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Denn wer sich selbst eine Grube gräbt ...
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Zu den Verhaltensweisen und Denkmustern, über die ich liebend gerne mit Lesern am Telefon diskutiere, weil ich sie nämlich eher selten wirklich nachvollziehen kann und deshalb nicht weniger energisch als die Anrufer selbst meine Position verteidige, gehört diese Einstellung: Wenn ich weiß, dass etwas falsch ist, und wenn ich es trotzdem tue in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden oder dank einer wundersamen Fügung um das Tragen der Konsequenzen herumzukommen, darf ich mich hinterher nicht beschweren, wenn es mich erwischt und ich zur Rechenschaft gezogen werde; auf gut Deutsch gesagt: Wenn ich mit dieser Grundhaltung gewaltig auf die Schnauze falle.
Weil das komplizierter klingt, als ich es meine, will ich es, bevor ich zu dem Anruf in dieser Sache komme, an einem persönlichen Beispiel erläutern. Ich gestehe: Ich bin der mit dieser (eigentlich) nicht tolerierbaren Einstellung. So war das in der vergangenen Woche: Ich stehe im Chemnitzer Stadtbad unterhalb eines Starblocks am Beckenrand und will gerade die nächsten 50 Meter in Angriff nehmen, als ich etwa auf der Hälfte der Strecke vier Brustschwimmerinnen auf mich zukommen sehe. Mein Dilemma, weil ich kraule und nur begrenzt weit vorausschauen kann: Was soll ich tun? Meine Optionen: Ich kann warten, bis die Frauen nah genug herangeschwommen sind, um dann die sichere Lücke zu erkunden; ich kann, was mich einige Sekunden kosten würde, zum äußeren Rand gehen und an den Damen vorbeischwimmen; ich kann einfach starten und hoffen, dass nichts passiert. Was soll ich sagen: Wider die Vernunft entschied ich mich für die dritte Variante, und wenige Augenblicke später fielen vier Brustschwimmerinnen über mich her, weil ich eine von ihnen beinahe "erschlagen" hätte, was zur Folge hatte, dass ihre Fönfrisur pitschnass wurde und sie stocksauer war. Der über mich herein prasselnde Wortschwall ließ den Lärmpegel enorm steigen, das war nicht schön.
Der Leser am Telefon hat sogar dafür bezahlt, nicht nur mir Lehrgeld, sondern mit Euro. Dabei war für ihn die Sache gleichfalls klar: Der Mann wusste, dass zu dem Eishockeyspiel, weil es ein Derby war, viel mehr Zuschauer als sonst kommen würden, und dass die Parkplätze rund um die Eishalle, ohnehin klein in der Zahl, schnell belegt sein würden. "Aber ich bin trotzdem bin dem Auto gefahren, manchmal hat man ja auch Glück", begründete er seine Entscheidung gegen die öffentlichen Verkehrsmittel oder den Fußmarsch. Doch dem war nicht so, nach etlichen Runden durch die Straßen gab er auf und parkte seinen Wagen dort, wo es nun mal nicht erlaubt ist. "Ich habe mir gedacht, dass auch Ordnungshüter wohl Sportsfreunde sein und Verständnis haben können", meinte er; doch damit lag er falsch, nach dem Spiel fand er ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer an der Windschutzscheibe. Doch sein Ärger potenzierte sich dann in unerschwinglicher Höhen, nachdem sich in seinem Kopf diese Vermutung als Wahrheit eingenistet hatte: "Die Stadt schickt offensichtlich extra bei solchen Spielen die Politessen los, um richtig abkassieren zu können, was für mich die reinste Abzocke ist", brachte er mir gegenüber seinen Unmut auf den Punkt. Und dann fragte er mich, was nicht ungewöhnlich ist bei solchen Themen: "Wie hätten Sie denn reagiert? Was hätten Sie denn gemacht?" Nun habe ich ganz ehrlich zur Sache selbst gesagt: "Ich wäre mit Sicherheit mit dem Bus gefahren oder wäre zu Fuß gegangen." Doch gedacht habe ich dies: Wie ich mich kenne, wäre ich hier auch (sinnbildlich) losgeschwommen und hätte mein Auto dort hingestellt, wo es mit etwas Glück niemand merkt, dass es nicht ganz korrekt ist. Doch kann man zehn oder zwanzig Euro nicht mit vier erregt wetternden Damen vergleichen. Ich vermag das jedenfalls nicht, denn das eine tut mir mehr wehr als das andere.
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