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Mit Sex hat das eher wenig zu tun
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Die Fähigkeit zum Staunen ist unbedingte Voraussetzung dafür, über das reine Wissen hinaus die Welt verstehen und ihr allein mit dem Verstand die Geheimnisse unserer eigenen Existenz entreißen zu können. Das ist nicht das Zitat eines berühmten Denkers; das hat mein erster Philosophielehrer vor rund 40 Jahren uns Schülern gesagt und damals damit in mir etwas angestoßen, das mich bis heute begleitet auf dem Weg, mein eigenes und das Leben an sich sowie die Menschen besser verstehen zu wollen und zu können. Soll heißen: Immer wenn ich ins Staunen gerate, denke ich darüber nach, was ich jetzt mehr weiß über das Sein an sich und im Besonderen. Heute Morgen war das bei einem Gespräch wieder mal der Fall:
"Am Samstag hatten Sie einen Artikel in der Zeitung über einen französischen Konditor, der Schokolade mit Motiven aus dem Kamasutra herstellt", teilte mir eine Leserin mit und erklärte mir den Grund ihres Anrufs: "Das erweckt den Eindruck, als habe dieser Mann diese Idee zum ersten Mal gehabt. Aber das stimmt nicht, denn ich war vor einiger Zeit in Wurzen und habe dort hergestellte Schokotäfelchen mit Bildern aus dem Kamasutra drauf gekauft." Nun bat ich die Anruferin um etwas Geduld, weil ich zum einen zuerst mir die Meldung auf der Seite "Aus aller Welt" durchlesen wollte, wobei ich feststellte, dass dort nicht zu erfahren war, der Konditor in Frankreich habe diese erotische Leckerei erfunden, sondern nur dass er sie mit großem Erfolg verkaufe. Zum anderen gab ich, während ich mit der Frau weiter redete, die Wortkombination "Kamasutra Schokolade Wurzen" in die Suchmaschine ein und hatte tatsächlich mit dem ersten Treffer gleich den bestätigenden Erfolg. Vergewissern aber wollte ich mich doch: "Sind Sie ganz sicher, dass es sich um Bilder aus dem Kamasutra handelt?", fragte ich die Leserin und bekam als Antwort: "Junger Mann, das können Sie mir ruhig glauben, das sieht man doch sofort, man kennt die Szenen doch." Nun reizte es mich doch, sie zu fragen: "Sie haben diese Schokolade also gerade vor sich liegen, Sie haben sie nicht gegessen?" "Wo denken Sie hin?", erwidert sie und betonte, dass sie die Täfelchen nur von Zeit zu Zeit hervorhole, sie vorsichtig berühre und sich anschaue, sie würden gerade in diesem Augenblick vor ihr liegen. "Dann können Sie mir doch mal beschreiben, was da zu sehen ist, damit wir ganz sicher sein können", wagte ich vorzuschlagen; mit dem Ergebnis, dass ich die nächsten 30 Sekunden aus dem Staunen nicht mehr herauskam: "Also da ist ein Mann, und er hat offensichtlich (...), während die Frau daneben gerade ihre (...)"
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