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Der alte Mann und die Frage: Warum nur?
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Niemand wird mir da widersprechen wollen, da bin ich mir ganz sicher: Die Privatsphäre gehört zu den elementaren Menschrechten, die in keinem gesellschaftlichen oder politischen System eingeschränkt oder verletzt werden darf; sie ist ein hohes Gut, es gilt sie zu achten und zu verteidigen. Deshalb traf mich diese Frage eines Lesers heute bis ins Mark: "Ist Ihrer Zeitung die Privatsphäre der Menschen noch etwas wert?" Dieses Gespräch war ein außergewöhnliches, es dauerte eine halbe Stunde, dafür gab es mehrere Gründe.
Der Anrufer ist 85 Jahre alt und hat bis 1945 das Regime der Nazis erlebt, bis 1989 mit dem System der DDR auskommen und nach der Wende im vereinten Deutschland sich zurecht finden müssen. "Glauben Sie mir bitte, dass ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich mich mit Ihnen über die Wahrung der Privatsphäre unterhalten möchte", ergänzte er die Informationen über seinen Lebenslauf. Seine wichtigste Quelle für Nachrichten aus der Region, Deutschland und der Welt sei die "Freie Presse", nur gelegentlich schaue er sich ausgewählte Sendungen im Fernsehen an, während das Radio schon mal häufiger eingeschaltet sei. "Dann aber meistens einen Kultur- oder Informationssender", fügte er noch hinzu. Schon lange habe er mich anrufen und mit mir über dieses Thema reden wollen, doch zuletzt bei der Trennung von Christian und Bettina Wulff sei ihm die allgemeine Aufregung zu groß gewesen, und er habe befürchtet, dann nur als einer von vielen wahrgenommen zu werden, die einfach mal nur ihren Unmut darüber zum Ausdruck bringen wollten. "Deshalb melde ich mich erst heute", sagte er.
Lange habe ich versucht, ihm zu erklären, was eine Person des öffentlichen Lebens ist und wann es sich um eine Person der Zeitgeschichte handelt und warum in beiden Fällen die Informationen aus den Privatleben dieser Menschen durchaus von großem öffentlichem Interesse sein können und deshalb auch in der Zeitung stehen dürfen. Der Mann in der Leitung hat das auch verstanden, hat mir dann aber die Rubrik "Leute heute" (täglich auf der Seite "Aus aller Welt") regelrecht um die Ohren gehauen, weil er der Ansicht war, dass er bei mehr als 90 Prozent der angeführten Personen mit mir energisch darüber diskutieren oder würde sogar streiten wollen, ob das denn tatsächlich der Fall sei, hier von Personen des öffentlichen Lebens reden zu können.
Wegen dieser Unterhaltung über die Privatsphäre, die ich für beide Seiten als höchst fruchtbares Gespräch bezeichnen würde, schreibe ich aber nicht an dieser Stelle. Ich will hier in meinem Blog etwas anderes loswerden, eigentlich keine große Sache, aber es ist mir eben passiert, dazu will ich stehen und es auch aussprechen: Ich habe bei der Lösung eines kommunikativen Problems versagt. Der Mann hat, was ich eigentlich nicht erwähnen müsste, kein Internet; er hat davon gehört und eine ungefähre Ahnung davon, wie das funktionieren könnte, aber noch nie einen Gedanken daran verschwendet, dass dies etwas für ihn sei. Von Facebook und Twitter hat er noch nie im Leben etwas zur Kenntnis genommen, von Google nicht, der Begriff "Suchmaschine" war ihm neu. Und doch habe ich einen Versuch gestartet, dem 85-Jährigen zu erklären, dass es heutzutage soziale Netzwerke gibt und dass diese die Grenzen von Privatsphäre gründlich verschoben haben, weil die Nutzer dieser Kommunikationsplattformen sie selbst aufheben und häufig gerade danach streben, der Öffentlichkeit etwas aus ihrem Privatleben zu erzählen. Der alte Mann hat sich wirklich große Mühe gegeben, das alles zu verstehen; vielleicht ist es ihm sogar teilweise gelungen. Dann aber hat er mir eine Frage gestellt, auf die ich keine Antwort wusste, womit diese Unterhaltung an ihrem Ende angelangt war: "Warum machen die Menschen das?"
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