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Erst ist das Auto weg, dann wieder da

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Es war ein knappes Ergebnis, denn letztlich waren es nur zwei Leser mehr, die mich kürzlich angerufen haben, weil sie sich bei mir wegen die Berichterstattung über eine im Urwald angesiedelte Realityshow eines TV-Privatsenders beschweren wollten, als es Anrufer gab, die mich mit verbaler Prügel überzogen haben, weil die "Freie Presse"  mit mehr als einem Artikel ("und sogar noch Kommentaren" sowie "vielen großen Fotos") über den Rücktritt des Papstes berichtet hat. Was sonst noch in dieser Woche am Telefon eine Randnotiz verdient hat:

Episode 1: "Können Sie mir mal erklären, worum es bei diesem Pferdefleischskandal eigentlich geht?", fragte mich eine Leserin und nannte mir als Grund für dieses Anliegen diesen Hinweis: "Früher haben wir viel Pferdefleisch gegessen, und mir soll niemand erzählen, dass es ungesünder ist als Rind oder Schwein." Ich habe versucht, ihr diesen Betrug am Verbraucher verständlich zu machen, während ich der Anruferin das letzte Wort überlassen habe: "Ich verstehe die Aufregung trotzdem nicht."

Episode 2: "Gestern bin ich morgens aus dem Haus gegangen und habe feststellen müssen: Man hat mir mein Auto geklaut", berichtete mir eine Leserin am Telefon, während ich registrierte, dass ihre Stimme alles andere als betrübt klang und deshalb neugierig auf den Fortgang der Geschichte war. Die hörte sich dann so an: "Und abends war es dann wieder da. Können Sie sich das vorstellen? Die Polizei hat es noch am gleichen Tag wiedergefunden, es war am anderen Ende der Stadt abgestellt worden." Die Frau in der Leitung machte an dieser Stelle eine Pause; ich schwieg aber auch, weil mir so schnell keine weitere Frage einfiel, weshalb die Leserin ihr Anliegen auf den Punkt brachte: "Darüber können Sie doch mal einen Artikel schreiben, damit sie nicht immer nur schlechte Nachrichten in der Zeitung haben."

Episode 3: "Ich würde mir wünschen, dass sie in den Wochen vor der Wahl zum Deutschen Bundestag die Wahlprogramme aller bislang dort vertretenen Parteien in der Zeitung vorstellen und so erläutern, dass man sie auch ohne Fachlexikon verstehen kann, und gleichzeitig dazu die Informationen liefern, wie die Parteien das, was sie dort auf ihre Fahnen geschrieben haben, dann auch finanzieren wollen, falls sie nach der Wahl an der Regierung beteiligt sein sollten", sprach ein Leser und war mit meiner Reaktion darauf zufrieden, was das Gespräch nach weniger als einer Minute zum Ende brachte: "Ich werde den Chefredakteur über ihren Wunsch informieren."

Episode 4: "Gab es da nicht vor Jahren mal einen Mann, der sich als Arzt ausgeben und in einem Krankenhaus sogar an leitender Stelle gearbeitet hat, ohne jemals ein Studium absolviert oder eine andere medizinische Ausbildung erhalten zu haben?", fragte mich ein Leser. "Ich kann mich dunkel an die Geschichte erinnern", antwortete ich; das war nicht mal geschwindelt, obwohl "dunkel" für mich eine extrem dehnbare Größenordnung meines Erinnerungsvermögens ist. Der Mann schob sogar noch eine zweite Frage hinterher: "Musste dieser Mann nicht sogar dafür ins Gefängnis?" Mit dieser Information konnte ich dann aber doch nicht dienen, weshalb ich sagte: "Das weiß ich nicht, aber ich werde es recherchieren und rufe Sie zurück." Der Mann lachte hörbar auf, bevor er mir sagte: "Das müssen Sie gar nicht, denn ich will nur, dass Sie mal darüber nachdenken: Was ist schlimmer - ein falscher Arzt, der Menschen behandelt, oder eine falsche Bildungsministerin, die nur so tut, als würde sie Ahnung haben?" Ich versprach dem Anrufer, darüber nachzudenken; ich habe mein Versprechen gehalten.

Episode 5: "Ich bin über neunzig und habe nicht die Spur von Rheuma", erzählte mir ein Anrufer, nachdem er mir zuvor den Artikel genannte hatte, der ihn veranlasst hatte, mich anzurufen. Weil er sich nicht mehr an den Tag, auch nicht an die Seite und an die Überschrift erinnern konnte, hat es etwas gedauert, bis ich den Bericht gefunden und mir auf den Schirm geholt hatte: "Strahlenexperte spürt Uranaltlasten nach" lautete die Überschrift, und es ging in dem Artikel um einen Mann, der mit einem Geigerzähler den Hinterlassenschaften der Wismut nachspürte. Der Mann in der Leitung konnte die Aufregung der Menschen, die in dem Bericht zitiert wurden, nicht verstehen, denn er sieht die Sache positiv: "Ich habe viele Jahre  für die Wismut unter Tage im Uranbergbau gearbeitet. Man hat uns damals gesagt, dass wir sicher sein können, niemals Rheuma zu kriegen. Und das hat gestimmt."

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