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Klar: Eiswürfel in der Hose geht gar nicht

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Zwei Möglichkeiten gibt es jetzt. Die erste: Ich verzichte heute mal darauf, hier von den Gesprächen mit Lesern am Telefon zwischen zehn und zwölf zu berichten und verspreche, mich morgen wieder zu melden. Der Grund: Es gab heute (sage und schreibe) 17 Anrufe bei mir von Leuten, die sich über etwas geärgert haben und darüber mit mir sprechen wollten. Dies ist die zweite Möglichkeit: Ich schreibe trotzdem über das, was die Gemüter der Leser mehr oder weniger stark in Wallung gebracht hat, weil ich diese kleine Auswahl der Unterhaltungen dann besonders anschaulich deutlich macht, dass alles im Leben immer irgendwie relativ ist; und montags eben noch etwas relativer. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden:

Episode 1: "Hunderttausende Menschen in unserem Land leiden unter den Auswirkungen des Hochwasser, fürchten um ihr Leben und ihr Hab und Gut, sind verzweifelt und wären dankbar für jedes Fünkchen an Hoffnung, das man Ihnen geben könnte, und dann muss ich so einen Sch... in der Zeitung lesen. Und als ich dann auch noch das Foto sah, hätte ich (...) können", sagte eine Leserin und beschwerte sich lautstarke und unter Verwendung eines größtenteils nicht zitierfähigen Vokabulars darüber, dass "Freie Presse" unter der Überschrift "Eine Show im Ballermann-Stil" überhaupt über die jüngste Sendung von "Wetten, dass...?" überhaupt berichtet und dabei dann auch noch ein Foto gezeigt hatte, wie sich der Schauspieler Gerard Butler Eiswürfel in die Hose schüttet.

Episode 2: "Manchmal frage ich mich wirklich, in was für einem Land ich eigentlich lebe und was in den Köpfen der Menschen allgemein und besonders in denen von Politikern vorgeht", sagte ein Leser, der nach einem zweiwöchigen Urlaub am Sonntag nach Hause zurückgekehrt war und alle Ausgaben der "Freien Presse" aus der Zeit während seiner Abwesenheit nachgelesen hat und dabei auf einen Artikel gestoßen war, über den er sich derart geärgert hatte, dass er nicht umhin kam, mich anzurufen: "Müssen wir eigentlich jeden Mist übernehmen, nur weil er aus den USA kommt?", fragte er mich und zitierte eine Nachricht aus der Zeitung: "Deutsche Streifenwagen sollen zusätzlich jaulende US-Sirenen und rote Blinklichter bekommen." Gerade noch konnte ich ihn davon abhalten, mir vorzujaulen, wie es dann klingen könnte auf deutschen Straßen.

Episode 3: "Ich habe am Samstag in der Zeitung gelesen, dass in unserer Stadt die Beschädigung der Winterschäden auf den Straßen abgeschlossen sei und man alle Schlaglöcher geflickt habe", sagte eine Leserin und nannte mir den Grund ihres Anrufs: "Das stimmt aber nicht, in meiner Straße ist noch ein großes, können Sie meine Beschwerde weiterreichen?" Versprochen habe ich ihr, die zuständige Lokalredaktion zu informieren; das habe ich auch getan, was die Kollegen daraufhin geantwortet haben, möchte ich aber lieber für mich behalten.

Episode 4: "Langsam habe ich den Verdacht, dass es diese Freikarten gar nicht wirklich gibt und die Verlosungen nur dazu da sind, damit die Leute bei Ihnen anrufen", beschwerte sich eine Leserin bei mir darüber, dass sie zum wiederholen Mal bereits versucht hatte, mit einem Anruf die Tickets für ein Konzert zu ergattern. Ich musste mich zunächst erkundigen, wer diese Gewinnspiel wo in unserer Zeitung veranstaltet, bis ich den zuständigen Kollegen dann an der Strippe hatte, der mir, weil er mir als Reaktion auf die Leseranfrage antworten wollte, eine Frage stellte: "Spielst Du eigentlich Lotto?"

Episode 5: "Wenn ich noch einmal einen Artikel über den Prozess gegen gen Jugendpfarrer König aus Jena in der Zeitung lese, dann ...", sagte ein Leser und sprach die Drohung auch aus, was aber hier nicht weiter von Belang sein soll. Dem Anrufer ging es auch nicht darum, dass er seine Meinung dazu loswerden wollte, ob König zurecht vor Gericht steht oder ob es nicht doch auf die Frage nach dem Recht auf Zivilcourage hinausläuft, sondern er stellte mir eine Frage, die allerdings, was der Leser aber nicht wissen konnte, dann auch das Ende der Unterhaltung einleitete, weil ich über solche Themen nicht diskutiere, sondern sie mir höchstens anhöre: "Wissen Sie eigentlich, wer zu DDR-Zeiten überhaupt nur Pfarrer werden konnte und welche Bedingungen man dazu erfüllen musste?"

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