besuch des Bundesverteidigungsministers standen in der Zeitung:
"Die Neuausrichtung der Bundeswehr ist abgeschlossen und dabei bleibt es", sagte de Maizière am Rande der traditionellen Bergparade. In seinem Grußwort an die Trachtenträger und Zuschauer auf dem Markt bat er an jene zu denken, "die jetzt nicht hier sein können."
Doch nun will ich ein Schelm sein und nicht verraten, was dem Anrufer die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat, sondern es als Frage formulieren: Welches dieser Wörter geht gar nicht in einem Bericht über eine Bergparade, weil sich der Berufsstand der Bergleute bis ins Mark getroffen fühlt? Anmerkung: Dies ist kein Preisrätsel, und es gibt deshalb auch nichts zu gewinnen.
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