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Gut kann doch nicht verkehrt sein
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Kürzlich sagte eine Kollege zu mir: "Du bist eben ein Gutmensch." Und das hat mich dann doch stutzig gemacht; nicht etwa, weil ich den Verdacht hegte, dass dieser Redakteur mich nicht besonders leiden kann und damit meine Arbeit als Leserobmann kommentieren, vielleicht sogar bewerten wollte. Gewundert habe ich mich erst, nachdem ich im Internetlexikon Wikipedia diese Definition gelesen habe: "Gutmensch ist die ironische Verkehrung des ausgedrückten Wortsinns 'guter Mensch' in sein Gegenteil, nämlich eine meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Einzelpersonen oder Personengruppen, denen ihr Attribut 'Gutsein' oder 'Gutseinwollen' als übertrieben moralisierendes oder naives Verhalten unterstellt wird."
Dies ist der eine Grund, warum ich heute hier darüber schreibe, der zweite: Sieben Leser haben mir eine Mail zu meiner Kolumne "Wenn was faul ist ..." auf der aktuelle Seite Leserforum geschrieben, fünf Anrufer wollten am Telefon mit mir darüber reden. So groß war die Reaktion zuvor noch nie gewesen, ein neuer Rekord. Und ausnahmslos alle Leser stimmten mit mir in dieser Überzeugung überein: Mit ein bisschen mehr Verständnis für Fehler und Schwächen tun wir uns selbst den größten Gefallen, denn der Ärger darüber fällt umso kleiner aus, belastet weniger unser Gemüt oder verschwindet sogar ganz, wenn wir die Dinge nehmen, wie sie sind, und uns nicht mehr darüber aufregen, sondern mit Gelassenheit und Heiterkeit das Beste daraus machen.
Übrigens war es derselbe Kollege, der mich vor Monaten gefragt hat: "Wolltest Du früher mal Prediger werden?" Und jetzt habe ich ein Problem:
Zum einen rede und schreibe ich ohnehin gerne über Themen wie gesunde Ernährung und Sport, Umwelt- und Tierschutz, philosophische und psychologische Alltagsstrategien und spirituelle Sichtweisen über den gesunden Menschenverstand hinaus. Zum anderen aber ist es, und das ganz bewusst, mein unbedingtes Ziel, meinen Zeitgenossen damit nicht auf die Nerven zu gehen und mich zurückzuhalten, wenn ich selbst merke, dass es mal wieder zu viel war, oder wenn ich darum gebeten werde, meine lebenspraktischen Prämissen für mich zu behalten.
Womit ich zum Ende dieses Blogeintrags komme und eine Bitte loswerden möchte: Wenn sich jemand bedrängt fühlt oder wenn ihm meine Sichtweisen zu ebenso körperlichen wie geistigen Erkenntnissen gegen den Strich gehen, so möge er mir das sagen oder schreiben; und ich werde, wenn die Zahl mir das unmissverständlich zum Ausdruck und damit dann nahe bringt, mich ändern. Das ist ein Versprechen.
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