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Nicht darüber reden? Das wäre zu einfach

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Eigentlich könnte ich es mir jetzt einfach machen und so tun, als wären die zwei Stunden heute zwischen zehn und zwölf ganz normal wie immer verlaufen, und ich könnte von einem Gespräch oder auch von zwei oder drei Unterhaltungen berichten, wie ich es gewöhnlich hier in meinem Blog mache. Dann könnte ich davon erzählen, wie unterhaltsam es war, mich mit einer Leserin darüber zu unterhalten, was das Wort "dampern" bedeutet, weil ich es zwar  schon häufiger gehört hatte und von seiner Bedeutung immerhin eine Ahnung hatte, aber nicht wirklich wusste, was ein Mensch macht, wenn er "dampert". Vermutlich würde ich dann auch von einem Versprecher erzählen, der einem Leser passiert ist und der mich dazu veranlasst hat, über ein ganz anderes Thema nachzudenken und eine Frage in den öffentlichen Raum zu stellen, auf die ich gern eine Antwort hätte; der Anrufer hat mit mir über das Übel der Strompreiserhöhungen gesprochen und meinte, dass der GAU in einem Atomkraftwerk in Japan zwar dafür verantwortlich gemacht werde, aber das würde doch nicht stimmen, denn (ich zitiere wörtlich) "in Deutschland gibt es doch keine Tsunami und auch keine Erdbeeren". Selbstverständlich hat sich der Mann sofort verbessert, und von "Erdbeben" gesprochen, doch die süße Frucht hatte sich bei mir festgesetzt, weshalb ich jetzt wissen möchte: Gibt es dieses Jahr noch Erdbeeren oder sind die einheimischen alle dem Wetter zum Opfer gefallen? Wenn ich es mir leicht machen möchte, könnte ich allein aus diesen einem Gespräch mit einer Leserin einen langen Blogeintrag machen, denn die Frau wollte von mir wissen, ob ich eine Idee hätte, warum Barbara Ludwig, die am Sonntag gern als Oberbürgermeisterin in Chemnitz wiedergewählt werden möchte, auf ihren Wahlplakaten auf die drei Buchstaben ihrer Partei verzichtet; der Leserin und mir sind die tollsten Ideen gekommen, warum das der Fall sein könnte.

Wenn ist mir tatsächlich leicht machen möchte, würde ich nun verschweigen, was mich heute bewegt, sogar betroffen gemacht hat. Aber das will ich nicht, das ist nicht meine Art, und deshalb jetzt diese Nachricht, die ich - dafür bitte ich um Verständnis - als solche auch sachlich formulieren möchte: Sechs Leserinnen und Leser haben mich heute angerufen, weil sie auf der aktuellen Seite Leserforum die drei Meinungen unter der Überschrift "Zur Rolle der NVA beim Einmarsch" gelesen hatten, und die mir daraufhin berichtet haben, wie sie damals im Sommer 1968 auf dem Boden der DDR das Anlaufen der Kriegsmaschinerie mit Soldaten, Panzern und Flugzeugen und die militärische Präsenz in der Region nahe der Grenze erlebt und wie sie sich dabei gefühlt und was diese Erlebnisse für ihr weiteres Leben bedeutet haben; während dieser Minuten habe ich gespürt, wie meine Distanz zu den Ereignissen von damals immer kleiner wurde und dass ich tatsächlich mitfühlen konnte. Das wollte ich hier loswerden, von diesem Empfinden berichten; und das fällt mir gar nicht so leicht.

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